Donnersbergkreis Donnersberger Echo: Vom Wert geschichtlicher Besinnung

Göllheim: Eine Wiedergeburt

Von Thomas Behnke

Es ist Jubiläumszeit. Göllheim feiert Geburtstag, den 1200. Im Vergleich zu den 70 Jahren, die das Herbstfest auf dem Buckel hat, ist das sicher ehrfurchtgebietend. Geschichte allenthalben. Und was wäre das ohne den forschenden Blick zurück? Ohne Selbstvergewisserung, wie aus Geschichten Geschichte werden konnte, wie Gründungen, Ideen, Entscheidungen Bindekräfte entwickeln, die zahllose Generationen zusammenhalten, die Identität in der Fülle des Geschehens stiften, Räume für Traditionen, Fort- und Rückschritte, Segnungen und Katastrophen?

Und manchmal sogar Wiedergeburten in eigener Sache: Die Göllheimer Geschichtstage sind wieder da! 2011 feierte das überregional beachtete Symposium, das hochkarätige Referenten und viele Heimatforscher Jahr für Jahr zu Vorträgen und lebhaften Diskussionen zusammengebracht hatte, sein 20. Jubiläum – um danach zu pausieren. „Erfunden“ hatten die Vortragsreihe der damalige Orts-Chef Hans Appel und Karl Scherer, seinerzeit Leiter des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Premiere war im Juli 1992. An die daraus erwachsene Tradition wollen Ortsgemeinde und Kulturverein nun anknüpfen, und das mit einem neuen Akzent, nämlich nicht nur deutend zurückzuschauen, sondern sich auch „Fragen der Zeit“ zu stellen – so etwa heute, wenn Jürgen Wickert, zuletzt bei der Friedrich Naumann Stiftung mit Europafragen befasst, über „Quo vadis Europa?“ spricht (11 Uhr, Ratssaal). Gut und erfreulich, dass diese Tradition der Selbstvergewisserung wieder auflebt, und es wäre schön, wenn es nicht bloß eine „Sonderausgabe“ aus Anlass des Jubiläums bliebe.

Herbstfest: Von Rittern und Enten

Wenn man von Bindekräften spricht, die Generationen übergreifen, dann sind auch die großen Traditionsfeste ein Thema. Etwa das Herbstfest, das wieder Tausende in Rockenhausen zusammenführt. Geschichtsbewusstsein hat auch hier Tradition mit dem Symposion, das der Nordpfälzer Geschichtsverein samstags anbietet. Feste aber werden in erster Linie gefeiert, ihre Geschichte, ihr Wandel sind da eher zweitrangig. Und doch mag einem manches einfallen, was einen gewissen Wandel anzeigt. Manche Älteren mögen sich noch daran erinnern, dass früher ein Ritter mit hochgeklapptem Visier und Weinpokal in der Hand für den Festbesuch geworben hat. Reichlich martialisch, so ein wehrhafter Werbeträger, der dem Fest zugleich eine Tradition bis ins Mittelalter anmaß. Anfang der 90er Jahre empfand man diesen Ritter dann reichlich angerostet und entsorgte ihn zugunsten luftigerer Entwürfe auf dem Müllhaufen der Geschichte. Was könnte heute ein Motiv des Festes sein? Vielleicht die tausend Quietschentchen, die am heutigen Samstag in der Alsenz zu Wasser gelassen werden um zu ermitteln, welche die Schnellste ist? Ein heitereres, leichteres Bild als der rostige Ritter. So bleibt auch den Festen mancher Mentalitätswandel ablesbar.

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