Karlsruhe „Ich bin Mannemer“

„Ich bin Mannemer“, sagte Sepp Herberger, als ihm zu seinem 80. Geburtstag 1977 der Ehrenring seiner Heimatstadt verliehen wurde. „Ich bin Mannheimer“ heißt auch die Ausstellung, die bis zum 13. Juli im Pflanzenschauhaus des Luisenparks zu sehen ist (wir berichteten gestern im Sportteil).

Gezeigt werden wichtige Stationen seines Lebens – von der Spiegelsiedlung über seine Karriere als Fußballer bis hin zum „Wunder von Bern“. Ein Teller Eisbein mit Sauerkraut und eine Flasche Bier stehen gegenüber von Herbergers geliebten Kopfballpendeln, an die sich Premieren-Ehrengast Horst Eckel noch lebhaft erinnerte: „Wenn man müde wurde und nicht mehr hoch genug sprang, hat es der Chef selbst vorgemacht.“ Mit dem Essen konnte Eckel zunächst nichts anfangen. „Sie sind eine Erinnerung an sein Leibgericht“, erklärte Kurator Marius Mrotzek, der die Ausstellung im Auftrag der Sepp-Herberger-Stiftung zusammengetragen hatte. Zumindest bis zum Jahr 1936. Da saß der spätere „Chef“ gerade vor seiner Leibspeise, als er von der Niederlage der deutschen Mannschaft gegen Norwegen bei den Olympischen Spielen erfuhr. „Seither kann ich kein Eisbein mehr sehen“, wird Herberger zitiert. Weitere Zitate durchziehen die Ausstellung, zwar nicht in Stein gemeißelt, aber auf Begrenzungssteinen verewigt. „Das Tempo macht der Ball“, „Ein Spiel dauert 90 Minuten“ und natürlich „Der Ball ist rund.“ Der Spruch: „Man muss auch mal verlieren können“, war hingegen für Eckel ungewohnt: „Den habe ich nicht so oft gehört“, so der Weltmeister von 1954 schmunzelnd. Der Luisenpark sei ein optimaler Standort für eine Fußball-Ausstellung, findet Park-Chef Joachim Költzsch. Er erhofft sich neue Besucher im Luisenpark. Darauf baut auch Herberger Urgroßneffe Michael Herberger. „Ich selbst liebe diesen Park und freue mich, dass alle Besucher nun auch noch diese Ausstellung geboten bekommen“, sagte er. Auch er bekam neue Einblicke ins Leben des berühmten Vorfahren. Das Arbeitszimmer des „Chefs“ zum Beispiel, der höchstselbst am Schreibmaschinenungetüm die eingehende Post beantworte, neben sich eines seiner berühmten Notizbücher, in das die talentierten Kicker eingetragen wurden. „Ich selbst kann mich nicht mehr so stark an ihn erinnern. Ich war erst sechs Jahre alt, als er starb.“ Von der Kindheit in der Spiegelsiedlung über die Stationen SV Waldhof und VfR Mannheim, ein Wechsel, den ihm viele Mannheimer lange nachtrugen, bis hin zu Tennis Borussia Berlin schaffte es Herberger als Spieler. Ungleich größer seine Bedeutung als Reichs- und später als Bundestrainer. Aus gleich acht Volksempfängern ertönt im stilisierten 50er-Jahre-Wohnzimmer die legendäre Radioreportage von Herbert Zimmermann: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen.....“ Auch daran erinnerte sich Horst Eckel noch lebhaft: „Ich war vielleicht 20, 30 Meter hinter dem Boss und war mir in dem Moment sicher, dass er ihn rein macht..“ Und eine weitere Erinnerung ist auch 60 Jahre nach dem „Wunder von Bern“ in ihm noch lebendig: „Herberger hat nie einen Hehl daraus gemacht, woher er kommt, und er hat auch uns immer wieder daran erinnert, dass wir unsere Herkunft nicht vergessen sollen.“

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