Karlsruhe Foodsaver bewahren Lebensmittel in Karlsruhe vor dem Müll

Auf Hygiene wird bei Foodsharing genau geachtet geachtet: Robin Dujakovic füllt Zucker um.
Auf Hygiene wird bei Foodsharing genau geachtet geachtet: Robin Dujakovic füllt Zucker um.

Gegen Lebensmittelverschwendung kämpfen Foodsaver in Europa und Deutschland. Auch in Karlsruhe gibt es eine Initiative mit rund 600 Rettern, die seit ihrer Gründung 2013 schon über 250 Tonnen Lebensmittel vor der Vernichtung bewahrt hat. Robin Dujakovic ist einer von den ausgebildeten Foodsavern.

Bald schließen die Geschäfte. Robin Dujakovic radelt mit Anhänger zu einem großen Supermarkt. Dort angekommen belädt er seinen Hänger mit Lebensmitteln, manchmal auch noch Taschen und Rucksäcke und fährt wieder weg. Robin zahlt heute nicht, denn er ist Foodsaver, zu deutsch „Lebensmittel Retter“.

Containern ist eine Straftat

In Deutschland werden täglich Tonnen von Lebensmitteln weggeworfen. Manchmal ist vielleicht das Gemüse leicht angeschlagen, die Mindesthaltbarkeit knapp abgelaufen oder die Packung beschädigt. Die meisten Lebensmittel davon könnten noch ohne Probleme gegessen werden. Und das nervt viele Menschen wie auch Robin, denn das Wegwerfen von noch essbaren Lebensmitteln schädige auch die Umwelt und Ressourcen zur Herstellung würden unnötig verschwendet. Der 23-jährige Elektroniker aus Karlsruhe suchte deshalb eine Lösung. Containern, also das entnehmen von Lebensmitteln aus Abfallcontainern vor Supermärkten, ist in Deutschland im Gegensatz zu den Nachbarländern eine Straftat. Die CDU verhinderte im vergangenen Jahr eine Gesetzesänderung.

Und so kam Robin schnell auf die Foodsharing. Die Initiative entstand in Deutschland im Jahr 2012. Nach Angaben der Initiative wurden in Deutschland über 20.000 Tonnen Lebensmittel von mehr als 50.000 Rettern vor der Tonne bewahrt. Seit 2013 gibt es Foodsharing auch in Karlsruhe, in der Zwischenzeit gibt es rund 600 Foodsaver und etwa 250 Tonnen Lebensmittel wurden gerettet.

Um Foodsaver zu werden, musste Robin wie alle anderen auch einen kleinen Test im Internet bestehen und dann an drei „Lebensmittelrettungen“ teilnehmen. Seit einigen Jahren nun ist Robin als Lebensmittelretter unterwegs. Meist mit dem Fahrrad, manchmal mit dem Auto, wenn die Mengen zu groß sind. Es gibt regelmäßige Abholungen, die leichter planbar sind, aber auch spontane Abholungen. Gerade vor Feiertagen und bei Events seien die Mengen oft sehr groß.

Zehn Verteilstationen in der Stadt

Und so fährt Robin meist abends nach seiner eigentlichen Vollzeitarbeit zu den Läden und sammelt die Lebensmittel ein. Knabbereien, abgepackter Käse oder abgepackte Wurst, Tütensuppen, Obst und Gemüse, Schokolade, Pizzen – die Beute der Foodsaver ist vielfältig. „Die Sachen müssen noch genießbar sein. Was mitgenommen wird, entscheiden die Foodsaver vor Ort selbst“, erklärt Robin. Allerdings, Fleisch oder unverpackte Wurst nehmen die Retter nicht mit. Auch was dann mit den Lebensmitteln geschieht, entscheiden die Foodsaver selbst. Diese können die Lebensmittel selbst verbrauchen, was wegen der Menge und der kurzen Haltbarkeit meist nicht möglich ist, sie können sie nach Gutdünken an Freunde verteilen oder sie geben sie bei den rund zehn Verteilstationen im Stadtgebiet ab.

Vier Tonnen Biozucker bei einer Abholung

Dort können Menschen die Lebensmittel abholen. Verboten sei, die Lebensmittel zu verkaufen oder irgendeinem gewerblichen Zweck zu zuführen, erklärt Robin, der dazu auch eine Rechtsvereinbarung unterschreiben musste. Die größte Menge, die Robin rettete, waren übrigens vor kurzem über vier Tonnen Biozucker, die in Wörth abgeholt und dann erst mal verteilt werden mussten. Der Zucker war falsch ausgezeichnet beziehungsweise die Verpackungen waren teilweise defekt. Hygiene wurde übrigens schon vor Corona groß geschrieben, Handschuhe sind Pflicht.

Die Foodsharer in Karlsruhe treffen sich einmal im Monat. Foodsharing hat derzeit mit rund 60 Betrieben eine Kooperation. Manche davon wollen nicht öffentlich genannt werden: „ Sie haben Angst vor einem Imageschaden“, erklärt Elisabeth Kuhnle. Sie ist eine von sechs Botschafterinnen von Foodsharing Karlsruhe und organisiert die Abholungen. Manche, wie Edeka Behrens, der von Anfang an die Foodsaver unterstützt oder der Zuckerbecker am Werderplatz haben kein Problem damit. Manch einer mache den Foodsavern den Vorwurf, sie wollten nur umsonst einkaufen. Aber die Arbeit von Foodsavern sei ehrenamtlich und sehr aufwendig, so Kuhnle. Im Grunde genommen ginge es darum, immer weniger Lebensmittel retten zu müssen. Foodsaver sollten nicht mehr nötig sein.„Es soll weniger werden, wir wollen uns ja abschaffen“, sagt Kuhnle.

Info

https://foodsharing.de,

https://www.facebook.com/groups/158407244311319/

Von den Plantagen Südamerikas in den deutschen Biomüll: Ein Container Bananen.
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Das Ergebnis einer Abholung: Ein Anhänger und ein Fahrrad voll beladen mit Lebensmitteln.
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