Donnersbergkreis Donnersbergkreis: Schwierige Notarztversorgung

Immer einsatzbereit: Links Notarzt Gerno von Nida, rechts Notfallsanitäter Christopher Schröding.
Immer einsatzbereit: Links Notarzt Gerno von Nida, rechts Notfallsanitäter Christopher Schröding.

Immer öfter höre er, so RHEINPFALZ-Leser Harald Germann, dass im Kreis kein Notarzt zur Verfügung stehe. Defizite bei der Versorgung der Patienten und Überforderung beim Rettungsdienst sind seine Befürchtungen. Doch die Abmelderate im Kreis sei gering, teilt das zuständige Westpfalz-Klinikum mit. Dass die Notarztversorgung manchmal schwierig sei, sei aber nicht zu leugnen.

Wenn der Notarzt aus anderen Bereichen wie Grünstadt oder Alzey angefordert werden muss, dann befürchtet RHEINPFALZ-Leser Harald Germann, dass dies zu einem enormen Druck auf das Personal und einem Defizit für den Hilfesuchenden führen könne. In Zeiten, in denen neue Rettungsdienststandorte eröffnet werden, sollte die Notarztversorgung aber auch gesichert sein, formuliert er seine Bedenken. Doch was die Abmeldezahlen anbelangt, sieht der Leitende Notarzt für den Standort Rockenhausen, Gerno von Nida, derzeit im Donnersbergkreis keinen Grund zur Sorge. Im Vergleich zu anderen Versorgungsgebieten sei die Abmelderate hier mit 3,4 Prozent 2016 in Kirchheimbolanden und unter einem Prozent in Rockenhausen gering.

Attraktiverer Dienst in Bereitschaftsdienstzentralen

Die schwierige Situation der Notarztversorgung allgemein sei allerdings nicht zu leugnen und auch nicht neu. „Wir spüren den allgemeinen Ärztemangel ganz besonders auf dem Land“, sagt von Nida. Wer sich neben seinen regulären Diensten heute engagieren wolle, der gehe eher in die Bereitschaftsdienstzentralen. „Das ist ähnlich attraktiv und dazu doppelt so gut vergütet“, sagt von Nida. Gerade für ältere Ärzte sei das oft attraktiver, denn „als Notarzt müssen sie schon auch mal in der Lage sein, einen Hang hochzurennen oder in einen verunglückten Lkw zu klettern. Das wird für viele spätestens ab 55 ein Problem.“ Die Befürchtungen des Lesers könnten sich nach von Nidas Einschätzung auf eine Phase beziehen, in der auch die Notarztversorgung im Kreis bisweilen ein Kraftakt war. Grund war ein Gerichtsurteil, das bundesweit zu Verunsicherungen beim Honorarsystem für Notärzte führte. „Plötzlich stand da der Vorwurf der Scheinselbstständigkeit im Raum“, so Nida. Gerade in ländlichen Gebieten wie dem Donnersbergkreis, in denen die Notarztversorgung vorwiegend von angestellten Ärzten aus dem Krankenhaus übernommen wird, habe das große Verunsicherung ausgelöst. „Die meisten Notärzte haben diese Dienste bislang nebenbei gemacht“, sagt Nida. Doch das Risiko, dadurch rechtliche Probleme zu bekommen, wolle heute keiner eingehen. Manche Kollegen übernahmen in dieser Phase keine Dienste mehr, und wer längere Zeit nicht im Notdienst gearbeitet habe, der komme auch erfahrungsgemäß nicht mehr zurück.

19 angestellte Ärtze im Notarztdienst im Kreis

„In dieser Phase hatten wir in der Tat alle Hände voll zu tun, um unsere Dienste zu besetzen“, sagt Nida. Zwischen acht und zwölf Prozent Abmelderaten gab es in dieser Zeit. Doch das Westfalz-Klinikum habe schnell reagiert, um die Versorgung weiter sicherzustellen. Wie der Regionaldirektor im Geschäftsbereich Donnersberg Manuel Matzath sagt, nehmen derzeit 19 angestellte Ärzte am Notarztdienst im Kreis teil. In Rockenhausen sind das in fester Anstellung dreieinhalb Stellen, in Kirchheimbolanden wird die Notarztversorgung tagsüber von den Ärzten aus der Anästhesieabteilung übernommen, im Nachtdienst von einem angestellten Notarzt. Um langfristig die Notarztversorgung zu gewährleisten, müsse man aber weniger die Abmeldezahlen als vielmehr die Hilfsfristen ins Visier nehmen, ist von Nida überzeugt. „Aus meiner Sicht ist die entscheidende Frage, wie lange der Notarzt braucht, bis er am Einsatzort ist.“ Nach 15 Minuten, so die gesetzlich Festlegung, soll Hilfe vor Ort sein. Dabei werde aber nicht zwischen Rettungswagen (RTW) und Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) unterschieden. In 75 Prozent aller Fälle treffe der Notarzt erst nach dem RTW ein. „Wenn ein Notarzt eine halbe Stunde oder länger braucht, dann kann es zu spät sein“, so von Nida. Das müsse auch vor dem Hintergrund bewertet werden, dass immer wieder Notarztstandorten zusammengelegt werden, weil die Einsatzzahlen angeblich zu niedrig sind. Doch entscheidend sei ja die Zeit, die der Arzt bis zu Patienten braucht.

