Karlsruhe Totschlag bis Suizidversuch

Wenn ein Beamter eine Straftat auf den Bildschirmen erkannt hat, sollen seine Kollegen in zweieinhalb Minuten am Ort des Gescheh
Wenn ein Beamter eine Straftat auf den Bildschirmen erkannt hat, sollen seine Kollegen in zweieinhalb Minuten am Ort des Geschehens sein.

Die Polizei sieht infolge der Videoüberwachung von Kriminalitätsschwerpunkten erste Ermittlungserfolge. Die Behörden hoffen, die vielen Raubüberfälle in den Griff zu bekommen. Polizeipräsident Thomas Köber glaubt, dass das Pilotprojekt im Sommer richtig losgehen kann.

Seit vier Monaten laufen in der Mannheimer Innenstadt Überwachungskameras – am Paradeplatz und Alten Messplatz. Der Bahnhofsvorplatz wird schon länger beobachtet. In einem Pilotprojekt soll in Mannheim eine Software mehr und mehr zum Einsatz kommen, die Bilder auswertet, die auf kriminelles Verhalten hindeuten. Offenbar zeigt schon die herkömmliche Auswertung der Bilder durch Beamte erste Erfolge. „Wir stellen bereits einen leichten Rückgang der Straßenkriminalität fest“, teilte Mannheims Polizeipräsident Thomas Köber mit. Konkret seien Beamte 163 auf den Monitoren angezeigten Vorfällen nachgegangen. Der Ermittlungserfolg: 94 Straftaten und 13 Ordnungswidrigkeiten. Diese umfassen das ganze Spektrum der Straßenkriminalität. Darunter waren ein Totschlagsdelikt, fünf Raubüberfälle, drei räuberische Erpressungen, 28 Körperverletzungen, 17 Diebstähle, fünf Fälle von Exhibitionismus, sechs Sachbeschädigungen und einiges mehr. Außerdem wurden auf den Bildern sieben Randalierer, sechs stark alkoholisierte Personen und ein Suizidversuch beobachtet. Seit dem Start der Videoüberwachung am 16. November finde die Kontrolle der Monitore von derzeit 45 aktiven Kameras noch in herkömmlicher Weise durch insgesamt sechs Beamte statt, informierte Köber. Wie er betonte, sind Erfolge in der Kriminalitätsbekämpfung daran gekoppelt, dass eine schnelle Reaktion erfolgt. Dies sei der Mannheimer Polizei gelungen. „Wir haben auf Meldungen eine Eingriffszeit durch eine Polizeistreife von zweieinhalb Minuten“, berichtete der Polizeipräsident. Neu an der Videoüberwachung in Mannheim ist, dass dabei erstmals eine „intelligente“ Bildauswertung mittels Computerhilfe und speziellen Softwareprogrammen zum Einsatz kommen soll. Entwickelt haben all das die Stadt und das Polizeipräsidium in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Forschungsinstitut. Ziel ist, dass die eingesetzte Software menschliche Personen als relevante „Objekte“ erkennen kann und bei bestimmten Verhaltensmustern eine Meldung an die Beamten in der Zentrale erfolgt. Etwa, wenn Personen schlagen, treten, rennen oder am Boden liegen. Bisher sei die Software noch in der Lernphase, so Köber. „Das Erkennen von Menschen klappt prima. Das System entwickelt sich Tag für Tag weiter. Wir glauben, dass wir mit den Algorithmen bis zum Sommer so weit sind und auch grobmotorische Dinge erkennen können.“ Die automatisierte Bildauswertung verspricht zwei große Vorteile. Zum einen eine größere Chance, dass Straftaten bei der Vielzahl von Bildern entdeckt werden. Zum anderen eine erhebliche Arbeitsentlastung für die überwachenden Polizisten, die die Videobilder dann genauer überprüfen, wenn das System „ein Ereignis“ signalisiert hat. „Eine Gesichtserkennung findet dabei nicht statt“, betonte Köber. Das Pilotprojekt hat laut Mannheims Ordnungsdezernent Christian Specht (CDU) international Interesse ausgelöst.

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