Donnersbergkreis Der Gipfel Pfälzer Landwirtschaft

Astrid von Schlachta hatte bei ihren Erläuterungen an der Keltenhütte viele aufmerksame Zuhörer.
Astrid von Schlachta hatte bei ihren Erläuterungen an der Keltenhütte viele aufmerksame Zuhörer.

Dass auf dem Donnersberg-Plateau bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Landwirtschaft betrieben wurde, wissen heute nur noch die wenigsten. Und noch weniger, dass es ab 1712 auch Mennoniten waren, Nachfahren der im Sog der Reformation entstandenen und schnell grausam verfolgten Täuferbewegung, die hier mit Zustimmung des Landesherrn siedeln, Ackerbau und Viehzucht betreiben durften. An diese „Täuferspuren“ erinnert seit Freitag eine Tafel an der Keltenhütte des Pfälzerwaldvereins.

Für die meisten der Kirchheimbolander Pfälzerwäldler, die vor ihrem herbstlichen Treff bei Zwiwwelkuchen und neuem Wein in großer Zahl der Enthüllung beiwohnten, öffnete Astrid von Schlachta, Leiterin der mennonitischen Forschungsstelle auf dem Weierhof, also ein weitgehend unbekanntes Kapitel in der Siedlungsgeschichte ihres Hausberges – nach keltischem Oppidum, Eremitenkapelle und Paulinerkloster. Der „Donnersbergerhof“ auf dem Plateau, mithin der geographische Höhepunkt Pfälzer Landwirtschaft, entstand nach dem Dreißigjährigen Krieg und wurde von wechselnden Pächtern unter fürstlicher, später französischer Herrschaft bewirtschaftet. Als die Pfalz nach 30 grausamen Kriegsjahren wüst darniederlag, war es dem Kurfürsten durchaus recht, die Glaubensflüchtlinge, die als friedvoll und rechtschaffen galten und in ihrer Schweizer Heimat verfolgt wurden, als neue Untertanen ins Land zu lassen – zur Urbarmachung und zum Wiederaufbau. Ein „Ansiedlungsprogramm“ mit großem Erfolg, wenngleich mit Restriktionen behaftet: Ihre wirtschaftlichen Aktivitäten wurden begrenzt, Land erhielten sie zunächst nur in Erbpacht, Missionierung war ihnen verboten. Doch: Die „Täufer“ oder „Wiedertäufer“, wie die heutigen Mennoniten zunächst wegen ihres strikten Bekenntnisses zur bewussten Erwachsenentaufe genannt wurden, hatten eine Heimat gefunden. Auf dem Donnersberg ist dies mit typisch mennonitischen Namen verbunden: Eymann, Flory, Krehbiel und Danner. Michael Krebiehl II und III wirkten auch als Prediger auf dem Weierhof und legten dafür, genauso wie die anderen auf dem Pfälzer Gipfel lebenden Mennoniten, die dort den Gottesdienst besuchten, beschwerliche Wege zurück. Umgekehrt, so zitierte die promovierte Historikerin von Schlachta aus einem Zeitzeugenbericht, ermöglichte es die Fernsicht der Mennoniten auf dem Berg, ihre Glaubensbrüder und -schwestern unten im Tal rechtzeitig durch einen Fußboten zu warnen, als sie im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 Franzosen vom Zellertal heranziehen sahen: Die Weierhöfer, die schon in ihren Betten lagen, packten flugs das Nötigste und brachten sich, nach nächtlichem Aufstieg im strömenden Regen, dem sich das mitgeführte Vieh brüllend widersetzte, auf dem Plateau in Sicherheit. 1831 lebten 36 Personen auf dem Hof, der aus mehreren Gebäuden bestand. „Das Haupthaus stand auf den Grundmauern der ehemaligen Kirche und des späteren fürstlichen Jagdhauses“, heißt es dazu auf der Tafel. Das Hirtenhaus wird an der Stelle des heutigen Waldhauses, das Backhaus anstelle der Pfälzerwaldhütte verortet. Ein Weinschankrecht ermöglichte schon im 18. Jahrhundert den Betrieb einer Gaststätte. Den Hofbetreibern ging es offenbar – trotz ansehnlicher Pachtzahlung an den Fürsten – nicht schlecht, wie ein Reisebericht aus dem späten 18. Jahrhundert nahelegt: „Der Boden giebt nicht allein eine gute Weide für Kuhvieh, der darauf wohnende Schweizer bauet auch Hafer und sehr viele Kartoffeln darauf“, so dass er im Vorjahre „ausser seiner eigenen starken Consumtion“ noch 1000 Gulden aus dem Verkauf erlöst habe. „Er hat für 30 Stück Kuhvieh Weide genug, und auch so viel Wiesewachs, daß er Butter und Käse genug verkauft.“ Erlaubt waren auch Schweinemast im Wald und Reisigsammeln. Als der bayerische Staat 1853 das Gut aufkaufte, war das Ende der Landwirtschaft eingeläutet, das Plateau wurde aufgeforstet. Was bleibt, sind eben auch jene lange verlorenen Spuren der „Täufer“, die der Geschichtsverein der deutschen Mennoniten, dem Astrid von Schlachta ebenfalls vorsteht, nun erfahrbar machen will mit einem vernetzten „Täuferweg“ in Rheinland-Pfalz, der auf etwa 60 Stationen konzipiert ist. Bisher wurde ein gutes Dutzend dieser besonderen Orte markiert. Schlachtas Dank galt vor allem dem PWV-Vorsitzenden Walter Eder, der diese Idee unterstützte und die Verankerung der Tafel vorbereitete. Zum Lesen muss man sich allerdings kräftig strecken, dafür scheint sie immerhin vor Vandalen sicher.

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