Donnersbergkreis Aufrüttelnd und provokant

Vom „Sexroboter“ bis zu Pflegeroboter „Frank“ – Desiree Wickler (links) beschäftigt sich in ihren Werken unter anderem mit den A
Vom »Sexroboter« bis zu Pflegeroboter »Frank« – Desiree Wickler (links) beschäftigt sich in ihren Werken unter anderem mit den Auswirkungen künstlicher Intelligenz im Alltag. Auch Sabine Ostermann setzt sich kritisch mit ihrer Umwelt auseinander – und das durchaus augenzwinkernd.

«Kirchheimbolanden.» Zum sechsten Mal bringt der Kunstverein Donnersbergkreis zweimal Kunst in den Seitenflügel der Kirchheimbolandener Orangerie. „Verflechtung“ hat Uli Lamp die Ausstellung benannt – ein Titel, der in mehrfacher Hinsicht passend erscheint.

Verflochten werden die Werke zweier Künstlerinnen miteinander in der Präsentation, verflochten sind die sozialkritischen Themen der beiden, unterschiedlich der künstlerische Ansatz, obwohl beide die Druckgrafik als Ausgangspunkt ihres Arbeitens benennen. Desiree Wickler stammt aus Luxemburg und ist fasziniert von Erzählstrukturen. So ist es für sie folgerichtig, ihre Arbeiten in Serien zu präsentieren. Mit „new humans“ kombiniert Wickler Zeichnungen mit unterschiedlichen Mischtechniken. Ihr großes Thema ist die Auswirkung von künstlicher Intelligenz im Alltag, sie stellt sich immer wieder die Frage: Wie viel Macht geben wir Menschen dieser Entwicklung? Verstörend und aufrüttelnd die Thematik, provokant die Darstellung – ob beim Thema „Sexroboter“ oder „Frank“ alias Frankenstein, der Pflegeroboter, der wie eine Pietà einen menschlichen Körper in seinen Armen hält. Geschichten erzählen auch ihre schwarzen Wälder, der Eingriff des Menschen in die Natur, wo Vertrautes im eigenen Licht oder besser in der Dunkelheit zum bedrückenden Rätsel werden kann. Spannungsgeladen die in schwarz und weiß gehaltenen Bildbahnen, Wickler stellte eigens das Papier dazu selbst her, es entsteht ein Bühnenbildcharakter. Desiree Wickler mag Künstler-Bücher. Die von ihr gezeigten Werke könnten auch Buchillustrationen sein, sie erzählen und fokussieren das Thema. „Mother Tuam“ ist ein Holzschnitt, die große Zeichnung „Iron Maiden of Tuam“ erschreckt, denn im Kleid der vermeintlich beschützenden Ordensfrau ist der Horror abgebildet. Weniger provokant, aber ebenso kritisch setzt sich die bei Berlin lebende Künstlerin Sabine Ostermann mit ihrer Umwelt auseinander. In Kirchheimbolanden zeigt sie großformatige Linolschnitte, doch nicht als Abdruck der gearbeiteten Vorlage, sondern als dreidimensional wirkende Flachreliefs, die nicht als Druckstock verwendet werden. Sie zieht das Linoleum auf eine Holzplatte auf und schneidet ihre Formen und Figuren heraus, kombiniert das so entstandene Bild mit Ölmalerei und setzt vielfarbige Akzente. Fäden, Netze, Flechtwerk, die Sprache mit ihren „Fallstricken“, „Roten Faden“ und der ganzen gesellschaftlichen Strippenzieherei sind ihr Thema. Die Umsetzung ist durchaus augenzwinkernd. Beide Künstlerinnen beherrschen ihr Handwerk, ihre Sensibilität und Kreativität lassen Erstaunliches entstehen. Wickler besticht durch das Kombinieren von Zeichnung, Technik und Material, Ostermann durch Originalität im Ausgangsstoff und der stofflich-malerisch umgesetzten Ideenwelt. Info Die anregende Ausstellung ist bis zum 26. April dienstags, freitags, samstags und sonntags jeweils von 16 bis 19 Uhr geöffnet. Am 16. April findet um 19 Uhr ein Künstlergespräch im Ostflügel der Orangerie inmitten der Werke statt.

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