Donnersbergkreis Die Magie der Dinge

Susanne Wadle (re.) – hier mit Laudatorin Lida von Mengden – im Kreis einiger Arbeiten, die von ihr im Kahnweilerhaus zu sehen s
Susanne Wadle (re.) – hier mit Laudatorin Lida von Mengden – im Kreis einiger Arbeiten, die von ihr im Kahnweilerhaus zu sehen sind.

«ROCKENHAUSEN.» Geleitet vom Erkennen einer Dingmagie, so als würde sie die Sprache der unbelebten Dinge lernen wollen, schaffe sie auf fast schamanische Weise neue Ausdrucksmöglichkeiten, indem sie ganz einfache Gegenstände mit Öffnungen versieht, mit Rüsseln, Tentakeln, Saugnäpfen, mit denen die Welt erspürt, ertastet, wie auch immer wahrgenommen werden kann: So beschrieb Lida von Mengden die Arbeit der Künstlerin Susanne Wadle, deren Ausstellung am Sonntag im Kahnweilerhaus eröffnet wurde. Die zahlreichen Gäste hatte zuvor Luise Busch vom Arbeitskreis Kahnweilerhaus als Veranstalter willkommen geheißen. Lida von Mengden, Kunsthistorikerin und Kuratorin, führte in die Ausstellung ein, die nun bis zum 30. Juni im Kahnweilerhaus in Rockenhausen entdeckt werden kann. Die Laudatorin nannte Wadles Werke surrealistisch und erinnerte daran, dass Daniel Henri Kahnweiler, der berühmte Galerist, Kunstmäzen und Picasso-Förderer, mit André Masson ebenfalls einen Künstler in seiner Galerie betreut hat, der nach kubistischen Anfängen zum Surrealismus wechselte. Susanne Wadle entrücke durch gezielte Veränderungen die Dinge ihrem ursprünglichen Kontext in unserer Welt und verfremde sie, sodass dann Vertrautes rätselhaft wirke, manchmal auch heiter amüsant. So wirkten Puppenbeine etwa wie Tentakel in Blütenblättern überdimensionaler Blumen. Ihre Objekte seien eine Synthese des scheinbar Unvereinbaren und irritierten den Blick des Betrachters, intensivierten ihn allerdings auch. Auf die Frage einer Besucherin, warum sie immer nur gebrauchte Gegenstände für ihre Kompositionen verwende, erklärte die Künstlerin, dass solche Gegenstände eine Geschichte erzählen könnten, dass sie die Phantasie des Betrachters anregten und erwarteten, dass man ihrer Vergangenheit auf die Spur kommt. Allein schon die Titel der hier ausgestellten Objekte wie etwa „Aus dem Fluss der Zeit“ oder „Tief unten im Meer“ oder „Pantoffeltierchen“ klingen geheimnisvoll und weisen darauf hin, dass Susanne Wadle auch immer eine Forscherin ist, wie die Laudatorin feststellte. So lautet ja auch eine der Reihen, aus der hier im Kahnweilerhaus einige Werke gezeigt werden, nicht ohne Grund „fremd und doch vertraut“. Als Ausgangsmaterial benutze Susanne Wadle scheinbar vertraute Fundstücke wie alte Möbel, Fell, Schwemmholz, verschiedenste Utensilien und Gefäße, deren Gebrauchsspuren als Spuren gelebten Lebens in die Bildsprache der Künstlerin einfließen. „Durch gezielte Veränderungen entrückt sie die Dinge dem Kontext unserer Welt“, stellte die Kunsthistorikerin fest. In einem vielschichtigen Prozess gelänge ihr die Metamorphose dieser montierten, collagierten, alltäglichen Gegenstände zu säulenartigen Plastiken mit anthropomorphem Charakter. Wadle verleihe den oft bildnishaften Gesichtern und Büsten Lebendigkeit, indem sie die Oberfläche mit Papier aus Pflanzenfasern kaschiere, mit einem linearen Relief aus Hanf bearbeite und abschließend lasierend bemale. Der Grad der Abstraktion, die Betonung von Augen, Nasen, Mündern, das Colorit, auch Requisiten wie Koffer und rätselhafte Kopfbedeckungen ließen die Figuren expressiv und gleichzeitig surreal wirken. Kurz-Info Die Ausstellung „Jardin sauvage –Objekte/Plastiken“ ist bis 30. Juni zu den Öffnungszeiten des Kahnweilerhauses donnerstags bis sonntags, 15 - 17 Uhr zu sehen.

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