Kaiserslautern Zweikampf auf der Bühne
An ein Silvesterkonzert mit Show-Charakter erinnerte der Auftritt der Filarmonica George Enescu Bukarest unter der Leitung von Israel Yinon im BASF-Feierabendhaus. Im Gepäck hatte das berühmteste rumänische Orchester ein mehrheitsfähiges Programm mit populären, auf Volksmusiktraditionen zurückgreifenden Werken von Enescu, Dvorák und Bartók. Für strahlenden Solistenglanz sorgte der junge Cellist Maximilian Hornung.
Mit einem Heimspiel startete das Programm: George Enescu, Namensgeber des Orchesters, ist der Stolz der Nation. Seine „Rumänische Rhapsodie Nr. 1“ zählt zu den meist gespielten Orchesterwerken und wurde vor genau 111 Jahren vom gleichen Orchester in Bukarest uraufgeführt. Nach dem Vorbild der Ungarischen Rhapsodien von Franz Liszt verarbeitet George Enescu in seinem Werk landestypische Melodien und Rhythmen. Eine Vorbemerkung: Es gibt sicherlich Orchester, die perfekter spielen, aber wenige, die vergleichsweise musikantisch vorgehen. Unter der temperamentvollen Stabführung von Israel Yinon, der nicht nur aufgrund seiner wild wehenden Franz-Liszt-Mähne für großes Kino im Feierabendhaus sorgte, sprang der musikalische Funken rasch auf das Publikum in der guten Stube der BASF über. Im schwirrenden Geigengefecht behielt der international renommierte Pultstar die Oberhand und zelebrierte eine Sternstunde virtuos synchronisierter Artistik. Eklatante Probleme im Zusammenspiel offenbarten sich erst im Konzert für Violoncello und Orchester von Dvorák, trotz eines brillant konzertierenden Maximilian Hornung. Wohl fehlte es an Vorbereitungszeit. Differenzen entstanden vor allem aufgrund der unterschiedlichen, zuweilen etwas künstlich aufgebauschten Tempovorstellungen von Dirigent und Solist. Dass die Dvorák-Geschichte zeitweise ins Schwimmen geriet, hing möglicherweise mit dem der Homogenität abträglichen Umstand zusammen, dass sich an diesem Montagabend zwei zuweilen zur Selbstinszenierung neigende Künstlerpersönlichkeiten die Bühne teilten. Dessen ungeachtet erzwang das von der unglaublichen makellosen Virtuosität sichtlich hingerissene Publikum den Solisten eine Zugabe: Sehr flott, ganz im Geiste der Zeit und dem Prinzip der Superlative huldigend, die Wiedergabe eines Bach’schen Ohrwurms in Gestalt der Courante aus der 1. Cello-Suite. Ein weiterer Höhepunkt des Abends folgte mit Bartóks vielfarbigem „Konzert für Orchester“. Das 1943 als Auftragskomposition des Dirigenten Serge Koussevitzky für das Boston Symphony Orchestra geschaffene Werk zählt zu den großen sinfonischen Geniestreichen des 20. Jahrhunderts und bietet den verschiedenen Sektionen des Orchesterapparats die Gelegenheit, ihr spieltechnisches Können unter Beweis zu stellen. Ordentlich die Muskeln spielen lässt dabei die zum Ausklang zur Höchstform auflaufende und facettenreich artikulierende Filarmonica George Enescu Bukarest. Nach dem bombastisch rasanten und lebensbejahenden Presto-Finale des Bartók-Konzertes setzen die Gäste aus Bukarest mit dem Slawischen Tanz Nr. 8 aus opus 46 von Dvorák stimmungstechnisch noch eins obenauf.