Philippsburg So läuft der Rückbau im Kernkraftwerk Philippsburg

Philippsburg 2020: Links im Bild ist Block 1, rechts im Bild (mit Kuppel) ist Block 2 zu sehen.
Philippsburg 2020: Links im Bild ist Block 1, rechts im Bild (mit Kuppel) ist Block 2 zu sehen.

2017 beginnen die Abbauarbeiten im ersten Block des Kernkraftwerks Philippsburg, seit 2020 läuft auch in Block zwei der Rückbau. Bis zum planmäßigen Ende der Arbeiten wird es aber wohl noch mehrere Jahre dauern. Für die weitere Zukunft des Geländes gibt es mehrere Optionen.

Der Generator im Maschinenhaus in Block eins des Kernkraftwerks Philippsburg (KKP) ist bereits vollständig demontiert. Auch Teile der Turbinen, die von dem im Reaktor des Blocks erzeugten Wasserdampf angetrieben wurden, sind abgebaut. Im Reaktorgebäude, so Betreiber Energie Baden-Württemberg (EnBW), laufen derzeit die Vorbereitungen zur Zerlegung des Reaktordruckbehälters, in dem sich früher die Brennelemente befunden haben. Parallel wird die Betonhülle des Sicherheitsbehälters demontiert. Nur der untere Teil sei hiervon noch übrig. „Von außen sieht man davon nichts“, sagt Jörg Michels, Vorsitzender der Geschäftsführung der EnBW Kernkraft Gmbh. Die Arbeiten fänden derzeit alle im Inneren der Gebäude statt.

In Block zwei sind die Arbeiten noch nicht so weit fortgeschritten. Hier wird seit 2020 abgebaut, während in Block eins der Rückbau schon seit 2017 läuft. „Als Nächstes werden die Brennelemente ins Zwischenlager gebracht“, erklärt Michels. „Das wird wohl bis ins nächste Jahr dauern.“ Derzeit befinden sich die Brennstäbe noch in einem Lagerbecken, das sich direkt neben dem Reaktordruckbehälter befindet. Zwischengelagert werden die Stäbe dann in den sogenannten Castor-Behältern, die im staatlich betriebenen Zwischenlager auf dem Gelände des KKP aufbewahrt werden. Wann es von dort weiter in ein mögliches Endlager gehe, liegt laut Michels in der Verantwortung des Staates. Ein konkreter Zeitpunkt sei nicht bekannt.

„Rund 99 Prozent der Aktivität befindet sich in den Brennstäben“, erklärt Michels die Verteilung der Radioaktivität im Kraftwerk. Der Großteil des letzten Prozents wäre wiederum fest im Reaktordruckbehälter und seinen Einbauten gebunden. Auf die restlichen Systeme des Kernkraftwerks – beispielsweise Rohrleitungen – verteile sich so weniger als ein Hunderttausendstel der ursprünglichen atomaren Aktivität. „Die Innenflächen der Rohre werden zusätzlich chemisch gereinigt und radioaktive Partikel herausgefiltert“, sagt Michels. Erst dann könne mit dem Abbau begonnen werden.

„Zehn bis 15 Jahre“, sagt er, dauert es jeweils, bis die Arbeiten in den beiden Reaktorblöcken so weit abgeschlossen sind, dass keine atomrechtliche Überwachung durch den Staat mehr nötig ist. Alle Oberflächen in den Gebäuden werden abschließend auf mögliche radioaktive Verunreinigungen geprüft und gegebenenfalls gereinigt. Erst danach könnten die Gebäude auf dem Gelände endgültig abgerissen oder auf andere Art genutzt werden. Das sei wohl erst in den 2030-er Jahren möglich, da die Rückbauarbeiten an Block zwei erst seit wenigen Jahren laufen.

Die lange Rückbauzeit ergebe sich unter anderem aufgrund der aufwendigen Planungen und Arbeiten. So sei beispielsweise die aufwendige Montage einer Arbeitsbühne und einer Krananlage nötig gewesen, um den Sicherheitsbehälter stückweise abbauen zu können. Aus dem gleichen Grund müssen Bühne und Kran zu einem späteren Zeitpunkt dann aber wieder abgebaut werden. „Man muss neue Dinge einbauen, um andere abzubauen“, erklärt der Chef der EnBW-Kernkraftsparte.

Seit Ende 2019 wird in Philippsburg kein Strom mehr produziert. Damals wurde der Block KKP zwei vom Netz genommen. Block eins war bereits 2011, unmittelbar nach der Katastrophe von Fukushima und dem damit verbundenen Ausstieg aus der Atomenergie, stillgelegt worden. Der Rückbau von Block eins wurde in zwei Schritten 2017 und 2020 genehmigt. Block zwei hat 2019 eine vollständige Genehmigung erhalten und befindet sich noch in einer frühen Phase des Rückbaus. Rund 700 EnBW-Mitarbeiter arbeiten nach Unternehmensangaben derzeit in Philippsburg.

Damals noch in Betrieb: Ein Blick in den Reaktordruckbehälter von Block 2 im Jahr 2006.
Damals noch in Betrieb: Ein Blick in den Reaktordruckbehälter von Block 2 im Jahr 2006.
Entkernt: Reaktordruckbehälter von Block 1.
Entkernt: Reaktordruckbehälter von Block 1.
KKP 1: Im ersten Block wird derzeit der Sicherheitsbehälter abgebaut.
KKP 1: Im ersten Block wird derzeit der Sicherheitsbehälter abgebaut.
Verantwortet den Rückbau: Jörg Michels ist Chef der EnBW-Kernkraftsparte.
Verantwortet den Rückbau: Jörg Michels ist Chef der EnBW-Kernkraftsparte.
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