Donnersbergkreis Dulcinea und die trinkfesten Hexen

Im Rathaus wurden die Hexen mit Sekt freudig begrüßt.
Im Rathaus wurden die Hexen mit Sekt freudig begrüßt.

Göllheim hat eine neue Regierung: ein Paar. Die liebliche Dulcinea Antweiler und ihr Don Quijote de la Hartmüller – so oder so ähnlich dürfte das huldvolle Paar vermutlich heißen. Widerstandslos ließen sich die beiden – im nichtnärrischen Leben Verbandsbürgermeister Steffen Antweiler und Ortsbürgermeister Dieter Hartmüller – gestern von den Göllheimer Hexen einkleiden und ihrer neuen Bestimmung übergeben.

Glücklicherweise übernehmen die beiden nicht die Regentschaft von Spanien, da, so stellte sich beim Hexentest im Rathaus heraus, kennen sie sich nämlich nicht allzu gut aus, ganz abgesehen von ihren sehr dürftigen Sprachkenntnissen. So musste das heißblütige spanische Duo beispielsweise erraten, wann die Spanier zuletzt Fußballweltmeister waren und das Ergebnis – 2010 – dann auf Spanisch mitteilen. Als Señorita Antweiler dann bei der Frage nach den Habitantes (der Einwohnerzahl) Madrids ein wenig trotzig wurde („Ei, was ham dann mir eigentlich mit Spanje zu du?“) wurde sie (er) lautstark von den Hexen auf ihr (sein) Outfit verwiesen – „Ei, gugg disch doch mol aa!“. Zu allem Unglück mussten die beiden Neuspanier auch noch ordentlich etwas in die Hexenkasse berappen, denn umsonst gibt es bei denen nichts. Morgens um acht machten sich die 13 Frauen in ihren schön-schaurigen Kostümen auf den Weg, um Autofahrer anzuhalten und Wegezoll zu verlangen. „Viele Göllheimer kennen uns schon und haben den Geldbeutel griffbereit“, sagt Rita Stabel. Als Abgabe wird lediglich ein Cent gefordert, aber natürlich geben die (meisten) Autofahrer mehr. Schließlich hat es sich herumgesprochen, dass die Göllheimer Hexen, ebenso wie ihre Verwandten in den Nachbarorten Weitersweiler und Rüssingen, das gesammelte Geld für einen guten Zweck spenden. In diesem Jahr soll wieder das Kinderhospiz in Dudenhofen bedacht werden. „Wir haben schon für die Kinderkliniken in Kaiserslautern oder Mainz gespendet, für rheumakranke Kinder und auch für eine in Not geratene Familie im Ort“, erzählt Rita Stabel. Wohin das Geld gehen soll, entscheiden die Hexen immer gemeinsam. Die beiden dienstältesten Hexen sind seit der Gründung vor 33 Jahren dabei. Damals, so erzählt Uschi Heil, sei es noch einzig um den Spaß gegangen. „Überall war damals an Fasnacht was los, nur in Göllheim nicht, das wollten wir ändern“, sagt sie. Die Idee mit dem Wegezoll kam Mitte der 90er Jahre auf. Seither haben die Hexen mehr als 30.000 Euro für gute Zwecke gesammelt. Und deshalb können sie am Altweiberfasnachtstag auch nicht trödeln und dürfen sich nirgends lange aufhalten, auch nicht bei dem schönen spanischen Paar im Rathaus, wo es Sekt und Brezeln gab. „Wir ziehen den ganzen Tag herum, sammeln, essen, trinken ... das ist harte Arbeit“, sagt Rita Stabel augenzwinkernd – und zur Untermauerung stimmt sie an: „Alsemol getrungge, alsemol gekisst, und alsemol geguggt wie viel Uhr dasses iss.“

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