Karlsruhe Neuausrichtung auf unsicherem Grund

Man könnte es bildlich so beschreiben: Die Patientin wurde, nachdem sich die zuständigen Kräfte schließlich verständigt hatten, in letzter Minute ans Beatmungsgerät angeschlossen. Die grenzüberschreitende Pamina-Volkshochschule mit Sitz im elsässischen Weißenburg kann weiterarbeiten. Nachdem in den vergangenen Jahren bei konstant hohen Nutzerzahlen die Zuschüsse und die Mittel für Zusatzprojekte stetig gesunken waren, sah es noch vor Kurzem recht düster aus. Eine Insolvenz schien kaum noch abwendbar, so die Leiterin Philine Weyrauch-Herrmann.

Die vor über 15 Jahren gegründete UP Pamina VHS ist ein kompliziertes Konstrukt. Träger sind 15 Volkshochschule aus dem Pamina-Raum (Südpfalz, Mittelbaden und Nordelsass). Finanzielle Förderung kam von französischen und deutschen Sparkassen sowie von den Ländern Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, dem Département Bas-Rhin, der Région Alsace, dem Regionalverband Mittlerer Oberrhein und den Städten Bühl und Weißenburg, wobei Letztere durch die mietfreie Überlassung von Büro- und Seminarräumen einen zusätzlichen Beitrag leistet. Wackelig war die Situation Einrichtung immer. Der Vorsitzende des Trägervereins, der Karlsruher VHS-Direktor Erol Alexander Weiß: „Es gab strukturelle Probleme von Anfang an.“ Weil der Trägerverein zwar seine Zentrale in Weißenburg und eine Nebengeschäftsstelle bei der VHS-Karlsruhe, aber keine „politische Sitzgemeinde“ habe. Anders gesagt: Die Pamina-VHS hatte ihren angestammten Platz zwischen den Stühlen und angesichts öffentlicher Finanznöte nicht die besten Karten. Angesichts des drohenden Endes sei die Stadt Karlsruhe bestrebt gewesen, eine Lösung zu suchen, so Weiß. Die ist unter Federführung des Regionalverbandes Mittlerer Oberrhein nun zunächst gelungen: Auf der Grundlage einer Neuausrichtung engagieren sich die Technologieregion Karlsruhe, der Regionalverband, die Metropolregion Rhein-Neckar, die Städte Karlsruhe, Bühl, Baden-Baden und Wissembourg sowie die Kreise Rastatt, Karlsruhe-Land und Germersheim zusätzlich. Erhöhte Beiträge kommen auch von der Région Alsace und dem Land Baden-Württemberg. Nur der klamme Kreis Südliche Weinstraße hat abgewunken. Der Eurodistrict Regio Pamina wird beratend unterstützen. Hohes Lob zollte Weiß der Leiterin Philine Weyrauch-Herrmann, die erst in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres diese Funktion von Stefan Woltersdorff übernommen hatte und nun gleich die Neuausrichtung umzusetzen hat. Die sieht eine Weiterentwicklung des vielfältigen Programms vor. Etwa die Weiterbildung von Grenzgängern (Sprache und interkulturelle Kompetenz), ferner ein Angebot an Auftragsveranstaltungen für Kommunen oder Unternehmen der Region sowie Partnerschaften mit Vereinen und anderen Weiterbildungseinrichtungen. Während die Sprachkurse ein starkes Standbein bleiben, sollen die Tagestouren leicht zurückgefahren und die Teilnahmegebühren moderat erhöht werden. Bei den mehrtägigen Reisen ist eine Verlagerung von Literatur- und Kunstthemen zu mehr politischer Thematik geplant. Weyrauch-Herrmann ist vor allem bestrebt, auf französischer Seite durch engere Kontakte die Akzeptanz zu erhöhen. Denn bislang war auf der Teilnehmerseite das Elsass eher schwach vertreten. Da sei, meint sie, eine stärkere Vernetzung nötig. „Der Rettungsplan steht“, konstatiert RVMO-Verbandsdirektor Gerd Hager. Man muss aber sagen: vorerst mal für 2014 mit einer Verlängerungsoption für 2015. Darüber wird ein Monitoring zum Jahresende entscheiden. Wichtige Voraussetzung: Das Gesamtprojekt zur Neuausrichtung soll eine Förderung im Rahmen des neuen Interreg-Programms ermöglichen und weitere „Überlebensspritzen“ der aktuellen Art überflüssig machen.

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