Karlsruhe „Die Transe für die ganze Familie“
Karlsruhe. Nein, Fasane bekommt man im „Prinz S“ selten zu Gesicht, auch wenn die Bar direkt am Fasanenplatz liegt. Deutlich öfter trifft man auf eine Dame, die nur noch für Besucher von außerhalb als Paradiesvogel gilt.
Ein glitzernder Augenaufschlag, die pink-lila Haarpracht als Markenzeichen und dazu säuselt sie in einer Mischung aus Saarländisch, Pfälzisch und Badisch: „Ich bin halt eine Transe für die ganze Familie.“ Brigitte Blamage (sprich „Brischitt Blamaasch“) hat nicht nur halb Karlsruhe, inklusive des Oberbürgermeisters Frank Mentrup (SPD), um den kleinen Finger gewickelt. Auch in der Pfalz erfreut sich die Drag-Queen einer großen Fangemeinde. Und wenn Blamage nicht gerade für Partys in ganz Süddeutschland gebucht ist, regiert sie eben im „Prinz S“. Seit gut vier Jahren sorgt die Drag-Queen für mehr Pink im Karlsruher Fächer und drückt der queren Szene ihren Stempel auf. Gerne würde sie deshalb auch ihren Namen auf dem Schild des Fasanenplatzes lesen, statt des Vogels, der sich dort nie blicken lässt. Mit ihrer Petition dazu konnte sie sich aber noch nicht durchsetzen. Ganz ernst sind ihr solche Aktionen nicht, es geht der Dame mit rosa Mähne darum, zu unterhalten. Das schafft sie bei Veranstaltungen in ihrer Bar genauso wie mit weitreichenderen Aktionen wie dem Handtaschenzielwurf, der im Mai wieder ansteht. „Ich bin keine klassische Travestie-Künstlerin, sondern eine Party-Drag-Queen“, erklärt sich Blamage, die einst mit ihrem Dalmatiner Manfred in Südfrankreich gelebt hat. Inzwischen ist sie für Karlsruhe das, was Nina Queer für Berlin, Olivia Jones für Hamburg und Jodie Harsh für London ist. Über einen Kamm scheren lassen will sich das It-Girl aber nicht: „Die Schublade ist größer, als man denkt.“ Trotzdem will sie nicht in eine gesteckt werden: „Da drin stinkt′s ja bestimmt.“ Tatsächlich ist Blamage von einem eindimensionalen Dasein weit entfernt. Schließlich hat sie sich auch schon auf die politische Bühne gewagt. 2012 veranstaltete sie mit „Blamage trifft Politik“ eine Podiumsdiskussion mit dem jetzigen Oberbürgermeister Mentrup. Sie unterstützt die Aids-Hilfe und will dafür sorgen, dass nicht nur Toleranz sondern Akzeptanz selbstverständlich wird. Ein bisschen bieder darf es auch sein: Blamage outet sich als Fan von Hape Kerkeling, Loriot und Heinz Becker. Über die Stadtgrenzen hinaus macht sie sich durch ihre schrägen Youtube-Videos einen Namen. Nur bei Heidi Klum hat es nicht funktioniert. Denn ihr Versuch „durch die Hintertür zum Casting für ,Germany′s Next Top Model’ zu kommen“ wurde vereitelt. Dafür wurde daraus KNSD, Karlsruhe′s Next Super Drag. In diesem Herbst geht die Show um die schönste Drag im Fächer schon in die fünfte Runde. Und was ist Drag genau? „Es ist eine Möglichkeit, auch mal außerhalb von Fasching, sich auszuprobieren“, schwärmt das Multitalent. Auch für sie liegt der Ansporn in der Lust an der Verwandlung. „Und natürlich in der Aufmerksamkeit. Wenn ich bei einer Party fehle, fragen sich die Leute, wo Brigitte steckt.“ Damit dürfte sie ihr Ziel, Lebensfreude zu verkörpern, also schon ziemlich erreicht haben: „Genieß’ dein Leben, das ist mein Motto und meine Botschaft, you only live once!“ Einen Wunsch hat sie aber noch: Mit der Patentante aus Mannheim, Céline Bouvier, möchte sie eine richtige Travestie- und Dragbar eröffnen. Wann das aber passiert, das steht noch in den Sternen“, seufzt Madame Blamage, „aber man muss ja Träume haben.“