Kaiserslautern Wenn die Klänge aufwärts schweben

Interpretiert, improvisiert, arrangiert oder gar selbst komponiert – das und mehr im Angesicht einer „tollen Dame, eines absoluten Traums, etwas traumhaft Schönem“: Es war der junge, begnadete Organist und Orgelkenner Bernhard Brand-Hofmeister aus Darmstadt, der am Samstagabend die Sommersoiree auf der Orgel von St. Martin gestaltete.

Die Besucher der früheren Sommermatineen kennen ihn bereits, kennen seine Fähigkeit, auf diesem Instrument so ziemlich alle Musikstile erklingen zu lassen, ohne auch nur ansatzweise etwas vom Status der „Instrumentenkönigin“ einzubüßen. Brand-Hofmeister setzte in seinem Spiel vollends auf das, was dem Instrument eigen ist: Tastaturen, Manuale, Pedale, Register. So lebten zeitgenössische Stücke wie „Adiemus“ und „Palladio“ von Karl Jenkins von jenem dröhnend dunklen Einstieg satt-tiefer Tonlagen, der Wucht voluminösen An- und Abschwellens, von stoischen Begleitakkorden und treibenden Rhythmen im Wechsel mit dem Verwischen der einzelnen Töne durch Drüberziehen der Finger. Ravels Bolero-Finale ließ einen Hauch Traum zurück, Orffs „Carmina Burana“-Finale einen Hauch Ohrwurmmelodie. Brachten bereits die Arrangements des Orgelspielers Kapriolen an Melodienbögen von leicht und leise bis hin in Grabestiefe sowie eine gefühlte Mehrstimmigkeit – zahlreicher als Hände und Füße es vermögen –, so schienen seine Improvisationen den Klang anderer Welten zu atmen. Sie schienen an Kreativität und Spielqualität Brand-Hofmeisters voraus geeilten Ruf noch zu übertreffen. In der Verdichtung improvisierter Variationen nur mit Mühe herauszuhören waren Melodien wie „Star Wars“, das Bachthema „Bist Du bei mir“ oder diverse Jazzstandards. Keine Spur eines behäbigen Instruments. Im Gegenteil. Da schweben Klänge aufwärts, flirrend auch in sehr lang angehaltenen Einzeltönen des improvisierten „Intermezzos“, einer Eigenkomposition. Und manchmal rauschen die Details auch einfach davon. Sie anzuhalten, wäre prima. Doch dann verlören tönende Kräfte, Schwünge, melodische Steilhänge rauf und runter an imposantem Eigensinn. Ein Konzert mit Nachklang jedenfalls.

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