Karlsruhe Der botanische Garten wird nach historischem Vorbild umgestaltet
Die heutige Anlage des Botanischen Gartens mit den halbkreisförmigen Glashäusern geht auf den Entwurf des Baumeisters Heinrich Hübsch aus den 1850er-Jahren zurück. Die Gewächshäuser wurden in späterer Zeit umgebaut und erneuert. Die historischen Gewächshäuser aus Metall und Glas wurden über längere Zeit aufwändig saniert und 2018 wiedereröffnet. Und seitdem orientieren sich Gestaltung und Pflanzenauswahl an den historischen Vorlagen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Fachleute der Staatlichen Schlösser und Gärten konnten dabei die zahlreich vorhandenen alten Pläne und Inventare nutzen. Der Garten war vor 150 Jahren bekannt für seinen Reichtum an „Officinalpflanzen“, also Heilkräuter und Gewürzpflanzen. Und diese wurden in den letzten zwei Jahren in den neuen Beeten wieder gepflanzt.
Rosen waren ausverkauft
Es fehlten noch die Rosen: Doch die waren laut Thomas Huber, dem Leiter des Gartens, 2020 nicht zu bekommen. Denn das Jahr des Lockdowns habe wohl alle Deutschen zu Gärtnern gemacht, es habe keine Pflanzen mehr in den spezialisierten Rosengärtnereien gegeben. Man verschob daher die Rosenpflanzung um ein Jahr – um dann festzustellen, dass durch den Brexit die britischen Gärtnereien, spezialisiert auf die historischen Rosen, mit ihrem Angebot vom europäischen Markt verschwunden waren.
Bequeme Liegen gab es früher nicht
Am Ende aber gelang es dann doch und das Gärtnerteam konnte pflanzen: die kletternde „Felicité perpetué“, die duftende „Duchesse de Angoulême“ oder die zartgelbe „Madame Bérard“ – und noch weitere. Allen gemeinsam: Es sind alte Rosensorten, gezüchtet zwischen 1850 und 1890 – in der Zeit, als der Botanische Garten Karlsruhe angelegt wurde.
Für die Spaliere und Pflanzgerüste wurden Vorbilder der 1920er-Jahre heran gezogen. Und zur Bestimmung der historisch richtigen Pflanzposition konnte man sich an alten Fotos orientieren.
Zum Schluss wurden neue Bänke installiert. Diese dunkelgrün gestrichenen Sitzmöbel sind absolute Klassiker und knüpfen an die Möblierung in den Glashäusern an. Und einen Kompromiss an die heutige Komforterwartung gibt es auch: bequeme Liegen: Solche Entspannungsangebote hat es laut Huber im Botanischen Garten der großherzoglichen Zeit nicht gegeben.
Derzeit sind die Glashäuser noch wie Corona-bedingt geschlossen. Das Freigelände des Botanischen Gartens ist aber zugänglich.