Kaiserslautern Wie im Blueshimmel

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Wolkenloser, blauer Himmel, sommerliche Temperaturen, fantastische Atmosphäre unter Platanen, Linden, Buchen und Eichen – da musste sich der Besucher des „Sommer Swing“ am Mittwochabend im Volkspark wie im Blueshimmel fühlen. Und so strömten die Menschen schon eine halbe Stunde vor Beginn des Konzertes zu Hunderten in den Volkspark, um die Formation Blues Experience um den Lautrer Mundharmonika-Virtuosen Albert Koch zu erleben.

Die drei Musiker, der Speyrer „Brezelbu“ Wolfgang Schuster an der Gitarre, Jürgen „Mojo“ Schultz aus Weinheim, ebenfalls Gitarre, sowie Albert Koch, Blues-Harp, erwiesen sich als originelle Blues-Adepten, die die Traditionals des Blues’ einfallsreich und authentisch nachspielten. Ein Schlagzeug benötigten sie nicht, sie hatten die Zeit im Kopf. Die Attraktion lag in den dynamisch vorgetragenen Titeln von Bluesgrößen wie Albert King, J. J. Cale, Fleetwood Mac oder Vince Taylor. Das Ergebnis: ein gut abgehangener Blues, der in die Beine ging. Schon der erste Titel „Blues Stay Away“ haute einen schier um. Was diese drei Herren ablieferten, hatte einfach Qualität, die nicht nur in unseren Landen selten anzutreffen ist. Überraschend kam das allerdings nicht, denn dieses Trio hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes gefunden. Schuster und Schultz entpuppten sich als passionierte, mit allen Wassern gewaschene Gitarristen. Da hörte man ruppige Licks, die direkt aus dem Mississippi Dreieck stammen könnten, ebenso wie unwiderstehliche Grooves, die auch Songs wie „Tore Down“ von Albert King oder „Call Me The Breeze“ von J. J. Cale neues Leben einhauchten. Jede gesungene Zeile beantworteten die beiden „Saitenspringer“ dabei mit einem gitarristischen Statement. Mit einem angeborenen Sinn für Nuancen agierte Schultz auf seinem Instrument, bestach mit wunderbar melodiösen Single Notes und gesangvollen Improvisationen, dann wiederum mit Explosionen, funkelnden Verzierungen und wiederholt eingebauten Riffs. Als Saitentüftler erwies sich Wolfgang Schuster. Wie die alten Bluesmusiker legte er seine Spezialgitarre auf die Oberschenkel und zauberte aus ihren Saiten herrlich fließende Glissandi, die an den hohen, singenden Ton einer Hawaii-Gitarre erinnerten. Sowohl gleitende Töne als auch schwirrende Vibratos entlockte er bei Titeln wie „Can’t Get That Stuff“ oder „It Hurts Me Too“ im Bottleneck-Stil den Saiten. So waren die Gitarren bei dem Fleetwood Mac-Titel „Albatros“, einem der Höhepunkte des Abends, nur das Vehikel, die Stimme, um seine Gefühle zu interpretieren. Der Groove war da, blieb aber im Hintergrund versteckt. Es lag am Hörer, ihn selbst im Kopf zu filtern. Äußerst subtil, ohne jeden Hang zum Exhibitionismus, spielte bei diesem Titel auch Albert Koch auf seiner Harp und demonstrierte dabei die ganze Facettenhaftigkeit dieses eigentlich so spröden Instruments. Bei Songs aber wie „Cadillac“ von den Rengades, dem „Frisco Bay Blues“ von Vince Taylor oder dem „Mercury Blues“ demonstrierte der Virtuose zirzensische, ja zungenakrobatische Effekte durch Atemkontrolle, Manipulationen mit Lippen oder Zunge sowie den Durchzug von Luft durch den Mund. Er flatterte mit den Fingern über die Zuglöcher, legte die Hand hohlförmig über sein Instrument, machte drehende Bewegungen oder öffnete und schloss sie über der Mundharmonika wie ein Jazztrompeter, wenn er seine Dämpfer verwendet. So warfen sich die Drei mit Power die Bälle zu und entwickelten dabei einen stetigen Fluss an Ideen. Das Publikum war begeistert und bedankte sich nach jedem Song empathisch.

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