Karlsruhe Mehr Erlebnis und Freizeit in der Innenstadt

Klettern in der Innenstadt: Derzeit laufen in der Boulderwelt noch die Bauarbeiten.
Klettern in der Innenstadt: Derzeit laufen in der Boulderwelt noch die Bauarbeiten.

Die Innenstadt verändert sich. Ein altes Kaufhaus wird derzeit fast vollständig umgebaut, um den neuen Bedürfnissen gerecht zu werden. In bester Lage teilen sich künftig Einkaufs- und Freizeiteinrichtungen die Flächen, die auch auf eigene Bereiche zum Verweilen setzen. Ein Trend, der Folgen für die ganze Stadt haben könnte.

Nur zum Einkaufen zieht es seit Jahren immer weniger Menschen in die Innenstädte. Die meisten großen Kaufhäuser sind längst aus den Innenstädten verschwunden. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich die Kundschaft vom breiten Warenangebot der großen Einkaufshäuser anlocken ließ. Das 1956 eröffnete Kaufhaus Schneider am Europaplatz steht für diese Entwicklung. Nach fast vier Jahrzehnten wurde das Kaufhaus von einer der Modekette übernommen. Zuletzt versuchte der Elektronikmarkt Saturn an dieser prominenten Stelle der Stadt elektronische Waren zu verkaufen. Als der auf verkleinerte Flächen einige Meter weiter umzog, entschieden sich die Eigentümer zu einer Sanierung und einem neuen Nutzungskonzept des einstigen Kaufhauses.

„Der Wettbewerb, speziell mit dem Online-Handel zwingt den stationären Einzelhandel zu mehr Effizienz“, sagt Falko Streber, Geschäftsführer der Stuttgarter Retail-Group Streber, die die neuen Mieter des Gebäudes aussuchte.

Verkaufsflächen mit mehr als zwei Ebenen seien heute nur noch schwer vermittelbar. „Für die betroffenen Immobilien bedeutet dies, die Reduktion von Verkaufsebenen und die Umwidmung in alternative, attraktive Nutzungsarten“, sagt Streber. Entsprechend soll das Kaufhaus künftig mehrere Nutzungsarten vereinen. Eine Bäckerei, ein Drogeriemarkt, eine Boulderhalle und ein Zahnzentrum sollen die Bestandsmieter aus Fitnessstudio und Woolworth ergänzen.

Kletterhalle und Drogerie sind größte Mieter

Steber freut sich besonders über die Ansiedlung eines neuen dm-Marktes, der Laufverkehr verspricht. Auf zwei Etagen und etwa 1.000 Quadratmetern bietet die Drogeriemarkt-Kette ab dem Spätjahr etwa 12.500 Produkte an. Während im Erdgeschoss vor allem der Kosmetik- und Pflegebereich sowie Lebensmittel Platz finden sollen, sollen im 1. Stock auch Kinder in einer Spielecke und Erwachsene in einer Kaffee-Bar Plätze zum verweilen finden.

Von der „weitläufigen Verkaufsfläche“ am neuen Standort, verspricht sich der dm-Gebietsverantwortliche Philipp Herz auch mit Kinder- und Einkaufswagen mehr Entspannung beim Einkaufen.

„Den bisherigen Standort ein paar Hausnummern weiter, in der Kaiserstraße 152-154, geben wir für die Neueröffnung am Europaplatz auf“, sagt Herz. Der größte Mieter des Hauses ist die Boulderwelt. Auf 2.000 Quadratmeter wird derzeit schon an Kletterwänden gebaut. In niedriger Höhe und mit Matten abgesichert kann ab Herbst ohne Gurt und Seil in der Innenstadt geklettert werden. „Die Lage könnte nicht besser sein: Sowohl zu Fuß, mit dem Fahrrad, als auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Halle schnell und einfach erreichbar“, sagt Nadia Hoffmann von der Münchner Boulderwelt-Gruppe, die bereits sechs Boulderhallen bundesweit betreibt. Nur eine ihrer drei Hallen in München befindet sich auch in der Innenstadt. Doch nach ihrem Willen soll in Karlsruhe auch die Lage dem Bouldern den Weg „von der Nische zum Breitensport“ ebnen. Ein eigener Bereich für Kinder und ein eigens Café ergänzt das Freizeitangebot.

Der Trend geht zu eher kleineren Flächen

Das ebenfalls in München gegründete Zahnzentrum AllDent und die erste Karlsruher Filiale der württembergischen Bäckerei Katz beziehen in einigen Monaten stehen bereits als weitere Mieter fest. Die bisherigen Mieter des Hauses Woolworth, Jonny M. und Phoenix Games bleiben am Standort bestehen. Von den über 13.000 Quadratmetern des Gebäudes sind noch etwa 2.300 Quadratmeter in drei Stockwerken frei. „Hier wird der Ausbau noch etwas zurückgestellt, um eventuelle Wünsche von potenziellen Mietern nach Möglichkeit noch zu berücksichtigen“, sagten die Vertreter der Eigentümer am Rande einer Vorstellung der neuen Mieter in der vergangenen Woche.

Die Sanierung des Gebäudes umfasst etwa 8.000 Quadratmeter und die Außenfassade. Zwischenzeitlich sind die Entkernungs- und Rohbauarbeiten abgeschlossen und der Innenausbau der neuen Räume beginnt. Die ersten Mieter werden bereits im Sommer erwartet. Seit 2011 befindet sich das Gebäude im Eigentum von Investoren. „Entgegen dem allgemeinen Trend von kurzen Festlaufzeiten der Mietverträge konnten die neuen Nutzer außergewöhnlich langfristig am Standort gesichert werden“, sagt Steber. Um Leerstand in der Innenstadt zu vermeiden seien kreative Konzepte gefragt, ist er überzeugt. „Die Revitalisierung des Geschäftshauses am Karlsruher Europaplatz steht beispielhaft für den steten Wandel im Einzelhandel.“ Die Trends zeigten klar in Richtung kleinerer Handelsflächen. Dies erfordere „substanzielle Anpassungen an Gebäudestrukturen.“

x