Donnersbergkreis Forschungsreise zum Ursprung des Theaters

Gespielt wird im Freien auf umgebauten Erntewagen.
Gespielt wird im Freien auf umgebauten Erntewagen.

«ALZEY.» Zwei Erntewägen, zur Wanderbühne umgebaut und von einem Pferdegespann gezogen, begleitet von einer Musik- und Schauspielertruppe: So macht sich demnächst das Ensemble „Buehnedautenheims“ auf den Weg durch Rheinhessen und führt, wie in den Frühzeiten des europäischen Theaters, Calderóns „Das große Welttheater“ auf. Start der Schauspieltour ist am 31. Juli auf der Freilichtbühne im Alzeyer Ortsteil Dautenheim.

Das große Welttheater ist ein Fronleichnamsspiel des Barockdichters Pedro Calderón de la Barca, gespielt nach der Übersetzung des Romantikers Josef von Eichendorff. Es zeigt die Welt als Bühne, auf der die Menschen ihre von Gott zugeteilte Rolle spielen und dabei Fragen von Religion und Lebenssinn verhandeln, wie der Theaterförderkreis Alzey-Dautenheim erläutert zu dem Stück des Spaniers, der von 1600 bis 1681 gelebt hat. „Das Spiel im Stück entspinnt sich demnach zwischen dem Schöpfer und der Welt, die auftretenden Figuren sind: das Gesetz der Gnade, der König, die Religion, die Schönheit, der Reichtum, der Landmann, das Elend, das ungeborene Kind“, heißt es weiter. Zur Zeit des Barock wurde Theater im Freien gespielt, und als Bühnen dienten zwei, später vier Karren mit zweistöckigen Aufbauten. Angelehnt an diese historische Aufführungspraxis wurden zwei Erntewägen zur Wanderbühne umgebaut und tragen auf der einen Seite die Himmelskugel des Schöpfers, auf der anderen die Weltkugel, dazwischen ist die Bühne. Die Tour der fahrenden Schauspieltruppe – neben professionellen Schauspielern spielen Akteure aus dem Dorf – mit einem Streichtrio und lokalen Blaskapellen für die Bühnenmusik führt zu fünf verschiedenen Spielorten: am 31. Juli zur Freilichtbühne in Dautenheim, am 1. August auf den Rossmarkt in Alzey, am 2. August nach Gau-Bickelheim zur Kreuzkapelle in den Weinbergen, am 3. August auf die Zitadelle in Mainz und zum Abschluss am 4. August auf den Mainzer Domplatz. „Am Tag wird gefahren, am Abend gespielt. Die Karren oder Heuwägen der fahrenden Bühne stammen aus dem Dorffundus und werden von Pferden gezogen. Sie sind aus Holz mit eisenbeschlagenen Rädern und zeugen von der agrarischen Vergangenheit der letzten vierhundert Jahre“, so der Dautenheimer Theaterförderkreis. Für das Ensemble unter der Leitung von Annette Storr (Regie) und Clara Gervais (Komposition) sei es eine Forschungsreise zur Ursprungsform des Theaters der Wandertruppen. Die Aufführungen, die vom Kultursommer Rheinland-Pfalz unterstützt werden, beginnen jeweils um 20.30 Uhr, der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

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