Donnersbergkreis Ein Mann, eine Frau, ein Boot

In Montherme in Frankreich: Inge und Josef Hoffmann mit Segelboot „Maxime“.
In Montherme in Frankreich: Inge und Josef Hoffmann mit Segelboot »Maxime«.

«rockenhausen.» Inge Hoffmann und ihr Mann Josef Hoffmann, ehemaliger Pressefotograf bei der RHEINPFALZ, erfüllen sich als Rentner den Traum vom eigenen Segelboot. Mit der „Maxime“ segelt das Paar aus Rockenhausen von Hasselt in Holland Richtung Süden. Nach zwei Monaten soll die Tour in Merzig im Saarland enden. Im kommenden Jahr soll es weitergehen – wohin, ist noch offen.

Vor fünf Jahren haben sich Inge und Josef Hoffmann das achteinhalb Meter lange Boot gekauft, seitdem liegt es im Heimathafen in Hasselt. „Maxime“ ist 40 Jahre alt und besteht aus Stahl. Die Inneneinrichtung ist zweckmäßig. Ein Bett, eine Toilette, eine Sitzbank mit Küche, in der mit Gas gekocht wird. Und trotz Segel darf auch ein Volvo-Penta-Motor nicht fehlen. Die Wäsche wird außen am Boot getrocknet. Als Leine wird alles genutzt, woran man Klammern befestigen kann. Sanitäre Anlagen und eine Waschmaschine findet man in jedem Hafen. Bis zur Abfahrt Anfang Juni musste so einiges repariert werden. Der Mast wurde erneuert, die Elektrokabel neu verlegt, eine neue Heizung gekauft und der Kühlschrank repariert. Ein Funkgerät wurde angeschafft, mit dem man im nächsten Hafen anfragen kann, ob ein Liegeplatz für die kleine „Maxime“ frei ist. Der Mast wurde abgebaut und eingelagert. „Auf der Fahrt sind viele Brücken, unter denen wir durchmüssen, dafür ist unser Mast zu hoch“, sagt Inge Hoffmann. „Sobald wir angekommen sind, wo wir bleiben wollen, können wir den Mast mit einem größeren Schiff nachkommen lassen.“ Auch der Tiefgang der „Maxime“ ist mit 1,20 Metern fast zu tief für einen Fluss wie die Maas, die nur 1,60 Meter tief ist. „Da müssen wir schon aufpassen, dass wir in der Mitte bleiben“, sagt Josef Hoffmann. Ein Essensplan wurde Anfang Januar erstellt, mehrfach geändert und die Zutaten dazu gekauft. Viel Dosenessen und einfach zu kochende Gerichte stehen in der kleinen Küche bereit. Abwechslungsreich ist es dennoch, ein Tag wird gekocht, und an dem anderen Tag gehen die beiden essen. So mussten sie nicht allzu viele Vorräte mitnehmen. Angeschafft wurden außerdem Schwimmwesten und Karten für die Navigation. Mit dem Auto inklusive Gepäck, Tochter Susanne und Enkelin Anna ging es dann nach Holland. Nach der ersten Übernachtung fuhren die beiden das Auto zurück nach Hause, Oma und Opa blieben und machten voller Vorfreude den letzten Check. Der Tag des Ehepaares beginnt um 7.30 Uhr. Die Schleusen, die sie passieren, machen erst um 9 Uhr auf. Gefrühstückt wird bei schönem Wetter auf Deck. Das Stromkabel wird entfernt, die Ventile von Toilette und Spüle zugedreht, so dass kein Wasser ins Boot laufen kann. Die Karten, das iPad und ein Fernglas werden bereitgelegt. Dann heißt es „Leinen los“. Auf der gesamten Strecke bis Merzig werden sie 128 Schleusen durchfahren. „An manchen Tagen sind es nur ein bis zwei Schleusen, vor Tool müssen wir an einem Tag durch 16 Schleusen“, sagt Inge Hoffmann skeptisch. Nicht jede ist einfach zu durchfahren. So gibt es Schleusen, die automatisch und über eine Fernbedienung geöffnet werden. In der Schleuse gibt es Leitern, an denen die Leinen des Bootes vorne und hinten um eine Sprosse gelegt werden. An der Leiter gibt es einen blauen Stab, der nach oben gedrückt werden muss. Daraufhin schließt sich die Schleuse, und das Wasser läuft hinein. Die Leinen werden dann Sprosse um Sprosse mit dem steigenden Wasser nach oben gelegt. „Wenn das Wasser zu schnell in die Schleuse schießt, kann ich das Boot nicht mehr halten. So sind wir in einer belgischen Schleuse auf einen Frachter getrieben“, sagt Inge Hoffmann immer noch aufgeregt. „Zum Glück waren die Männer auf dem Frachter hilfsbereit, und wir konnten unsere ,Maxime’ an ihrem Schiff festmachen. Ich musste die Leinen nicht mehr in der Hand halten. „Wir waren nicht mal eine Woche unterwegs, als wir bei Doesburg aus dem Hafen gefahren sind“, erzählt Josef Hoffmann. „Der Motor war heiß geworden, und wir dachten wir hätten einen Motorschaden. So sind wir mit der Strömung wieder zurück in den Hafen getrieben. Dort angekommen stellte sich heraus, dass wir den Wasserfilter nicht richtig zugedreht haben. Statt Wasser hat der Motor Luft gezogen.“ So viel Glück hatte das Paar in Revin nicht. Beim Nachziehen des Keilriemens beschädigte Josef Hoffmann die Lichtmaschine. „Ich habe den Strom nicht ausgestellt und die Batterie nicht abgeklemmt. Es gab einen Kurzschluss und hat darauf wie verrückt gequalmt“, ärgert er sich über sich selbst. Zum Glück mussten nur die Kabel erneuert werden. Nur einen Tag hätten sie dadurch verloren und wären weiterhin in ihrem Zeitplan. Dass es in anderen Ländern andere Sitten gibt, merken die Reisenden in Holland in einem Restaurant im Yachthafen Eldorado, als sie das Geld, wie aus Frankreich gewohnt, zum Bezahlen auf den Tisch gelegt hatten. „Der Besitzer hat das nicht verstanden und ist laut rufend hinter uns hergerannt. Wir und andere Gäste haben ihn darauf aufmerksam gemacht, dass das Geld auf dem Tisch lag“, erzählt Inge Hoffmann lachend. „Am nächsten Tag sind wir dort trotzdem nicht mehr bedient worden.“ In den Häfen lernt man natürlich auch immer neue Leute kennen, mit denen man zu Abend isst und erzählt. Auch aus Deutschland kommt immer wieder Besuch. Vom Zwarte Warter fahren die Rentner in die Ijssel. Mit 24 PS gegen den Strom und die Wellen der anderen Boote kann das langwierig und ungemütlich sein. Die Fahrt dauert zwei Wochen, täglich wird drei bis sechs Stunden gefahren. Nur die Sonntage sind zum Ausruhen gedacht. Weiter geht es kurz über den Waal, einer der Mündungsarme des Rheins, und danach in die ruhigere Maas. Vom belgischen Lüttich geht es nach einer Woche nach Frankreich. Von Charleville führt der Weg auf der Mosel nach Metz, nach Schwab-Sange in Luxembourg, über die deutsche Grenze und kurz vor Trier dann in die Saar und in den Zielhafen Merzig. Die geplante Ankunft ist der Geburtstag der Enkelin Anna Ende Juli.

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