Karlsruhe Asiaten im Pfälzerwald

Wenn eine Gruppe aus China durch den Pfälzerwald geführt wird, ist dies etwas Besonderes. So wie in dieser Woche, als das Forstgut Sattelmühle 21 Mitarbeiter der chinesischen Forstverwaltung auf ihrer Fortbildungstour betreute.

„Die Gruppe ist auf Einladung der Erich-Schmidt-Sattelmühle-Stiftung in die Pfalz gekommen“, erklärte Burkhard Steckel vom Forstamt Johanniskreuz. Er nahm die Gäste zusammen mit Heinrich Spiecker, dem Leiter des Instituts für Waldwachstum an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg, unter seine Fittiche. Die Stiftung entstand vor drei Jahren auf Initiative von Erika Schmidt. Sie hatte das bereits im Spätmittelalter als herrschaftlicher Besitz zur Burg Erfenstein gehörende Forstgut zusammen mit ihrem Mann Erich Schmidt 1995 von einem Versicherungskonzern erworben und nach dem Tod Erich Schmidts die Stiftung gegründet und das Stiftungskapital zur Verfügung gestellt. „Ziel der Stiftung ist es, wissenschaftliche Projekte aus dem Bereich Forstwirtschaft durchzuführen und finanziell zu unterstützen“, teilte Steckel mit, so beispielsweise das Projekt „Bachforelle Isenach“ der Uni Koblenz-Landau. Gerade kamen die Gäste aus China an, und schon stand die erste Exkursion auf dem Programm. Zum Forstgut gehören 468 Hektar Waldfläche, die überwiegend Douglasien- und Kieferbestände aufweisen und auf sieben Berge verteilt sind. Gleich die erste Tour bescherte den weit gereisten Besuchern deshalb nicht nur viel neues Wissen, sondern auch sportliche Betätigung. „Ein Hektar Douglasienwald bringt durchschnittlich 800 Euro Ertrag, die gleiche Fläche mit Kiefern nur 200 Euro“, war eine der neuen Erkenntnisse, die der Gruppe vermittelt wurden. Nach solchen Informationen zur Topografie des Geländes und zu den in der Region dominierenden Baumarten war die Bodenbeschaffenheit das erste Thema. „Im Gegensatz zum Wald in Baden-Württemberg herrscht bei uns Buntsandstein vor. Dies erkennt man, wenn man eine Bodenprobe nimmt. Man erkennt beim Reiben des Untergrunds, dass in unserem Gelände der Boden mehr lehm- als sandhaltig ist, was besonders für Douglasien ideal ist“, sagte Steckel seinen chinesischen Kollegen vor einem zur Überprüfung des Bodens gegrabenen Loch und erklärte die verschiedenen Bodenschichten. Den chinesischen Gästen war kein Detail zu viel. Rückfragen kamen zu allen Themen, alles wurde mit Kameras festgehalten. Entscheidend sei auch die Wasserspeicherkapazität, da die für die Entwicklung der Wurzeln bedeutsam sei. „Obwohl die Douglasien bei uns Höhen von etwa 60 Metern erreichen, halten sie Stürmen besser stand als die Kiefern“, machte Steckel deutlich. „Die Chinesen sind sehr wissbegierig und voller Tatendrang. Wir sind uns alle sicher, dass sie nach der Rückkehr sofort damit beginnen, alles umzusetzen, was sie von uns hören und alles nach Möglichkeit kopieren“, vermutete Spiecker. In China befinde sich alles noch im Aufbau, aber man sei interessiert, eine wirtschaftliche und nachhaltige Forstwirtschaft zu betreiben. „Es geht ihnen nicht nur darum, mit dem Holz schnell Geld zu verdienen, sondern auch den Wald schonend zu behandeln und für die Nachwelt zu erhalten“, glaubt der Wissenschaftler. „Die Multifunktionalität des Waldes wurde in China erkannt“, stellte er klar. Die Nachfrage nach Rundholz sei in China enorm, und da es nicht sicher sei, dass diese überwiegend durch Importe befriedigt werden könne, sei eine nachhaltige Forstwirtschaft vor Ort unumgänglich. Auch die Aufträge der exportorientierten chinesischen Holzindustrie nehme weiter zu.

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