Donnersbergkreis Ein Juwel der Chormusik

Der Kinderchor der Musikschule Bohuslav Martinu im tschechischen Havirov überzeugte in der Kirchheimbolander Peterskirche in all
Der Kinderchor der Musikschule Bohuslav Martinu im tschechischen Havirov überzeugte in der Kirchheimbolander Peterskirche in allen Belangen.

«KIRCHHEIMBOLANDEN.» „Wir haben Frau Gahn als ehemalige Schülerin unserer Musikschule gefragt, ob wir hier auftreten dürfen, und sind sehr glücklich, hier zu sein. Wir danken dem Bezirkskantor Martin Reitzig, dass er auf Frau Gahns Bitte hin uns die Peterskirche zur Verfügung stellt“, deutet der Musikschulleiter Jan Soukup die Vorgeschichte an. So bescheiden braucht er eigentlich nicht zu sein, denn die Musikschule hat bereits viele wertvolle Platzierungen bei internationalen Wettbewerben erreicht und Auftritte in aller Welt absolviert. Nun kam der Chor, der aus 90 Sängern im Alter von fünf bis 20 Jahre besteht, mit 45 Kindern und Jugendlichen, einigen jungen Instrumentalisten und mit ihren Lehrern in die Nordpfalz. Auf Gahns Wunsch eröffnete Martin Reitzig in der protestantischen Peterskirche das Konzert an der Orgel mit J. K. Kuchars Fantasia g-Moll. Er hatte den Komponisten als den tschechischen Mozart angekündigt. Die musikalische Verwandtschaft zeigte sich eindringlich im verspielten zweiten Satz. Das Repertoire faszinierte die Zuhörer besonders, weil viele der ausgewählten Komponisten hierzulande wenig oder gar nicht bekannt sind. Beeindruckend das virtuose und ausdruckstarke Niveau der jungen Sänger und Instrumentalisten. Das zeigte sich gleich zu Beginn mit einem Fagott-Trio, gespielt vom Schulleiter und zwei Schülern. Die Chorleiterinnen Oldriska Honsova, Ida Gaidosova, Karin Matusinska (die sich in der Folge mit ihren Dirigaten abwechselten) und Ivana Benarova sangen mit beeindruckenden Stimmen das „Sanctus“ aus Schuberts „Deutscher Messe“. Die Fagottbegleitung verlieh dem Gesang wohlklingende Tiefe. Die jungen Chorsänger trugen hellblaue oder weiße fließende Ponchos und Schals in kräftigen Farben. Leicht und in flottem Tempo sangen sie, wie der erste Titel beschreibt „Les Avions en Papier“ (Papierflieger) mit glockenhellem Sopran. Der erklingt im tschechischen Volkslied (Dass Gott uns liebt) rund und mild harmonisch abgestimmt mit den anderen Stimmen, gebetshaft anmutend. In „Glorious“ trat die erste Solistin vor den Chor. Im Verlauf des Konzerts gewann man den Eindruck, der Chor bestehe zum überwiegenden Teil aus Gesangssolistinnen. Wenn immer wieder neue ins Mikrophon sangen, erklangen ihre Stimmen fein abgestimmt mit dem Chor. Vom Band instrumental begleitet, erntete die Grundschülerin Johana Zofie Muchova Jubelrufe für ihr Solo „You raise me up“. Sicherlich nicht nur ein Wunderkind-Effekt. Denn sie faszinierte mit kräftigen und gleichzeitig milden hohen Tönen und bewegte mit ihrem stimmlichen Ausdruck. Die Musikschule bietet Instrumentalunterricht auf hohem Niveau. Reitzig verglich es zu Beginn mit einem Konservatorium. Wie in osteuropäischen Ländern üblich, erhalten die Schüler neben praktischer auch theoretische Bildung. Rozalie Sevikovas Blockflötensolo „Im Zirkus“ und Jiri Pavelkas Geigenspiel „Ungarischer Tanz Nr. 5“ (Johannes Brahms) zeugten davon, nicht minder Samuel Mikes’ Saxophon-Interpretation von „His Father’s Son“, sowohl mit weich-melancholischem als auch leicht tänzerisch anmutendem Klang. Ohne Mikrophon füllte Angela-Chiara Nardis Sologesang „Das Lied“ (Johannes Brahms) den Kirchenraum. Die Ausdrucksvielfalt des Chores zeigte sich mit dem Kyrie „In Memoriam“. Flehend mutet der Gesang der beiden Solistinnen an, drängend im Kontrast die Staccato-Begleitung des Chores, allmählich das fließend gesungene Flehen der Solistinnen aufnehmend. Mitreißend interpretiert der Chor Spirituals, begleitet von Vladimir Matusinskys Cajonspiel. An den Gesten der Dirigentin kann man erkennen, welchen Klang sie sich wünscht. Der Chor bietet ihn dar mit Modlitba (Gebet) eines tschechischen Komponisten. Äußerst variationsreich in Tempo und Lautstärke mit „Baba Yetu“. Und im Übergang aus der getragenen Anfangsmelodie „Stanou se zazraky“ in einen fröhlichen, hüpfenden Rhythmus. Nicht nur der Titel sagt es, im Gesang vollzieht es sich: Sie werden Wunder werden. Jubelnd bedankt sich der Chor bei Bernd Knell für eine Stadtführung, sehr gerührt nimmt Gahn ihre ehemalige Lehrerin in die Arme. Das Publikum bedankt sich bei den jungen Künstlern mit stürmischem Applaus und bekommt als Zugabe ein mitreißendes Spiritual, dieses Mal singen Lehrer und Schüler vereint ohne Dirigentin.

x