Kaiserslautern THEMA: FINANZPROBLEME DES ZOOS KAISERSLAUTERN:

Als ich Anfang der Woche den Artikel über die Finanzschwierigkeiten des Siegelbacher Zoos las, verschlug es mir die Sprache: „Woher will Kaiserslautern diese 120.000 Euro bloß nehmen?“ fragte ich mich, angesichts der wilden Streichkonzerte an allen denkbaren Fronten. Als Lehrer an der BBS I Technik kann ich ein Lied davon singen: Standen vor fünf Jahren im Haushalt für die drittgrößte Berufsbildende Schule im Land noch 125.000 Euro, so sind es 2014 gerade mal 32.000 Euro. Die verteilen sich auf sechs Abteilungen beziehungsweise auf über 3000 Schüler - da kann sich jeder vorstellen, wie hier Investitionen (nicht) getätigt werden können. Aber wir haben ja gelernt, viel Verständnis für unsere notorisch klamme Stadt aufzubringen, die uns als Schulträger unterstützen müsste, es aber praktisch nicht kann. Und dann das - es ist anscheinend doch Geld da. Kaum hört man etwas von einem zusätzlichen Finanzbedarf beim Zoo, ist das Problem auch schon gelöst. Ganz flugs im Stadtrat beschlossen, sehr einmütig und extrem zügig. Ich fasse es nicht − in unserer armen Stadt haben wir uns ja schon an vieles gewöhnen müssen, aber dass 120.000 Euro so schnell aufzutreiben waren, das grenzt schon an Zauberei. Noch ungläubiger reibe ich mir die Augen, wenn ich sehe, was der Siegelbacher Zoo Kaiserslautern jährlich wirklich kostet: Grundsätzlich stehen da schon 730.000 Euro „Betriebskostenzuschuss“ zu Buche. Plus die frischen 120.000 Euro, macht das in diesem Jahr 850.000 Euro. Und nächstes Jahr? Wie lange soll diese horrend hohe Bezuschussung weitergehen? Zur Ausstattung von Schulen ist die Kommune eigentlich verpflichtet und kürzt Jahr für Jahr - beim angeblich so wichtigen Thema „Bildung“. Und gleichzeitig wird ein „nice-to-have“ wie ein Zoo in einem Maß subventioniert, dass jeder verantwortungsbewusste Politiker hätte rot anlaufen und dagegen stimmen müssen. Eine Schande, wer so die Zukunftschancen der Jugend der Stadt missachtet, weil es sich mit dem einfachen Ruf nach „Kreativität und etwas Geld für den Zoo“ viel angenehmer in die Zeitung schafft. Das ist scheinheilig und unverantwortlich, zumal die Probleme des Zoos in den vergangenen Jahren auch nicht gelöst werden konnten. Mein Vorschlag: Verantwortungsbewusstsein und Mut beweisen und wirklich etwas für die jungen Menschen der Stadt tun. Das heißt, den Zoo entweder privatisieren (die „Privaten“ rechnen nämlich genauer als eine Kommune) oder schließen. Und das frei werdende Geld anteilig zur Schuldentilgung und zur Investition in Bildungseinrichtungen einsetzen. Das wäre verantwortlich gehandelt - und weniger erwarte ich von den dafür gewählten Stadtratsmitgliedern der meistverschuldeten Stadt Deutschlands nicht. Was ist so schlimm daran, älteren Zirkusraubtieren in einem etwas größeren, ausgebauten Gehege ihr Gnadenbrot zu geben. Auf jeden Fall besser als gar keine Großraubkatzen. In jeder Hinsicht hätten es die Tiere, ob Tiger oder Löwe, besser als im größten Zirkuswagen. Auch das bestehende Tigergehege, etwas angepasst und verschönert, aber in gleicher Große, wäre für die Tiere wie ein Sechser im Lotto. Vor allen Dingen für Kinder sind die Großkatzen ein Erlebnis, und ich glaube nicht, dass sich der Zoo ohne Tiger oder Löwe länger als zwei Jahre halten wird, was ich natürlich nicht erhoffe. Um ein großes Raubtier zu betrachten, kommt man öfter mal in den Zoo, und ich denke nicht, dass der Streichelzoo oder/und das Affenhaus die Besucherströme dauerhaft in die Anlage locken können. Zu hohe Fixkosten werden für die Raubkatzen angeprangert. In jedem Zoo der Welt sind diese Tiere Besuchermagnete. Mehr Besucher bedeutet mehr Einnahmen, mehr Einnahmen bedeutet, dass sich der Zoo für eine längere Zeit stabilisieren könnte, was man aber natürlich nicht voraus sehen kann. Baut das Gehege um und gebt Löwen und/oder Tigern, die in den Zirkussen ein jämmerliches Dasein fristen, ein für sie respektables Zuhause und lasst die Tiere in Würde ihre wohlverdiente „Rente“ in Siegelbach verleben. Die zukünftigen Besucher und auch die Raubkatzen werden es euch danken.

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