Karlsruhe Er kann das Schwimmen nicht lassen
Karlsruhe. Nach dem Gewinn einer Weltmeisterschaft mit dem Sport aufhören, kommt für Bruno Hampel nicht in Frage. „Der Sport hält mich schließlich fit und die regelmäßigen Trainingstermine geben meinem Alltag Struktur“, sagt der Durlacher Schwimmer. Seine beiden Weltmeistertitel über 50 Meter Brust und 400 Meter Freistil kann ihm ohnehin niemand mehr nehmen und auch nicht die Vizemeisterschaft über 50 Meter Freistil.
Ein paar Wochen nach seinem 90. Geburtstag hat Hampel seine ersten internationalen Titel bei der Masters-Weltmeisterschaft der Senioren in Montreal gewonnen. Er habe sich lange überlegen müssen, ob er die beschwerliche Reise nach Kanada wegen eines Schwimmwettkampfs auf sich nehme, so Hampel, aber schlussendlich packten er und seine 84-jährige Frau Elgine Prieux ihre Koffer und stiegen ins Flugzeug. Eine Woche lang dauerten die Schwimmwettkämpfe im Olympiapark von Montreal, danach bereisten sie noch eine weitere Woche das Land. „Das Reisen war sicherlich anstrengender als das Schwimmen“, so Hampels Fazit, „aber es hat auch sehr viel Spaß gemacht und wir haben regelmäßig Pausen für ein Mittagsschläfchen eingelegt“. Im Becken war Hampel aber hellwach und seine sechs Konkurrenten hatten meistens das Nachsehen. Nach zehneinhalb Minuten schlug er als erster über 400 Meter Freistil an, nach 49,5 Sekunden als zweiter über 50 Meter. Und über 50 Meter Brust erzielte der rüstige Rentner mit einer Minuten und zwei Sekunden sogar eine Weltbestzeit in seiner Altersklasse. „Damit habe ich nicht gerechnet“, so Hampel. Es war zwar nicht seine erste Weltmeisterschaft bei den Masters, aber mit Sicherheit seine erfolgreichste. Mit dem Schwimmsport begann Hampel bereits als Jugendlicher, in seiner Heimatstadt Stettin gehörte er zu den hoffnungsvollen Nachwuchstalenten und an seine Bestzeit von 2 Minuten und 55 Sekunden, die er mit 16 Jahren im Kriegsjahr 1940 über 200 Meter Brust schwamm, kann sich der schwimmende Senior noch heute erinnern. Aber der Krieg forderte auch vom sportlichen Nachwuchs seinen Trubut: Hampel musste an die Front, nach Kriegsende folge die Flucht aus der pommerschen Heimat und später der Neuanfang beim Chemiestudium in Braunschweig. „Viele Jahre hatte ich mit den Folgen einer Gelbsucht aus dem Krieg zu kämpfen, da war an Sport nicht zu denken“, erinnert sich Hampel. Auch beruflich war er meistens eingespannt, erst entwickelte er für die Firma Merck in Darmstadt Flüssigkristalldisplays, dann gründete er Anfang der 1970er in Karlsruhe seine eigene Firma LCD Mikroelektronik und fertigte fortan Displays nach Maß. Erst als er sich mit 75 Jahren endgültig aus dem Geschäftsleben zurückzog, stieg er in der Schwimmabteilung des SSC Karlsruhe ein. „Als ich wieder regelmäßig schwimmen wollte, wurde ich dort mit offenen Armen empfangen“, erinnert sich Hampel an sein sportliches Comeback. Dreimal die Woche trainiert er seither im Fächerbad mit rund einem Dutzend Gleichgesinnter, erzählt Hampel, „und vier davon sind bereits über 80 Jahre alt!“ Fast so wichtig wie das Schwimmen ist Hampel aber auch das anschließende gesellige Beisammensein. Und Gesprächsstoff haben die Masters beim SSC genug, schließlich muss Hampel von seinen Erlebnissen rund um die Weltmeisterschaften berichten.