Kaiserslautern Tag des Pfalztheaters: Gartenschau verwandelt sich in große Freilichtbühne

Boten beim Theatertag einen Workshop in Jonglage: Selina Kuntz und Andreas Neigel.
Boten beim Theatertag einen Workshop in Jonglage: Selina Kuntz und Andreas Neigel.

„Theater, Theater“: Am Pfingstmontag verwandelte sich das Gelände der Gartenschau in eine Bühne. Der Tag des Pfalztheaters lud wieder einmal Besucher dazu ein, in die Welt des Theaters hineinzuschnuppern – mit Spiel, Spaß und spritzigen Aktionen.

Auf dem Weg über die Brücke zum Neumühlepark schwirrten einem die Zeilen von Katja Ebsteins 1980er-Eurovisions-Hit in den Ohren herum: „Theater, Theater, der Vorhang geht auf. Dann wird die Bühne zur Welt ...“ Doch in diesem Fall wurde die Welt zur Bühne. Vielmehr: Die kleine Welt der Gartenschau verwandelte sich in die große Bühne des Pfalztheaters. Schon am Eingang wurden Besucher von prachtvoll kostümierten Gestalten begrüßt. Edle Damen in goldenen Kleidern und üppigen Perücken sowie dick geschminkte Clowns: Solche Figuren liefen einem noch öfter über den Weg.

Und gelaufen wurde viel an diesem sonnigen Feiertag. Im Neumühlepark herrschte buntes Treiben – auf den Wiesen, zwischen Blumenfeldern, am kleinen Wasserlauf und an den Ständen und Stationen der Theatertruppe. Mit einem Luftballon vom Infostand ausgestattet, ging es hinein ins Grüne, wo die ersten Besucher in Säcken über das Gelände hüpften. Andere ließen sich erst einmal von der theatereigenen Maske die Gesichter bühnenreif bemalen – um die Schminke dann bei praller Hitze und Eierlauf-Wettkämpfen davonfließen zu lassen. Apropos fließen: Wer in der Masse von Besuchern seine Kinder verlor, hatte gute Chancen, die Kleinen beim Planschen im Bächlein nahe der Freilichtbühne wiederzufinden. Dort sonnten sich die Großen, während die Kleinen die Theater-Luftballons als Wasserbälle benutzten.

Bei Jonglage-Versuchen fliegen Kegel und Bälle

Nach einer daraus resultierenden unfreiwilligen Erfrischungskur ging es weiter zur nächsten Station. Den Dinos nach, am Wasser-Spielfels vorbei und geradewegs Richtung Rosentheater. Dort war die kunterbunte Hölle los. Andreas Neigel und Selina Kuntz brachten wagemutige Besucher ins Schwitzen mit einem Workshop im Jonglieren, Balancieren und Hula-Hoop-Reifen-Schwingen. Ein paar Kegel landeten auf Köpfen, ein paar „Hoops“ wirbelten auf Gesichter zu und ein paar Bälle flogen weiter als erhofft.

Wem das zu viel des Trubels war, den erwartete in der Blumenhalle ein Programm zum Sitzen, Lauschen und Genießen. Ab 14 Uhr wechselten sich in der ersten Etage der Blumenhalle eine Reihe von Pfalztheater-Künstlern ab und unterhielten das Publikum mit Lesungen und Musik. So las zum Beispiel Bariton Daniel Böhm einen schlüpfrigen Auszug aus Thomas Manns „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ und mimte dabei die reiche und lustvolle Madame Houpflé mit viel Ausdruck und Humor.

Bei sonnigen Temperaturen war das Sackhüpfen kein Zuckerschlecken.
Bei sonnigen Temperaturen war das Sackhüpfen kein Zuckerschlecken.

Ein Höhepunkt des Theaterfestivals fand sich an der Fußgängerbrücke. Dort stand ein künstlerisch verzierter Lkw, dessen Ladefläche zu einer Bühne umfunktioniert war. Darauf saß Pianist Frank Kersting und wartete auf den Schauspieler, Sänger und Pressesprecher des Pfalztheaters, Günther Fingerle. Zusammen eröffneten sie das Treffen am Theater-Lkw mit zwei Liedern des großen Udo Jürgens: „Lieb Vaterland“ und „Das ehrenwerte Haus“, von Fingerle charmant-amüsant dargeboten. Es waren zwei Lieder, die thematisch zur Lebensgeschichte des Kaiserslauterer Autors Christian Baron passten. Einer Geschichte über Armut, Gewalt, gesellschaftliche und politische Ignoranz und trotz allem auch über Hoffnung. Festgehalten ist dies in Barons autobiografischem Debütroman „Ein Mann seiner Klasse“ (2020), der am 29. Juni auf der Werkstattbühne uraufgeführt wird und demnächst auch verfilmt werden soll.

Melanie Pollmann, Co-Dramaturgin der Inszenierung, stellte einige Beteiligte des Schauspiels auf der Lkw-Bühne vor: Schauspielerin Ilona Christina Schulz, Ausstatterin Anja Jungheinrich sowie den konzeptionellen Leiter Jan Langenheim. Sie sprachen von dem Stück und von besonderen Momenten in Barons Geschichte.

Schlüsselerlebnis bei Orpheus-Aufführung

Demnach standen Ilona Schulz und Günther Fingerle im Jahr 2002 bei der Inszenierung von Orpheus in der Unterwelt auf der Pfalztheater-Bühne. Und an einem Abend habe ein Junge namens Christian Baron im Publikum gesessen, zusammen mit seiner Tante Juli. Es sei das erste Theaterstück gewesen, dass er gesehen habe. Die bleibende Erinnerung hat Baron in seinem Roman festgehalten.

Nach diesem Theaterbesuch fasste Baron den Entschluss, zu seiner Tante zu ziehen – all das erzählte Ilona Schulz an diesem Nachmittag. Welch ein Zufall – oder vielleicht doch ein Wink des Schicksals –, dass ausgerechnet Schulz, die damals die Eurydike spielte, nun eine wichtige Rolle in der Bühnenfassung von Barons Roman einnehmen wird. Auch soll ihr schauspielender Sohn in der Verfilmung von „Ein Mann seiner Klasse“ eine tragende Rolle spielen.

Einige der Theaterstände waren dicht umlagert.
Einige der Theaterstände waren dicht umlagert.

So wurde zum Tag des Pfalztheaters auf der Gartenschau zwischen Show und Scharade, zwischen Ballkleidern und Ballons, zwischen Clowns und Kostümen und zwischen „Madame Houpflé“ und „Madame Piaf“ wieder allerhand geboten und ein verspielter Blick in die weite Welt des Theaters gewährt.

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