Donnersbergkreis Bacchus zu Gast

Barocke Weinkultur: Andrea Baur und Hedda Bockmeyer.
Barocke Weinkultur: Andrea Baur und Hedda Bockmeyer.

«HARXHEIM.» „Ohrenvergnügliches Tafelkonfekt“ – unter diesem Titel kann man sich anfangs vielleicht nichts Genaues vorstellen. Andrea Baur und Hedda Brockmeyer als Duo „Wunder-Barock“ präsentierten ein Leseschauspiel, das rückblickend sehr gut zu diesem Titel passte. Sie begeisterten das Publikum am Donnerstagabend im historischen Rathaus in Harxheim.

Es ist das Jahr 1649. Hoflautenist Andrea Contanini di Parma (Baur) und Hauswirtschafterin Hedwige (Brockmeyer), haben die Aufgabe, alles für die Ankunft edler Herrschaften herzurichten. Es muss Silber geputzt, eingekauft, das üppige Menü vorbereitet werden. Doch der Musiker hat auf all das keine Lust. Also setzt er sich zu Hedwige in die Küche, die beiden trinken ein Gläschen Wein… und hoppla, sie landen im Rathaus in Harxheim. Im Hier und Jetzt. „Wo sind wir hier gelandet?“ fragen sie. „In Haschem“, antwortet das Publikum. „Oh Gott, im Ausland“, geben sie erschrocken zurück. Ein herzhaftes La-chen im Publikum. Gleich zu Beginn wussten die beiden Künstlerinnen, mit dem Publikum zu spielen. Während ihrer Gedichte und Lieder suchten sie immer wieder das Gespräch mit den Zuschauern, die beherzt darauf ansprangen und so den Vortrag zu einer Interaktion machten. Für die Ohren gab es an diesem Abend ganz Unterschiedliches. Duette, Sologesang, Lautentöne von Baur un-termalten zart Gelesenes von Brockmeyer. Ein harmonisches Zusammenspiel, durch das sich dennoch ein roter Faden zog. Denn alles hatte dasselbe Thema: Wein. Eingebettet in einen barocken Kontext, erzählten sie den Zuschauern verschiedene Geschichten über den edlen Tropfen. Alle erdenklichen Facetten des Weines wurden angesprochen. Neben der Ernte wurde über die Herstellung von Rotwein mithilfe von Kornblumen gewitzelt, mittelalterliche Trinklieder zum Besten gegeben. Dann verkörperten die beiden einen Streit zwischen Pfälzern und Bayern. Die Pfalz war für Wein, Bayern für Bier. Die turbulente Geschichte wurde mit passenden Lautenklängen unter-mauert. Man fieberte im Publikum förmlich mit. Und bei dem Vortrag „Das letzte Glas“ wurde man schließlich doch auch melancholisch. Ein weiterer Höhepunkt des Abends war der Besuch von Bacchus. Dabei verwandelte sich Andrea Baur mit einer Maske in den Gott des Weines. Die bizarre Holzmaske mit großen Pausbacken und starrem Blick sorgte für eine ganze eigene Komik. Mystisch umspielte Bacchus die schöne Hedwige im barocken Kleid, die von all dem augenscheinlich nichts bemerkte – so tief war sie in ihren Text versunken. Zwischen den Vorträgen amüsier-ten die Darstellerinnen mit spitzen Bemerkungen ebenso wie mit dem Aufeinandertreffen der Epochen. So probierten sie ein scheinbar zufällig gefundenes Getränk im Rathaus. Beide verzogen die Gesichter und fragten das Publikum ungläubig, welches Gift man denn im Jahr 2018 zu sich nehme. „Schorle“ war die Antwort des Publikums. Ungläubigkeit bei den beiden Frauen aus einem anderen Zeitalter. All das war gespickt mit einer kräfti-gen Prise Humor und Ironie. Oftmals zeichneten sich die Vorträge auch durch eine markante Lautmalerei aus. Ein Ohrenschmaus. Und durch den kleinen Rathaussaal entstand ein familiäres, vertrautes Ambiente. Das Publikum saß quasi gemeinsam mit den beiden Künstlerinnen an einer Tafel, und man genoss zusammen das ohrenvergnügliche Tafelkonfekt. Geschmacklich abgerundet wurde das Leseschauspiel durch eine Weinprobe vom Weingut Rebenhof in Mölsheim.

x