Donnersbergkreis Ein Lied und ein Licht für das Leben

Inge Baumbauer (sitzend) hat das Malen für sich entdeckt und macht anderen Menschen Mut, es auch auszuprobieren. Elke Saas schau
Inge Baumbauer (sitzend) hat das Malen für sich entdeckt und macht anderen Menschen Mut, es auch auszuprobieren. Elke Saas schaut ihr dabei gerne mal über die Schulter.

«KIRCHHEIMBOLANDEN.» Zum zweiten Mal lädt die Selbsthilfegruppe für an Krebs erkrankte Menschen und deren Angehörige am Mittwoch, 29. November, 19 Uhr, zu einem Lichterfest in die Peterskirche. Über die Gruppe, das Fest und über die Broschüre, die an diesem Tag vorgestellt wird, sprach Jutta Glaser-Heuser mit den beiden Leiterinnen der Gruppe, Elke Saas und Inge Baumbauer.

Am Mittwoch gibt es eine Neuauflage vom „Fest der Lichter und Lebensfreude“. Lässt sich daraus schließen, dass das erste Fest vor einem Jahr ein Erfolg für die Gruppe war? Saas:

Unbedingt. Es war der Durchbruch für uns als Gruppe. Wir haben uns ja bereits 2015 gegründet, und der Zuspruch am Anfang war – milde ausgedrückt – bescheiden. Irgendwann haben wir uns gesagt, es muss jetzt etwas passieren. Entweder wir schaffen es, die Menschen mehr anzusprechen, oder wir müssen aufhören. Schließlich gibt es auch hier im Kreis viele Betroffene. Und da kam uns die Idee, dieses Lichterfest zu organisieren. Baumbauer: Das Entscheidende war wohl, dass wir dabei zeigen konnten, dass es bei uns in der Gruppe um das Leben geht. Es geht darum, trotz dieser Krankheit die Lebensfreude zu bewahren. Und wie sieht es heute aus, wie stark ist die Gruppe geworden? Saas: Wir haben jetzt 15 Mitglieder. Das ist sehr erfreulich. Und wir merken auch, dass wir von ganz vielen anderen Menschen wahrgenommen werden. Ein Beispiel: Wir waren beim Rheinland-Pfalz-Tag in Alzey auf der Selbsthilfemeile dabei. Unter anderem kam auch Stefan Schwammel zu uns, der Leiter von Voices. „Wenn ihr uns irgendwann braucht, dann sind wir da“, hat er versprochen. Das hat uns ungeheuer gefreut. Und jetzt gestaltet er das Lichterfest mit den Voices auch tatsächlich mit. Baumbauer: In diesem Jahr steht dabei auch das Singen im Vordergrund. Denn Singen, das erleben viele Menschen, tut einfach gut. Nicht nur, aber vor allem, wenn man krank ist, kann man das spüren. In vielen Rehazentren für Krebskranke steht das Singen fest auf dem Therapieplan. Und es ist so einfach: es gibt so viele Chöre, die sich über neue Sänger freuen. Saas: Ich selbst habe das erlebt. In meiner Reha habe ich auf Anregung meiner Therapeutin an den Singgruppen teilgenommen. Dabei war auch ich – wie so viele andere – davon überzeugt, dass ich absolut nicht singen kann. Aber singen kann man lernen. Man kann die Stimme schulen. Und heute singe ich bei den Voices mit und freue mich jedes Mal auf die Singstunde. Worum geht es in der Broschüre, die beim Lichterfest vorgestellt wird. Saas. Der Antrieb für diese Broschüre war, dass wir erlebt haben, dass Betroffene aus der Reha kommen und zunächst etwas orientierungslos sind. Während sie dort lernen und üben, auf sich selbst zu achten und gut für sich zu sorgen, stehen sie plötzlich wieder im Alltag und haben oft keine Idee, wie sie das hier anstellen können. Doch es gibt auch hier im Kreis viele tolle Angebote und viele kreative Menschen. Wir haben in dieser Broschüre versucht, diese Angebote beispielhaft darzustellen und auch zu erklären, was sich hinter den Angeboten verbirgt. Gibt es weitere Themen? Saas: Wir haben die Angebote in vier Bereiche unterteilt: Fitness, Innere Balance finden, Kreativität und Wohlbefinden. 20 therapeutische und kreative Angebote werden vorgestellt. Unsere Broschüre lebt von der Vielfalt. Und ich denke, unsere Leser werden überrascht sein, welch interessante Angebote sie im Donnersbergkreis finden. Baumbauer: Die Broschüre enthält zudem einen Link auf den Beratungsführer für den Donnersbergkreis. Ein psychosozialer Wegweiser, herausgegeben durch die Psychia-triekoordination der Kreisverwaltung. Wann ist die Broschüre erhältlich? Saas: Wir wollen sie beim Lichterfest vorstellen und ausgeben. Wir haben 200 Exemplare drucken lassen. Die Broschüre konnte nur umgesetzt werden, weil wir dafür von etlichen Gemeinden im Kreis unterstützt wurden. Sie kostet nichts, aber wir sind natürlich sehr dankbar für Spenden. Damit könnten wir, wenn es Bedarf gibt, eine weitere Auflage drucken lassen. Gibt es in der Gruppe außer dem Lichterfest weitere Pläne? Saas: Zunächst einmal haben wir bei jedem Treffen – einmal im Monat – ein Thema. Im März kommenden Jahres beispielsweise wird eine Physiotherapeutin zu uns kommen und uns über das Thema „Rücken und Bewegung“ informieren. Im April machen wir eine kleine Walking-Einführung, im Mai informieren wir über gesunde Vielfalt in der Ernährung , und im Juni wollen wir das Keltendorf besuchen und uns mit dem Thema „Kräuter“ befassen. Es steht also immer etwas auf dem Programm. Natürlich haben die Gruppenmitglieder auch die Möglichkeit, über etwas zu sprechen, was sie bedrückt oder bewegt. Aber das ist kein Muss, jeder kann das so halten, wie es ihm selbst gut tut. Soll das Lichterfest zu einer festen Einrichtung werden? Wir haben es vor. Und zwar immer an diesem Tag, denn es ist der Tag zwischen dem Totensonntag und dem ersten Advent. Zwischen einem Tag der Trauer und einem Tag der Hoffnung, ein Sinnbild für die Extreme, denen Krebspatienten ausgesetzt sind, und mit denen sie zu leben lernen müssen. Info Lichterfest am Mittwoch, 29. November, 19 Uhr, in der protestantischen Peterskirche. Nähere Informationen und Kontakt zu der Gruppe bei Elke Saas (Telefon 0172 909 4490) oder bei Inge Baumbauer (Telefon 06355 3319).

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