Karlsruhe Oberzentren legen zu

Die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte ist gesunken, die vorhandenen Geschäfte wurden dafür aber spürbar größer. Auf diesen einfachen Nenner lassen sich die Ergebnisse einer Bestandsaufnahme des Einzelhandels in der Region Mittlerer Oberrhein bringen, die jetzt vom Regionalverband und der IHK Karlsruhe gemeinsam vorgelegt wurde.

Erstmals waren die Zahlen im Jahr 2008 erfasst worden, die neue Bestandserhebung helfe nun auch, die Lenkungswirkung des Regionalverbands zu überprüfen, kommentierte Gerd Hager, Verbandsdirektor des Regionalverbands, die neuen Zahlen. Der „Fall“ Ikea dürfte der bekannteste Vorstoß des Regionalverbands sein, große Einkaufsmärkte nur an zulässigen Standorten zu genehmigen. Statt in Rastatt baut Ikea nun in Karlsruhe – aus Sicht der Regionalplaner die richtige Standortwahl. Ähnlich sieht es in deutlich kleinerem Maßstab auch bei Einzelhandelsgeschäften aus. Je nach Größe kommen nur Mittel- oder Oberzentren als Standort in Frage, so soll verhindert werden, dass den Innenstädten mit Märkten auf der Grünen Wiese das Wasser abgegraben wird. Inzwischen ist den Innenstädten mit dem Onlinehandel allerdings eine weitaus größere Konkurrenz erwachsen. Bundesweit werden bereits rund zehn Prozent der Umsätze im Internet gemacht, die in den Städten und Gemeinden fehlen. Doch zur Verödung der Innenstadt muss es deshalb nicht zwangsläufig kommen. Ganz im Gegenteil, in den Mittelzentren sind die Verkaufsflächen zum Teil sogar deutlich nach oben geschnellt. Speziell in Gaggenau, wo ein Einzelhändler inzwischen Oberbürgermeister ist, hat die Verkaufsfläche in den zurückliegenden zehn Jahren um knapp 36 Prozent zugelegt. Auch Bruchsal, Ettlingen und Rastatt haben überdurchschnittlich zugelegt, das Oberzentrum Karlsruhe verlor hingegen knapp sechs Prozent an Einkaufsfläche. Während die Mittelzentren zulegen konnten, sind die Unterzentren die großen Verlierer. Dort werde es immer schwieriger, kleine Märkte zur Versorgung der Wohnbevölkerung im Ort zu halten. Dass die Marktbereinigung weiter gehen wird, daran besteht IHK-Vizepräsidenten Roland Fitterer kein Zweifel. Weitere 14 Prozent der Einzelhändler werden ihr Geschäft in den kommenden Jahren schließen, weitere Leerständen in zentralen Lagen seien zu erwarten. Für Hager ist diese Entwicklung aber nicht grundsätzlich negativ. Frei werdende Gebäude könnten zumindest teilweise als Wohnraum genutzt werden. Wichtig sei aber, dass auch künftig die Grundversorgung nahe am Menschen zu finden ist. Und da könnten Kommunen durchaus aktiv werden und beispielsweise Gebäude aufkaufen, um dann Nutzer anzusiedeln, welche die Orte auch als zentralen Einkaufsort wieder attraktiv machen. Die jetzt vorgelegte Studie könnte dabei als Entscheidungshilfe dienen, denn sie zeigt für jede einzelne Kommune steckbriefartig auf, wo der dringendste Nachholbedarf besteht.

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