Karlsruhe „In Krisenzeiten rückt man zusammen“

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Philippsburg. Goodyear will sein Werk schließen, das Atomkraftwerk baut ein weiteres Zwischenlager und ein Reststoffbearbeitungszentrum, dazu soll ein Konverter für die Einspeisung von Ökostrom auf der Gemarkung gebaut werden. Keine leichten Zeiten für Bürgermeister Stefan Martus (parteilos). Monika Eisele sprach mit ihm.

Macht Ihnen Ihr Amt eigentlich noch Spaß?

Ja Bürgermeister sein, macht immer noch riesig Spaß. Auch in Krisenzeiten, weil es die Menschen sind, mit denen ich was erreichen möchte, und die bekanntlich in Krisenzeiten wieder näher zusammen rücken. Verwaltung, Gemeinderat und Bürgermeister natürlich auch. Vor allem die Goodyear-Mitarbeiter, aber auch die Kollegen der Region und die Bürger von Philippsburg erkennen das Engagement um die Goodyear-Produktion sehr an. Mit welchen Einbußen muss die Stadtkasse im kommenden Jahr rechnen? Es ist abzusehen, dass wir 2017 mit tiefroten Zahlen abschließen werden. Die Stadt wird dem Verwaltungshaushalt 8,6 Millionen Euro aus dem Vermögenshaushalt zuführen, ungefähr der gleiche Betrag wird den Rücklagen entnommen werden müssen. Auch wegen Rückzahlungen an die EnBW werden wir in diesem Jahr minus 3,4 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen einplanen müssen. Das ist einmalig in der Geschichte Philippsburgs. Weitere 2,8 Millionen Euro werden für Zinsausgaben auf Steuererstattungen fällig. Einsparungen beim Bau zweier Feuerwehrhäuser wurden bereits beschlossen. Wo sehen Sie weitere Einsparpotentiale? Wir haben bereits viele Ausgaben überprüft und entsprechende Anstrengungen unternommen um die Ausfälle zu kompensieren. Aber wir werden weiter intensiv über unsere Einnahmen nachdenken und auch manch unbequeme Entscheidung treffen müssen. So die genannte Deckelung der Kosten für die beiden Feuerwehrhäuser in Rheinsheim und Huttenheim. Und wir werden nicht umhinkommen, die Kindergartengebühren für die U3- und Ü3-Gruppen zu erhöhen, um uns den vom Gemeindetag vorgegebenen 21 Prozent Elternanteil zu nähern. Gibt es Spielraum für Investitionen und Projekte? In den vergangenen Jahren sind uns etliche Gewerbeansiedlungen gelungen, die uns neue Ausbildungs- und Arbeitsplätze brachten. Auch ohne die Großbetriebe können wir dadurch zwischen 2,0 und 2,5 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen einplanen. Damit müssen wir dann die dringend notwendigen Vorhaben wie der Neubau eines Kindergartens oder die Erschließung von Wohn- und Gewerbegebieten vorantreiben.

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