Donnersbergkreis Das Ziel heißt Biodiversität

Auf der langen Schneise geht es hinein in den Wald.
Auf der langen Schneise geht es hinein in den Wald.

Am vergangenen Samstagmorgen hatte die Stadt – vertreten durch Bürgermeister Klaus Hartmüller – zu ihrem traditionellen Waldbegang eingeladen. Start war am Stadion Schillerhain. Forstamtsleiter Lothar Runge und Revierförster Roland Lang standen als Führer zur Verfügung und gaben interessante Informationen.

Auffallend war das viele Polterholz am Wegrand. Die Erklärung: Nach einem recht nassen Winter und Frühjahr kam dieses Jahr ein langer, sehr trockener und warmer Sommer. Damit waren ideale Bedingungen für einen Borkenkäferbefall der Lärchen vorhanden, die zum Teil zwei Generationen ausgebildet haben. Diese Forstschädlinge sind eigentlich relativ klein – vier bis fünf Millimeter – richten aber einen immensen Schaden an. Die befallenen Bäume müssen möglichst schnell aus dem Waldbestand herausgeholt werden. Sie stellen eine „Ansteckungs-Gefahr“ für andere Bäume dar, außerdem können die geschwächten Bäume Schäden verursachen, wenn sie bei Sturm umgeknickt oder entwurzelt werden. Diese Problematik ist nicht nur im Stadtwald und im Staatsforst anzutreffen: Europaweit geht das Schadholz dieses Jahr in die Millionen Festmeter. In der Nordpfalz gibt es aber noch einen positiven Faktor, und zwar das Vorhandensein von Mischwald. Durch diese „Biodiversität“, also viele verschiedene Baumarten auf einer Fläche, wird eine Risikostreuung erreicht. Ein Beispiel für Biodiversität fand sich in einem Gatter einige Meter weiter: eine schön und groß gewachsene Weißtanne. Um sie herum eine Reihe von Schößlingen, die aus ihrem Samen gekeimt sind und durch das Gatter vor Wildverbiss geschützt werden, weil Pestizide nicht mehr eingesetzt werden. Vom Schillerhain aus wurden die Teilnehmer danach mit Fahrzeugen des Bauhofs und der Stadt Richtung Bastenhaus gefahren. An einer Wegekreuzung unweit der Straße hatten Bauhof-Mitarbeiter eine Stärkung vorbereitet: Glühwein, Kaltgetränke und Brezeln. Danach ging es auf dem „Siebener Weg“ weiter. Lang wies darauf hin, dass ein solcher Weg vor allem der Holzabfuhr mit schweren Fahrzeugen dient und deshalb auch ab verbreitert, mit Splitt befestigt und mit einem Rundprofil für den Wasserabfluss versehen werden muss. Leider gebe es für solche unbedingt notwendigen Maßnahmen öfter harsche Kritik von Wanderern und Spaziergängern – wie überhaupt viele notwendige Forstmaßnahmen oft auf Unverständnis und Verärgerung stoßen würden. Bei einem weiteren Zwischenstopp zeigte Lang einen kleinen Bestand gleichartiger Bäume, unterhalb des Weges am Hang. Bei der Baumart handelte es sich um die Ess- oder Edelkastanie, die 2018 Baum des Jahres ist. Sie benötigt eher mildes Klima, wurde wohl von den Römern in die Gegend gebracht und ist vor allem in der Südpfalz und am Donnersberg verbreitet. Sie wird bis zu 30 Meter hoch und kann 400 bis 600 Jahre alt werden. Ihr sehr widerstandsfähiges Holz wird auch für Lawinenverbauungen und beim Häuserbau verwendet. Beim nächsten Haltepunkt fielen rote Markierungen an den Bäumen, unter anderem Buchen, auf. Hier ist ein weiterer Einschlag vorgesehen. Buchenholz wird vor allem für die Zellstoffherstellung benötigt; eine Firma im Raum Ludwigshafen wird dieses Jahr mit etwa 15.000 Festmetern beliefert. Die Markierungen weisen darauf hin, ob es sich um einen Zukunftsbaum handelt, der stehenbleiben muss, oder wo die Grenzen des Einschlags sind, also wo die sogenannte „Rückegasse“ verläuft. Einen letzten Stopp gab es schließlich an einem alten Grenzstein, der an einer Seite die Buchstaben KW trug, womit der „Königliche Wald“ (heute Staatswald) gemeint war. Zum Schluss wies der Revierförster noch auf den „Vogel des Jahres“ hin. 2018 ist das der Star. Der Abschluss der Wanderung fand bei einer Gulaschsuppe im Bauhof statt.

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