Kaiserslautern Tasta-Tour de Force

Heiß her ging es am Mittwochabend im Rodenbacher Bürgerhaus bei der dritten Acoustic Piano Night. Und das im doppelten Sinne des Wortes. Donavan Aston, Barbara Lehnhardt und Harald Krüger begeisterten drei Stunden lang sowohl mit pianistischer Anschlagskultur als auch mit gesanglicher Kompetenz.

Der Engländer Donovan Aston, der seit vielen Jahren im Landreis Kaiserslautern beheimatet ist, übertrug die Songs seiner musikalischen Helden wie Billy Joel, David Bowie, Elton John oder Phil Collins auf das Klavier und bewies dabei seine pianistische Brillanz. Denkbar breit ist sein Spektrum. Zerrende Blues-Tremoli, lässige, immer knapp hinter dem Beat hängende Kurz-Phrasen und auch schummrige Gospel-Harmonien, die er über ein Zusatzgerät mit Streicher-Melodien untermalte, waren der Grundstock seines Spiels. Passenderweise gab es in der Mitte der Spielzeit zwei Höhepunkte: Da war die sanft hingehauchte Ballade „Nothing Else Matters“ von Metallica, bei der Aston gedankenversunken nahezu die Tasten streichelte. Und großartig und fulminant interpretierte er Elton Johns „Crocodile Rock“, der durch die raffiniert gesetzten Klavierkaskaden, die über die ganze Tastatur gestreuten Arpeggien und den knackigen Rhythmus einen enormen Elan versprühte. Sein sonorer Sandpapier-Bariton steigerte sich zuweilen, wie in „Abbey Road“ der Beatles, zu rauputzrauem Gesang und schwang sich in „One“ von U2 hoch bis ins schreiende Falsett. Mit ihrer umwerfenden, voluminösen Stimme warf die Queidersbacherin Barabara Lehnhardt (Pina Colada) die Hörer schier vom Stuhl. Wenn sie „Make you feel my love“ von Adele oder „Non, je ne regrette rien“ von Edith Piaf sang, könnte ihre Stimme den Himmel aufreißen. Sie weiß sich aber auch zurückzunehmen, und dann klingt ihre Stimme so sanft wie der Flügelschlag eines Schmetterlings und das Vibrato ist hauchzart. In Chansons wie „Bitte, bitte“ von Ina Müller oder „Lean on me“ von Bill Withers wiederum ist ihre Stimme nuancenreich und vielschichtig und sie verschmilzt fast ganz mit dem Lied. Aber auch pianistisch wusste Lehnhardt durchaus zu gefallen. Effektvoll begleitete sie ihre Songs und traf dabei exakt Stimmung und Gehalt des Gesangs. Sprengsel aus allen Jahrzehnten der Jazz- und Popgeschichte bot der Heidelberger Harald Krüger. Missing Links zwischen Stride, Boogie Woogie und heute. Power und Dynamik und ein Feuerwerk ohne Ende. Soundtrack zu einem surrealistischen Stummfilm. Ein rasender Daniel Düsentrieb, der seine Boogies und Rock’n’Rolls, etwa „I’m on fire“ von Jerry Lee Lewis oder „Teddy Bear“ von Elvis Presley, mit einem feinen Hauch Ironie würzte. Dabei unterlegte die Basshand den schweifenden Linien der Oberstimme eine regelmäßige Abfolge von auf- und absteigenden Bluesfiguren, und gerade der rhythmische Gegensatz dieser Stimmen, die meist nur wenig abgewandelte Monotonie der Ostinato-Bassfiguren, erzeugte unter seinen Händen eine erregende Eindringlichkeit. Doch nein, ganz ohne Besinnung und Atempause ging es dann auch wieder nicht. Eine Ballade wie „Fallin’ in love“ von Elvis streute er mit viel Gefühl ein und verharrte fast eine Weile im Schatten der blauen Blume, bevor er wieder loslegte zur Tour de Force über die ganze Tastatur und der Strudel sich mit Boogie und Rock weiterdrehte. Dazu sang er mit einer offenen, heiseren, ekstatischen Stimme, wusste aber auch die Stimme von Elvis verführerisch nah mit einem satten, zuweilen nachtschwarzen Bariton zu imitieren. Als ein Wahnsinns-Entertainer mit einem großen Schuss Ironie verstand er es zudem, die Hörer zum Mitklatschen und Mitsingen zu animieren. So hatten die Besucher selbst nach drei Stunden noch nicht genug und forderten, stehend, zwei Zugaben heraus.

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