Karlsruhe Hochschule im Schweinezyklus

Die Hochschule Karlsruhe, ein Campus im Grünen direkt in der Stadt.
Die Hochschule Karlsruhe, ein Campus im Grünen direkt in der Stadt.

Wie fast alle Hochschulen für angewandte Wissenschaften mit technischem Schwerpunkt gehen auch an der Karlsruher Hochschule (HKA) die Bewerberzahlen zurück.

Bis vor vier Jahren konnten die jeweiligen Rektoren der Hochschule Karlsruhe immer mit gestiegenen Bewerberzahlen aufwarten. In den letzten Jahren drehte sich das. Im Vergleich zum letzten Wintersemester gab sich knapp 15 Prozent weniger Bewerber, der Faktor beträgt noch 3,5 pro Studienplatz. Konnte Rektor Franz Artinger bis vor kurzem noch von Auslastungen von 110 bis 120 Prozent berichten, seien es jetzt „nur“ noch 90 bis 95 Prozent. 7038 Studierende gibt es, etwas weniger als im letzten Wintersemester. Damit befinde man sich in einer Art „Schweinezyklus“, so Artinger, der aber glaubt, dort auch wieder raus zu kommen.

Warum junge Leute gerade weniger Interesse an sogenannten MINT- Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) haben, darüber kann im Moment nur spekuliert werden. Ein Teil an dem Rückgang könnte Corona, aber auch jetzt die Ukraine Krise Schuld sein, die Menschen sähen vielleicht im Moment keinen Sinn in einem technischen Studium. Eines sei aber sicher: An fehlenden beruflichen Perspektiven nach dem Studium könne es nicht liegen. Bekommt schon seit Jahren ein Absolvent der Hochschule meist mehrere Jobangebote, werden Ingenieure in Deutschland heute in der Energiekrise mehr denn je gebraucht.

Um den jungen Menschen die Entscheidung für ein Studienfach zu erleichtern, bietet die HKA neben vielen Beratungsangeboten das Projekt Oskar an. Teilnehmer studieren darin zwei Semester an der Hochschule und schnuppern dabei in verschiedene Fachrichtungen. Erst dann müssen sie sich für ein Fach entscheiden, erklärt Artinger. Zudem gibt es das Projekt Twin (zusammen mit dem KIT) an dessen Ende sich die Teilnehmer zwischen einer Lehre und einem Studium entscheiden können.

Campus ist Treffpunkt

Der Unterricht in diesem Semester soll wieder weitgehend in Präsenz stattfinden. Die Karlsruher Hochschule habe einen schönen Campus im Grünen, an dem sich die Studierenden treffen und austauschen können, so Artinger. Dies habe in Corona-Zeiten fast vollständig gefehlt. Gerade für Studienanfänger sei das auch sehr schwierig, kaum Rückmeldungen oder Tipps von erfahrenen Studierenden zu erhalten. Zudem sei Gruppen- und Teamarbeit an einer praxisorientierten Hochschule sehr wichtig. Wie erfolgreich man damit sein könne, zeigen die Erfolge des von Studierenden fächerübergreifend seit 16 Jahren gebauten Rennwagens. Bei dem internationalen Wettbewerb Formula Student feierte der Rennwagen F116 mit zwei Einzelsiegen in Hockenheim und dem Gesamtsieg seinen bisher größten Erfolg. Bei solchen Projekten würden Studierende oft mehr lernen als im ganzen Studium, gibt Artinger zu.

Zudem konnte Artinger berichten, dass die Hochschule als eine von 3 bis 4 Hochschulen in Deutschland als Europäische Hochschule anerkannt wurde, was zwar neue Aufgaben, aber auch Fördergelder bringe. Erfreulich auch: Die Hochschulen in Baden-Württemberg besitzen seit Juli ein eigenes Promotionsrecht, darum wurde jahrelang gekämpft. Bisher gebe es zwar schon rund 100 Doktoranden, ihr Erstdoktorvater musste aber immer von einer Uni kommen. In Zukunft könne man also, wenn man will, sein Studium bis zum Doktor vollständig an der HKA abschließen.

Mehr Energie erzeugen als verbrauchen

Außerdem wird es neue Studienfächer geben. So wird im Studienfach Green Technology Management ab diesem Wintersemester der Schwerpunkt auf Klimaschutz ausgerichtet. Klimaschutz will auch die Hochschule betreiben, wobei der Beschluss, erst ab 15. Oktober die Räume zu heizen. Vielmehr will man ab 2030 mehr Energie erzeugen als man verbraucht, helfen sollen dabei Neubauten und der Abriss energetisch völlig veralteter Gebäude. Alle Gebäude sollten mit Photovoltaik anlegen bestückt werden. Dies hätte man zwar schon vor zehn bis 25 Jahren machen sollen, aber jetzt sollte man anfangen, so Artinger

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