Karlsruhe Schwarzer Teufel tankt Biosprit
Auch im Motorsport muss mitunter improvisiert werden. Und nicht nur bei Benzinknappheit oder abgefahrenen Reifen während des Rennens, sondern manchmal bereits schon in der Vorbereitungsphase auf die Saison. Weil der neue Rennwagen des studentischen Highspeed-Teams der Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft zum offiziellen Roll-Out am Mittwoch noch nicht ganz fertig war, wurde aus der Not eine Tugend gemacht und statt des traditionellen roten Renners in diesem Jahr ein „schwarzer Teufel“ präsentiert. „Die Außenhaut ist noch aus Carbon und auch einige der Flügelteile sind nicht rechtzeitig fertig geworden“, sagte Projektleiter Oliver Stumpf. Der Grund dafür sei ausschließlich technischer Natur. „Nach drei Jahren haben wir uns wieder für eine komplette Neuentwicklung entschlossen und da ist der Zeitplan etwas aus den Fugen geraten“, erklärt Stumpf. Über ein halbes Jahr und unzählige Arbeitsstunden haben die rund 50 Mitglieder der studentischen Rennsportgruppe in Entwicklung, Design, Konstruktion und Vermarktung des diesjährigen Rennwagens F-112 gesteckt und dabei sowohl das Fahrwerk, als auch das Monocoque (das Gestell des Fahrzeuges) und die Aerodynamik neu konzipiert. In den Tank des Boliden kommt anstatt Superbenzin nun Biosprit und von dem neuen Flügelsystem erhoffen sich die angehenden Akademiker um Teamleiter Frieder Uerlings bessere Fahreigenschaften. Knapp 160 Kilogramm bringt der neue Renner auf die Waage. Der 60 PS starke Motor beschleunigt den Boliden in 3,5 Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer. Geschwindigkeit spielt bei den Wettbewerben der Formula Student nur eine untergeordnete Rolle. Neben der Standfestigkeit auf den Strecken fließen Design, Marketingstrategien und Konstruktionskniffe in die Wertung ein. Vor zwei Jahre gelang dem Hochschulteam in der Rennserie Formula Student mit Platz 10 von 75 Teams beim Rennwochenende in Hockenheim das bislang beste Ergebnis in der zwölfjährigen Team-Geschichte. In der vergangenen Saison verhinderten technische Probleme bei den drei Starts in Deutschland, Österreich und Spanien jedoch ein besseres Ergebnis. Auch in dieser Saison geht das Team bei drei Veranstaltungen der Formula Student Ende Juli in Tschechien, Mitte August auf dem Hockenheimring und Ende August in Barcelona an den Start. „Ankommen ist dabei wichtiger als die Rundenzeiten“, weiß Stumpf. Die ganzheitliche Betrachtungsweise sowie die komplette Durchführung eines langfristigen Projekts von der Ideenskizze bis zum Bau eines Prototypen sind für den Projektleiter die größten Herausforderungen bei der Entwicklung. Seit der Gründung im Jahr 2007 begleitet und betreut Stumpf das Highspeed-Team. Seither haben sich bereits rund 350 Studierende im hochschuleigenen Rennsportteam engagiert. „Diese Leute leisten während ihres Studiums sehr viel ehrenamtliche Arbeit und darunter leidet mitunter auch die akademische Ausbildung“, betonte Hochschulrektor Frank Artinger beim Roll-Out. Allerdings könnten die Teammitglieder von ihrer Arbeit auch profitieren und durch die gesammelten Erfahrungen auch die eine oder andere schlechtere Note ausgleichen. Durch die Zusammenarbeit mit Firmen wie Schaeffler kann ein nützliches Netzwerk geknüpft werden. Dadurch hätten die Teammitglieder auch „allerbeste Chancen“ auf dem Arbeitsmarkt. Einigen der Hochgeschwindigkeits-Enthusiasten sei nach dem Studium der Sprung in die Rennsportszene gelungen. „Außerdem suchen viele Unternehmen bei ihren Ausschreibungen gezielt nach Mitarbeitern mit Erfahrung in den studentischen Rennsportteams“, weiß Artinger. Etliche Karlsruher Highspeed-Konstrukteure landen nach ihrem Abschluss in den Entwicklungsabteilungen von renommierten Autobauern wie Porsche.