Karlsruhe Die zweitgrößte Blitzerdichte in der Republik

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Seit 60 Jahren gibt es in Deutschland technische Geschwindigkeitskontrollen. Im Januar 1957 wurde die neue Wunderwaffe erstmals in einem Feldversuch eingesetzt. In Karlsruhe kam der erste Radarmeldewagen im Sommer 1962 zum Einsatz. Eine Bestandsaufnahme.

Wenn in diesem Jahr die beiden geplanten stationären silbernen Säulen zur Geschwindigkeitsüberwachung an der Ludwig-Erhard-Allee und der Rheinbrückenstraße aufgestellt werden, wird sich der Aufschrei der Empörung in Karlsruhe aller Voraussicht nach in Grenzen halten. An die zahlreichen Blitzer haben sich die Autofahrer in der Fächerstadt nämlich schon lange gewöhnt und derzeit gibt es im Stadtgebiet bereits 17 stationäre und sieben mobile Geschwindigkeitsanlagen. Dabei liegen die Anfänge der technischen Geschwindigkeitskontrollen in Deutschland gerade einmal sechs Jahrzehnte zurück. Im Jahr 1956 präsentierte die Firma Telefunken bei der Internationalen Polizeiausstellung in Essen den ersten Verkehrsradar und bereits am 21. Januar 1957 wurde die neue Wunderwaffe gegen notorische Temposünder in einem Feldversuch des nordrhein-westfälischen Innenministeriums in Düsseldorf eingesetzt. Der Siegeszug der neuen Überwachungstechnik war fortan nicht mehr aufzuhalten und bereits ab dem 1. September 1957 ging die Karlsruher Polizei mit acht Handfunksprechern der Firma Siemens auf Raser-Jagd. Am 28. Juli 1962 berichteten die BNN dann vom ersten „Scharfschießen“ eines neuen Radarmeldewagens der Karlsruher Schutzpolizei an der Kreuzung von Rheinbrückenstraße und Eggensteiner Straße. Anfang der 1960er Jahre wurden die als „Radarfallen“ geschmähten Überwachungswägen vor allem zur Geschwindigkeitskontrolle an den Unfallschwerpunkten sowie bei an bei Rasern besonders beliebten Straßenabschnitten eingesetzt. Und an dieser Vorgabe hat sich bis heute nichts geändert, betont Günter Cranz. Der stellvertretende Leiter des Amts für Ordnung und Bürgerservice ist für die Verkehrsüberwachung in der Fächerstadt zuständig und hält die Blitzer für ein probates Mittel zur Sensibilisierung der Autofahrer fürs Einhalten der erlaubten Höchstgeschwindigkeit. Autofahrer sehen das allerdings oft anders, und regelmäßig ist bei unangekündigten Radarkontrollen von „Abzocke“ die Rede. „In vielen Viertel fordern die Anwohner zur Verkehrsberuhigung in den 30er-Zonen von sich aus eine stationäre Geschwindigkeitskontrolle“, hält Cranz dagegen, „aber wenn sie selber geblitzt werden, regen sich die gleichen Leute furchtbar darüber auf“. Und manche Autofahrer lassen sich offenbar sogar mit Absicht blitzen. „Immer wieder winken die Leute in die Kamera“, so Cranz, „und an Fasching haben sie ihre Masken auf“. Einmal war bei der Auswertung der Blitzer-Bilder auch ein „blanker Hintern“ zu sehen. Alleine im vergangenen Jahr wurde in der Fächerstadt m fließenden Verkehr 376 000 Mal geblitzt und insgesamt 8,2 Millionen Euro an Bußgeldern eingenommen. Zehn Jahre zuvor beliefen sich die Bußgeldeinnahmen bei 235 000 Temposündern noch auf 6,8 Millionen Euro. In Baden-Württemberg ist die Blitzerdichte ohnehin besonders hoch. Im Ländervergleich einer Autozeitschrift belegte das „Musterländle“ mit über 1 000 stationären Blitzern unangefochten Platz eins. Und die Fächerstadt landete vor sechs Jahren in einem Ranking der Großstädte mit der höchsten Blitzer-dichte auf Platz zwei. „Baden-Württemberg ist eben ein Transitland und Stuttgart hat inzwischen auch kräftig nachgerüstet“, so Cranz. Die Ausreden für das zu schnelle Fahren kennt Cranz übrigens mittlerweile aus dem Effeff. „Einmal hat ein Mann behauptet, er habe seine hochschwangere Frau zur Entbindung ins Krankenhaus gebracht“, erinnert sich Cranz an einen besonderen Fall, „und als er zum Beweis die Geburtsurkunde seines Kindes mitschickte, haben wir selbstverständlich beide Augen zugedrückt“. |ekki

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