Karlsruhe Karlsruhe: Verbindung in die „Welt der Hörenden“

In kleinen Gruppen wird in der Schule unterrichtet, wie hier im Fach Englisch.
In kleinen Gruppen wird in der Schule unterrichtet, wie hier im Fach Englisch.

Karlsruhe: In der Erich-Kästner-Schule werden Heranwachsende mit Hör- und Sprach-Handicap unterrichtet. Dabei gehören digitale Medien zum Alltag. Die Schule ist einzigartig in der Region, auch aus der Südpfalz werden Kinder und Jugendliche morgens zum Unterricht gebracht.

Eine Einrichtung mit einem enormen Einzugsgebiet ist die Erich-Kästner-Schule in der Karlsruher Weststadt. Das hat seinen Grund: Die Ganztagsschule mit Grund-, Haupt- und Werkrealschulzweig unterrichtet hörgeschädigte und sprachbehinderte Kinder und Jugendliche und hat in seiner Ausprägung ein Alleinstellungsmerkmal: Selbst aus dem Schwarzwald, der Region Baden-Baden oder Pforzheim besuchen Schüler die Einrichtung. Mit im Boot ist auch der Kreis Südliche Weinstraße und der Landkreis Germersheim, die sich an der Finanzierung der Einrichtung mit beteiligen. Auch von hier pendeln täglich Schüler über den Rhein, um an der Erich-Kästner-Schule, die sich auf dem Areal der ehemaligen französischen Kaserne befindet, unterrichtet zu werden. „Wir sind recht gut ausgestattet. Der Lehrer-Schüler-Schlüssel ist bei uns deutlich höher als in anderen Schulen. So können wir die Heranwachsenden entsprechend individuell betreuen“, erläutert Rektor Josef Lange, der seit rund 21 Jahren der Schule vorsteht. Zwar beherrschen viele der Lehrer die Gebärdensprache, sie sei aber nicht die Voraussetzung für eine Anstellung. Wichtig ist der Schule eine enge Verbindung in die „Welt der Hörenden“. So pflege man Kooperationen mit etlichen Unternehmen (für spätere Praktika), der Stadt Karlsruhe oder zu allgemeinbildenden Schulen. Bildungspartner sind die IHK Karlsruhe und diverse Stiftungen. Selbst der KSC ist ein Kooperationspartner. Regelmäßig kommen Spieler des Drittligisten in die Sporthalle auf dem roten Backstein-Areal und trainieren mit den Kindern. Von Bedeutung sei auch die Partnerschaft mit dem Karlsruher Gehörlosenverband, der im Ortsteil Daxlanden sitzt. „Ziel unserer Pädagogik ist das Finden der eigenen Identität und der sozialen Integration. Der Erwerb der kommunikativen Kompetenz und eine bestmögliche Förderung ist ein zentrales Anliegen unserer Bemühungen. Wir bereiten auf den Beruf und das Leben vor und dabei holen wir die Schüler da ab, wo sie aktuell stehen“, betont der Schulleiter, der aus dem Saarland stammt. Dazu zähle natürlich auch eine Reife, die zu einer Ausbildung, die Aufnahme in eine Regelschule oder zum Abitur führt.

Tablets und Smartphones gehören zum Standard

Die Fächerstadt hat im Übrigen eine lange Tradition in der Ausbildung von Menschen mit Handicap. Bereits 1784 gründete Markgraf Karl-Friedrich in der damaligen badischen Residenz eine Taubstummenanstalt. Technisch und was die Digitalisierung der Arbeitsmittel angeht, ist die Kästner-Schule bestmöglich ausgestattet und auf dem neuesten Stand. „Wir arbeiten mit dem Einsatz von Funk-Frequenz-Anlagen, die im Unterricht die Sprachwahrnehmung unterstützen. Bei uns befinden sich vornehmlich Kinder und Jugendliche mit einer peripheren Hörstörung, die mit Hörgeräten versorgt sind. Tablets, Smartphones, Mikrofone und weiteres digitales Equipment gehören bei uns zum Standard“, führt Rektor Lange fort. Naturgemäß spielt auch die enge Kooperation mit den Eltern der Kinder eine große Rolle im Schulalltag. „Da herrscht ein großes Engagement“, so Lange. Zentral sei die Frühförderung und die Diagnosestellung bis Schuleintritt sowie der sonderpädagogische Dienst. „Ich denke, wir sind insgesamt sehr gut aufgestellt. Die Intention ist es, unseren Schülern die Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Dafür tun alle, die hier mitarbeiten oder uns unterstützen, ihr Bestmöglichstes“, sagt der Rektor, der dieses Jahr in Pension geht und seinem Nachfolger respektive Nachfolgerin eine gut funktionierende sonderpädagogische Einrichtung hinterlässt.

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