Kaiserslautern Streiche und Kniffe

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„Garbarek war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich“, könnte man, frei nach Wilhelm Busch, angesichts der 21. Ausgabe des Kammgarn International Jazzfestivals in Kaiserslautern fabulieren. Denn mit dem Tourstart von Jan Garbarek begann bereits vor Monatsfrist in dem Kulturzentrum das Westpfälzer Jazzfestival (wir berichteten), das allerdings erst kommende Woche fortgesetzt wird.

Ja, einen kleinen Streich hat Kammgarn-Chef und Festival-Impressario Richard Müller da schon ausgeheckt: Mit Garbarek hat er der 21. Ausgabe seines Festivals einen äußerst prominenten Headliner verpasst, obwohl es dann erst vier Wochen später fortgesetzt wird. Nun wird er rechtfertigend auf Festivals wie Palatia Jazz hinweisen, das sich ja sogar über mehrere Monate erstreckt. Nur gewohnt war man dies bislang von dem Westpfälzer Festival nicht, das stets en suite an meist vier Festivaltagen über die beiden Kammgarn-Bühnen ging. Sei’s drum: Nötig hat der Konzertreigen diesen Kniff eigentlich nicht. Denn auch in der kommenden Woche stehen spannende Abende bevor, mit der einen oder anderen Überraschung sicherlich inklusive. Kein Erstaunen wird dabei sicherlich am ersten Abend, 6. April, das Tingvall Trio hervorrufen. Denn seit seiner Gründung 2003 hat es sich in die erste Liga der Klaviertrios emporgespielt. Es vereint den erwartbaren skandinavischen Wohlklang über seinen Namensgeber, den Pianisten Martin Tingvall, mit den lebendigen Bassstrukturen des Kubaners Omar Rodriguez Calvo und dem vielgestaltigen Schlagzeugspiel des Bremers Jürgen Spiegel. Ein Schmankerl nicht nur für Liebhaber des skandinavischen Jazz. Eine Legende ist sicherlich Spiegels Schlagzeugkollege Pete York. Sein Engagement bei der Spencer Davis Group und Klaus Doldingers Passport machte ihn weltbekannt, beim Jazzfestival stellt er sich am 7. April mit seinen Young Friends vor, allerdings ist das Gastspiel ausverkauft, da der Festival-Sponsor den Großteil des Kartenkontingents belegt. Ein weiterer Kunstgriff Müllers: Das Nato-Musikfestival, das vor Jahren im Stadion auf dem Betzenberg stattfand, inzwischen jedoch mangels Masse eingestellt wurde, erlebt beim Jazzfestival seine Auferstehung. Am 8. April geben sich bei der Nato Jazz Night die U.S. Air Forces in Europe Band, die Big Band des Heeresmusikkorps Koblenz und die Lautrer Formation Jazzbühne meets Jutta Brandl die Klinke in die Hand. Erwähnte Überraschung könnte am Ende die Jazzfreunde ereilen: So gastiert Nina-Simone-Tochter Lisa am 9. April in der Kammgarn, gefolgt von ihrer soulig ausgerichteten Kollegin Jennifer Yaa Akoto Kieck alias Y’Akoto und der deutschen Jazzfunk-Band Mo’ Blow. Letztere verabschiedet sich übrigens nach dieser Tour von der Bühne. Ein Schelm, wer da nochmals an Wilhelm Busch denkt: „Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei, mit der ganzen Jazzerei!“ Karten... ... für die Konzerte gibt’s im Vorverkauf in Kaiserslautern etwa bei Thalia und Pop-Shop, daneben www.kammgarn.de und Abendkasse.

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