Kaiserslautern Zur Sache: Vom Umgang mit menschlichen Überresten in Museen

„Wir raten dazu, immer genau zu prüfen, ob es aus wissenschaftlichen Gründen angeraten ist, menschliche Überreste in einer Ausstellung zu zeigen“, sagt Ethnologin Wiebke Ahrndt. Es müsse sich ein Erkenntnisgewinn für den Besucher ergeben. Einen Gruseleffekt zu befriedigen, sei nicht die Aufgabe von Museen. Die Direktorin des Bremer Überseemuseums hat für den Deutschen Museumsbund 2013 einen Verhaltenskodex zum „Umgang mit menschlichen Überresten“ mit erarbeitet. Der Leitfaden der Arbeitsgruppe, in der auch Wilfried Rosendahl von den Mannheimer Reiß-Engelhorn-Museen (REM) mitwirkte, empfiehlt, dass Museen auch bei der Erarbeitung von Ausstellungen klären sollen, wo die Exponate herkommen. Gerade wenn es sich um sensibles Sammlungsgut handele: etwa Ritualgegenstände mit Haaren, Knochen oder Zähnen. Großbritannien hatte 2005 einen ähnlichen Leitfaden verabschiedet. In Frankreich wurden 2002 und 2010 neue Gesetze verabschiedet, um Stücke an Südafrika und Neuseeland zurückzugeben. 2011 gab Deutschland 20 Herero- und Nama-Schädel an Namibia zurück, die von Menschen stammten, die bei Aufständen gegen die deutsche Kolonialherrschaft getötet worden waren. Die Berliner Charité hatte die Schädel für Rassenforschung benutzt. 2013 gab die Charité Gebeine an Australien zurück. Die Mannheimer REM haben aus der Sammlung Gabriel von Max Mumien und menschliche Schädel in Besitz. Zurückgegeben wurde bisher nichts. 2006 hatte das Bremer Überseemuseum einen mumifizierten Maorikopf (Toi Moko) zurückgegeben. 2011 übergaben das Senckenberg-Museum und das Museum der Weltkulturen in Frankfurt zwei Toi Moko an Neuseeland. Wie die Ausstellung „Schädelkult“ 2011 in Mannheim zeigt das Weltkulturerbe Völklinger Hütte unter anderem Toi Moko aus Privatbesitz. Der Handel damit ist in Neuseeland seit 1835 verboten. Die gezeigten Schädel sollen älter sein. Es handele sich um eine außereuropäische Privatsammlung, die bisher nicht mit Rückgabeforderungen konfrontiert worden sei, sagte Museumsdirektor Meinrad Maria Grewenig auf RHEINPFALZ-Anfrage. Man habe die Herkunft der Schädel „abgeprüft, „so weit das möglich war“. (ütz)

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