Karlsruhe Von Gräbern und Grubenhäusern
Neue Erkenntnisse über Leben, Sterben und die Krankheiten der Menschen aus der Zeit um 350 nach Christus verschaffen die Ausgrabungen am Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus in Speyer. 200 Gräber wurden inzwischen gefunden. Auch Reste des frühesten Klosters St. German finden sich dort.
Sogenannte Grubenhäuser, Quartiere, die in den Boden hineinragten, sind eines der besonderen Ergebnisse, die die Archäologen auf der Fläche im Süden der Stadt gefunden haben. Dazu kämen 200 Gräber auf dem Gelände des protestantischen Krankenhausträgers, so Ulrich Himmelmann, Leiter der Außenstelle Speyer der Landesarchäologie. Er rechnet nicht damit, dass der erste Spatenstich für das geplante Campus-Projekt der Diakonissen vor dem 1. Oktober realisierbar ist. Bis zu acht Mitarbeiter sind derzeit mit den Ausgrabungen beschäftigt. „Es ist nicht überraschend, dass wir hier ein großes römisches Gräberfeld gefunden haben“, sagt Himmelmann. Das Feld reiche bis hinüber zum Germansberg auf der anderen Seite der B 39. Es lag entlang einer Straße, die aus der Stadt hinausführte. „Die ältesten Gräber stammen aus der Zeit um 350 nach Christus“, sagt Himmelmann. Während im Bereich des ehemaligen Marienheims seinerzeit noch Brandbestattung üblich gewesen sei, fanden die Wissenschaftler auf dem Areal entlang der Paul-Egell-Straße nur Reste von Erdbestattungen. „Die Steinsarkophage waren mit Ziegelplatten verschlossen. Alle gefundenen Skelette sind parallel angeordnet und die Schädel zeigen alle in die gleiche Richtung“, so der Archäologe. Die Knochenfunde werden nun gesichert und anthropologisch untersucht. Dazu arbeitet die Landesarchäologie mit den Universitäten aus Freiburg, Mainz, Köln, Würzburg und Frankfurt zusammen. „Die Untersuchungen geben uns auch Aufschluss über mögliche Krankheiten der damaligen Zeit“, erläutert Himmelmann. Größere Grabbeigaben haben die Wissenschaftler nicht gefunden. Lediglich Gürtelschnallen und Nadeln hätten im Brustbereich der Skelette gelegen, wie der stellvertretende Grabungsleiter, Jens Gutperle, berichtet. Bei einigen Gräbern wird aufgrund der Anordnung der Knochen davon ausgegangen, dass Grabräuber am Werk gewesen sind. Auch Reste des frühesten Klosters St. German haben die Forscher bei den Diakonissen entdeckt. Es existierte bis ins hohe Mittelalter und wurde später auf dem Gelände des heutigen Königsplatzes in der Innenstadt angesiedelt, sagt Himmelmann. Die Randbezirke des Klosters aber befinden sich auf dem Gelände der Diakonissen. Im Bereich zur Paul-Egell-Straße hin wurden laut Grabungsleiter Andreas Zschommler zudem Reste von Grubenhäusern gefunden. „Sie lagen etwa einen Meter tiefer, und die Dächer waren tief nach unten gezogen. Wir gehen davon aus, dass sie aus dem 11. oder 12. Jahrhundert stammen.“ Sie wurden als Werkstätten und als Lagerraum genutzt, so die Vermutung. Seit August 2015 untersuchen die Wissenschaftler das künftige Campusareal. Bis November wollen die Archäologen fertig sein.