Karlsruhe Atmosphäre beim Spielen

Geige, Klavier oder Gitarre? Diese Frage stellte sich Günther Schmitz nicht. Der 50-jährige Landauer unterrichtet in der Musikschule Bad Dürkheim ein besonders exotisches Instrument: das Didgeridoo. Das aus Australien stammende Blasinstrument der Aborigines kann sogar bei „Schnarchern“ für Abhilfe sorgen.

Inspiriert durch die Rockband „Jethro Tull“, die in den 1960er-Jahren durch den rockigen Einsatz der Querflöte bekannt wurde, entdeckte Schmitz zunächst die Liebe zu diesem Holzblasinstrument und studierte klassische Querflöte. Danach folgte ein Jazzstudium in Boston. Seit 36 Jahren steht er nun selbst auf der Lehrer-Seite und unterrichtet Querflöte in der Bad Dürkheimer Musikschule. Schließlich kam auch das Didgeridoo dazu. Eine Bekannte aus Australien brachte ihn vor zwölf Jahren auf diese Idee. Man könne damit sogar Tiergeräusche erzeugen. Dies demonstriert Schmitz der RHEINPFALZ sogleich und zeigt, wie vielseitig das uralte Blasinstrument sein kann, wenn man es beherrscht. Die Zirkularatmung, die das Blasen in das Instrument ohne Unterbrechung ermöglicht, bildet wie auch bei der Querflöte die Grundlage für das Spiel auf dem Didgeridoo. Bläst man in die Öffnung des Didgeridoos, entsteht ein brummender Grundton, der mit Hilfe von Zunge und Stimme rhythmisiert werden kann. Im Original wird das Blasinstrument der australischen Ureinwohner aus Eukalyptusholz hergestellt. Dieses wird von Termiten ausgehöhlt und mit einem Mundstück aus Wachs versehen. „Ich habe auf dem Weihnachtsmarkt in Ludwigshafen ein Didgeridoo gesehen und es mir zu Weihnachten gewünscht“, erzählt der Vollblutmusiker. Zwar war dies kein Original aus Eukalyptusholz, aber ein reich verziertes Exemplar, das schließlich denselben Ton erzeuge. Durch seine Querflöten-Vorkenntnisse war es Schmitz ein Leichtes, wie er sagt, das Didgeridoospielen zu erlernen. Mit Hilfe einer Lern-CD brachte er es sich innerhalb nur einer Woche ohne größere Probleme selbst bei. Musikschulleiter Frank Metzger hatte vor drei Jahren die Idee, einen Didgeridoo-Kurs anzubieten. Es kam eine bunt gemischte Gruppe aus Jung und Alt zusammen. Der Kern trifft sich teilweise noch heute für eine kleine „Session“. Öffentliche Auftritte, beispielsweise bei Veranstaltungen der Musikschule, sind keine Seltenheit. Erlernen könne das Didgeridoospielen jeder, musikalische Vorkenntnisse seien dafür nicht nötig. Ein gutes Rhythmusgefühl sei jedoch von Vorteil, denn „das Didgeridoo lebt vom Rhythmus. Ohne ihn ist es langweilig“, sagt der Kenner. Der Ansatz sei wie bei einem Blechblasinstrument. Schmitz vergleicht es mit einer Tuba, auf der man nur einen Ton spiele. So könne man ähnliche Geräusche erzeugen wie die eines Didgeridoos. „Im Gegensatz zur Tuba ist die Rohrlänge beim Didgeridoo aber immer gleich. Deshalb kann auch der Ton nicht variieren“, beschreibt der Jazzliebhaber. Einige Lernwillige wurden auch dadurch angelockt, dass das Spielen des Didgeridoos helfen könne, ihr Schnarchen zu regulieren. Dies stand in der Kursbeschreibung. Dabei sei ausschlaggebend, erläutert Schmitz, dass Muskeln im Mundbereich durch die Zirkularatmung trainiert würden. Diese bewusste Atmung könne auch Ängste nehmen, beispielsweise vor einem Asthma-Anfall. Der besondere, hypnotische Charakter des traditionellen Didgeridoos komme dadurch zustande, dass es nur verschiedene Obertöne erzeugen kann. Die spirituelle Atmosphäre, die beim Spielen erzeugt werde, helfe beim Abschalten vom Alltagsstress, so der leidenschaftliche Musiklehrer. „Man kommt dabei in eine meditative Stimmung, es ist eben ein Atmosphäre-Instrument“, erklärt Schmitz. Interessierten, die sich gerne in eine fremde Welt entführen lassen, bietet er weiterhin die Möglichkeit, der Spur der australischen Ureinwohner zu folgen. (sia)

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