Donnersbergkreis Einmal quer über die Alpen

Starten heute ihre Transalp-Tour nach Venedig (von links): Ralf Gehrmann, Joachim Schröder, Rainer Schäfer, Elkin Richter, Torst
Starten heute ihre Transalp-Tour nach Venedig (von links): Ralf Gehrmann, Joachim Schröder, Rainer Schäfer, Elkin Richter, Torsten Beyer.

«Grünstadt.» „Man vergisst auf einer Pilgertour alles um sich herum und kann total abschalten“, ist der Ebertsheimer Rainer Schäfer rund ein Jahr nach seiner Tour in den spanischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela noch immer beeindruckt von den Erlebnissen. Kein Wunder also, dass er heute in ein neues Abenteuer startet: die Transalp. Die Vorzeichen sind jedoch andere. „Im vergangenen Jahr war ich mit Elkin Richter alleine unterwegs“, blickt Schäfer zurück. Als es aber die Runde gemacht habe, dass sie wieder eine Tour planen, seien erste Interessensbekundungen aufgetaucht. „Und so sind wir jetzt eine Fünfergruppe, die sich aufmacht, die Alpen zu überqueren.“ Am heutigen Samstagmorgen gegen 9 Uhr starten Schäfer und Richter gemeinsam mit Joachim Schröder aus Ramsen, dem Offsteiner Torsten Beyer und Ralf Gehrmann aus Eisenberg mit ihren Rennrädern ihr Abenteuer. In fünf Etappen wollen sie rund 800 Kilometer zurücklegen. Das Ziel: Venedig. Geplant hat Richter die Route mit dem Quäl-Dich-Navigator. „Das Problem war es, Unterkünfte entlang der Route zu finden“, berichtet er mit Blick auf die Ferienzeit. „Da ist natürlich alles ausgebucht.“ Dabei waren die Männer keineswegs spät dran. „Wir hatten schon im Dezember quasi alles gebucht“, fügt Schäfer hinzu, der in der Vergangenheit schon zahlreiche Touren wie die Bodenseerundfahrt hinter sich gebracht hat. „Und vor drei Jahren sind wir die Tour de France-Strecke in Düsseldorf gefahren.“ Weil vor allem die Bodenseerundfahrt ihren Reiz verloren habe, sei die Idee mit der Pilgertour aufgekommen. „Jedes Jahr eine andere Tour, das würde mir schon gefallen“, sagt Schäfer, der wegen eines Meniskusschadens vor mehr als 30 Jahren zum Fahrradfahren gekommen ist. „Das tut dem Knie gut.“ Der Plan war ein anderer Eine Pilgertour ist die Unternehmung in diesem Jahr aber keine. „Es ist einfach eine sportliche Herausforderung“, erläutert Schäfer. Dass sie anders als im vergangenen Jahr auch nur fünf Tage unterwegs sind, hat seine Gründe. „Unsere Mitstreiter arbeiten noch voll, haben zudem Familie, die können nicht einfach mal drei Wochen weg sein.“ Deshalb habe man sich auf diesen Kompromiss geeinigt. Denn der ursprüngliche Plan von Richter und Schäfer war es, die Via Claudia Augusta zu fahren – die Alpenüberquerung mit den wenigsten Höhenmetern. „Das ist zu fünft schwierig, auch mit Blick auf bezahlbare Unterkünfte“, sagt Richter, „schließlich sind dort viele Radfahrer unterwegs.“ Dem 59-jährigen, der in Altersteilzeit arbeitet, machen solche Touren Spaß. „Ich freue mich, sagen zu können, die Alpen durchquert zu haben.“ Eine weitere Motivation: „Ich mache es auch aus gesundheitlichen Gründen, dass der Bauch nicht zu dick wird“, sagt er lachend. Kürzeste Etappe ist die schwerste Los geht es heute in Asselheim, weiter bis nach Obersülzen und Speyer. „Dort ist die Rheinbrücke für Autos gesperrt, wir dürfen aber drüber“, freut sich Schäfer, Maschinenbaumeister in Rente. Nach 179 Kilometern ist das Ziel der ersten Etappe erreicht: Öschingen hinter Tübingen. „Die längste Etappe folgt bereits am zweiten Tag mit 190 Kilometern“, sagt der 65-jährige Schäfer. Denn dann gehe es von Öschingen nach Schwangau. Abschnitt drei führt die Abenteurer weiter nach Sölden, ehe die mit 115 Kilometern kürzeste, aber anspruchsvollste Etappe ansteht. „Da geht es steil nach oben über das Timmelsjoch, wir überwinden fast 2000 Höhenmeter“, weiß Schäfer. Bis zu 6000 Kilometer in Beinen Um eine solche Tour durchzustehen, bedarf es einer guten Vorbereitung. „Die meisten von uns haben zwischen 4000 und 6000 Kilometer dieses Jahr schon in den Beinen“, sagt Schäfer. Das sei auch notwendig. „Mit 2000 Kilometern ist das Risiko, schlapp zu machen, schon groß.“ Ein wichtiges Hilfsmittel für die Radler neben Ersatzteilen wie einem Schlauch: das Fahrradnavi. „Und für den Fall, dass dieses ausfällt oder wir uns verlieren, bekommt jeder eine einlaminierte Karte.“ Geht alles reibungslos über die Bühne, sind sie nach fünf Tagen kurz vor Venedig in Sottomarina. „Dann müssen wir nur noch mit der Fähre rüber in die Stadt“, so Schäfer. Schief gehen darf während der Tour ohnehin nicht viel. „Wenn wir abends nicht an der Unterkunft sind, haben wir kein Bett“, sagt Richter und lacht. Das war im vergangenen Jahr anders. „Da sind wir so lange gefahren, bis wir keine Lust mehr hatten, und haben dann spontan einen Schlafplatz gesucht“, ergänzt er. Und noch etwas ist anders: ein Begleitfahrzeug unterstützt die Radler. Deshalb sind die Etappen länger, schließlich muss kein Gepäck mitgeschleppt werden – „und man kann in der Gruppe auch den Windschatten ausnutzen“, sagt Richter. „Wir hoffen, dass das Fahrzeug nicht auf der Autobahn stecken bleibt“, spielt Schäfer auf die Sperrungen für Urlauber in Österreich und die langen Staus an. Schäfer hofft am meisten auf schönes Wetter. „Im vergangenen Jahr war die Kälte und der Regen das furchtbarste“, blickt er zurück. Vorfreude hat er auf Füssen und das dortige Schloss. „Und Sölden ist schön, das kenne ich vom Skifahren.“ Ohnehin sei Zeit, inne zu halten und schöne Orte anzusehen. „Das ist ja kein Rennen.“ Am Freitag geht es für die Gruppe dann mit dem Auto zurück in die Heimat. Dann wollen Sie auch ausführlich von ihren Erlebnissen berichten.

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