Forderung an Politik: Passende Rahmenbedingungen schaffen

Würden die Fristen gesondert erfasst, hätten die Ärztliche Leiter Rettungsdienst eine Grundlage um zu zeigen, wo eventuell nachgebessert werden muss. „Aber das ist eine politische Sache, die im Zweifelsfall Geld kostet.“ Er erwartet von der Politik, dass sie sich für die Rahmenbedingungen stark macht. Eine generelle Überforderung des Rettungspersonals ohne Notarzt, wie der Leser befürchtet, hält der Leiter des Rettungsdienst Westpfalz, Axel Gilcher, allerdings für unbegründet. „Natürlich ist ein Notfall immer eine Herausforderung“, sagt er, doch die Rettungskräfte seien durch ihre Ausbildung dafür gerüstet. Ebenso wie von Nida spricht Gilcher von einem Qualitätssprung bei der Ausbildung in den vergangenen Jahren. „Die Anforderungen an das nichtärztliche Personal im Rettungsdienst sind immens gestiegen“ sagt er. Und damit einhergehend die Qualität der Ausbildung.

Seit 2014 neues Berufsbild: Notfallsanitäter

Erkennbar werde das vor allem daran, dass 2014 ein neues Berufsbild im Rettungsdienst geschaffen worden sei. „Die höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst ist der Notfallsanitäter“, so Gilcher. Mit ihm sei erstmals ein Beruf im Rettungsdienst etabliert worden, der eigenständig heilkundliche Maßnahmen durchführen darf. Allerdings sieht Gilcher ebenso wie von Nida den Notfallsanitäter nicht als Konkurrenz oder gar als Ersatz für den Notarzt, sondern als Ergänzung. Von Nida: „Wir sind ein Team, und nicht selten werden wir alle am Einsatzort dringend gebraucht.“

Rettungswagen zu 99,5 Prozent der Zeit einsatzbereit

Dass der Rettungsdienst Westpfalz mit den Kreisen Kaiserslautern, Kusel und Donnersbergkreis bei den Vorhaltezeiten, in denen der Rettungsdienst also einsatzbereit ist, auf einem der Spitzenplätze in Rheinland-Pfalz liege, das freue ihn besonders, sagt Gilcher. „Unsere Rettungswagen sind zu über 99,5 Prozent der Zeit einsatzbereit und unsere Krankentransportfahrzeuge etwa 98,8 Prozent.“ Dass ein RTW über längere Zeit abgemeldet werden musste, sei im gesamten Rettungsdienstbereich noch nicht vorgekommen. Wenn ein Mitarbeiter akut während eines Dienstes erkranke oder sich verletze, sei der RTW nur so lange nicht einsetzbar, bis ein Mitarbeiter aus dem Springerdienst aktiviert wurde. Oder es werde durch eine Personalverschiebung von Mitarbeitern aus dem KTW auf den RTW reagiert. „Im gesamten Rettungsdienstbereich waren in 2016 alle Rettungswagen zusammen weniger als zehn Stunden abgemeldet.“ Um die 15-minütige Hilfsfrist einzuhalten, arbeite man im Rettungsdienstbereich Kaiserslautern eng mit den zuständigen Behörden zusammen und analysiere regelmäßig die Eintreffzeiten der Rettungsmittel. Aus diesem Grund wurden im Donnersbergkreis in den letzten zwei Jahren zwei neue Rettungswachen – in Alsenz und Winnweiler – in Betrieb genommen. Zwar sei es noch früh für aussagekräftige Daten, es zeige sich aber bereits jetzt, dass sich die Eintreffzeiten in diesen Bereichen deutlich verbessert hätten, so Gilcher. „Wir sind uns sicher, dass mit diesen zusätzlichen Standorten die Versorgung der Bevölkerung im Donnersbergkreis sichergestellt ist.“

x