Kaiserslautern Was Kaiserslauterer Katholiken zum Rück- und Kirchenaustritt von Andreas Sturm sagen

Generalvikar Andreas Sturm hat in der vergangenen Woche seinen Rücktritt vom Amt und seinen Austritt aus der katholischen Kirche
Generalvikar Andreas Sturm hat in der vergangenen Woche seinen Rücktritt vom Amt und seinen Austritt aus der katholischen Kirche erklärt.

Der Rückzug von Generalvikar Andreas Sturm aus der katholischen Kirche ist in den Pfarreien von Kaiserslautern mit großem Bedauern und Verständnis zugleich aufgenommen worden. Schlug sein Herz doch für dringend notwendige Reformen in seiner Kirche. Wie Katholiken in Lautern über Sturms Kirchenaustritt denken.

„Ich war sehr überrascht. Die Nachricht vom Rücktritt des Generalvikars hat mich geschockt“, so Andreas Braun, Pastoralreferent der Pfarrei Maria Schutz, gegenüber der RHEINPFALZ. „Andreas Sturm war ein Aushängeschild des Bistums Speyer.“ Er habe eine offene Linie vertreten. Dass der Generalvikar jetzt, da er in seiner Kirche keine Zukunft gesehen habe, einen anderen Weg gewählt hat, stimme ihn traurig. Wenn er seine Konsequenzen zieht, sei das persönlich nachvollziehbar, so Braun. Auf der anderen Seite seien die Ideen und Vorstellungen, die katholische Kirche zu reformieren, nicht weggebrochen, erinnert er an viele, die hinter den Visionen des synodalen Wegs stehen. Als einen Meilenstein bezeichnet Braun, der als Dozent für Pastoraltheologie im Priesterseminar in Speyer auch für die Ausbildung von Seelsorgerinnen und Seelsorgern zuständig ist, den Einsatz Sturms, die Leitungspositionen im Bistum Speyer ab 2030 mit 35 Prozent Frauen zu besetzen.

Besuch in Dansenberg in guter Erinnerung

Anke Ott, Mitglied im Gemeindeausschuss St. Theresia der Pfarrei Heilig Geist, spricht von einem „schwarzen Tag für die katholische Kirche“. „Andreas Sturm war ein Hoffnungsträger“, erinnert sie beispielsweise an den Besuch des Generalvikars 2019 bei der Ortsgruppe Maria 2.0 in Dansenberg. Sturm habe sich schockiert gezeigt von den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche und der nur zögerlichen Aufklärung der Straftaten. Sturm habe die Reformbewegung Maria 2.0 in ihrem Tun ermutigt. Ebenso sei er ein glaubwürdiger Mitstreiter auf dem synodalen Weg gewesen, so Ott. Für sie ist die Entscheidung Sturms ein mutiger Schritt. „Er bleibt seinem Glauben treu.“ Ganz schlimm für das Gemeindemitglied, dass ein Verfechter des synodalen Wegs fehlen wird.

Sturm habe gezeigt, dass er ein Bistum führen kann

Überrascht von der persönlichen Entscheidung des Generalvikars zeigt sich auch Andreas Keller, Pfarrer der Pfarrei Heiliger Martin. „Ich bedauere den Schritt, weil Sturm sehr viel für die Kirche und die Lebenswelt der Menschen getan hat. Persönlich tut mir das sehr leid“, erinnert er an die Energie Sturms, mit der er die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen unterstützt hat. Man habe gespürt, dass ihm die Sache zu Herzen ging, sie ihn bis ins Mark erschüttert habe. Während die Kirche im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen Barmherzigkeit gezeigt habe, werde die Priesterweihe von Frauen auf sich warten lassen, vermutet Keller. Dass Christine Lambrich als Ordinariatsdirektorin seit einiger Zeit mit der Personalleitung im Bistum Speyer beauftragt wurde, wertet Keller als Zeichen in die richtige Richtung.

Vorbote, was noch kommen wird

Für Justin Fischer, Vorsitzender des Gemeindeausschusses St. Peter und Paul in Dansenberg der Pfarrei Heilig Geist, ist der Rücktritt Sturms ein Vorbote für das, was noch kommen wird, verweist er auf den Konflikt zwischen der Reformbewegung in der katholischen Kirche und dem Vatikan. „Für das Bistum Speyer ist der Rückzug des Generalvikars ein großer Verlust.“ In der Zeit der Erkrankung von Bischof Karl-Heinz Wiesemann habe Sturm gezeigt, dass er in der Lage sei, ein Bistum zu führen, spricht Fischer von ihm als einem authentischen Typ.

Die Frage, dabei bleiben oder austreten, stellten sich angesichts der gegenwärtigen Situation in der katholischen Kirche viele Menschen. Inhaltlich seien Sturm und Wiesemann nicht weit voneinander entfernt gewesen. Für Fischer stellt sich die Frage, ob die Alt-Katholiken, denen Sturm künftig angehören will, auch die Begeisterung bieten können, die dem Generalvikar für sein priesterliches Tun wichtig sei.

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