Kaiserslautern Straßenkunst auf dem Stiftsplatz stößt auf Begeisterung

Mauricio Vargas aus Mexiko mit seiner Skizze auf dem Handy. Er ist wie drei andere Künstler aus Mexiko gekommen.
Mauricio Vargas aus Mexiko mit seiner Skizze auf dem Handy. Er ist wie drei andere Künstler aus Mexiko gekommen.

Einige laufen zufällig vorbei und bleiben stehen, andere kommen ganz gezielt zum Stiftsplatz: Donnerstag und Freitag sind dort Künstler aktiv, um 3D-Straßenmalerei auf den Platz zu bringen. Die Aktion ist eine von vorerst drei, mit denen das „Herzlich digital“-Team öffentliche Plätze beleben will.

Die Hitze kommt von oben und von unten: Nikolaj Arndt kniet auf den heißen Platten des Stiftsplatzes und zieht seine Pinselstriche über den Boden. „Man könnte hier ein Ei braten“, sagt er und zieht das Cap vom Kopf, um es kurz zu lüften. Der russischstämmige Künstler aus Marburg kämpft nicht als einziger mit den Temperaturen und der Sonne, die die Farbe in Null-Komma-Nichts trocknen lässt – im Mischbehältnis, am Pinsel, auf dem Boden. Die von der Stadt aufgestellten Sonnenschirme versuchen gerade mal die Farben auf dem Boden ein wenig zu schützen.

Sieben Straßenkünstler sind auf Einladung von Kl.digital nach Kaiserslautern gekommen, um den Stiftsplatz durch ihre plastischen Kunstwerke aufzuwerten und zu beleben. Die Belebung öffentlicher Plätze: Das ist das Ziel der von KL.digital aufgelegten Aktion „Stadt.Raum.Wir“, die mit Smart-City-Mitteln gefördert wird. Auf der Website KLMitWirkung konnten die Bürger aus fünf Vorschlägen ihren Favoriten wählen; Street Art kam hinter Tanzen und vor Cross Boule in die Top Drei, die umgesetzt werden.

Binder in der Farbe macht die Werke widerstandsfähig

„42 Liter Farbe und mindestens 50 Pinsel haben wir gekauft“, berichtet Rainer Kadel, stellvertretender Leiter der Stabsstelle Digitalisierung. „Die Künstler haben uns vorab gemailt, was sie brauchen.“ Die Farbe mischen sie statt mit Wasser direkt mit Tiefgrund, der als Binder fungiert und die Werke weitgehend wasserfest macht, erläutert Arndt. „Rund einen Monat müsste das halten“, meint er. „Wir haben aber auch Abdeckplane parat“, sagt Patrick Glaser, Projektverantwortlicher für „Stadt.Raum.Wir“. Er zieht einige Packungen Plastikplanen aus dem Eimer in dem kleinen Zelt, das am Rande aufgebaut ist und für die Künstler und Organisatoren Getränke, eine Sitzgelegenheit und Schatten bietet.

Dass die Künstler hier nah zusammen arbeiten und sich so zwischendurch austauschen können, sehen sie alle als Vorteil. Man kennt sich in der Szene, auch global: Neben Arndt sind noch Milivoj Kostic „Kole“ aus Serbien, Maureen Kohlhoff aus den Niederlanden sowie Abraham Burciaga, Jimena Gabino, Ayde Juarez und Mauricio Vargas aus Mexiko dabei. „Die beiden Inder haben erst ein Visum ab 1. Juli bekommen“, bedauert Glaser, „und weil sein Flug gestrichen wurde, fehlt noch ein Mexikaner.“ Zumindest für die beiden indischen Künstler reicht es noch zum WineStreetArt-Festival, das am Samstag in Gönnheim startet, zu dem alle weiterziehen. Das Lauterer Organisationsteam hat von dort die Kontakte und konnte viel von deren Erfahrung profitieren, bestätigt Glaser.

„Die Aktion wertet die Stadt auf“

Mauricio Vargas aus Mexiko bleibt zwei Wochen in Deutschland, „dann bin ich noch in den USA“, erzählt er und lässt kurz den Pinsel ruhen. Bei gemeinsamen Abendessen im „Twentyone“ am Vorabend wurde noch gewitzelt, dass die Künstler um 6 Uhr beginnen, verrät Kadel. „Ich war um sieben hier“, lacht Vargas. Nicht so früh hat seine Landsfrau Jimena Gabino begonnen, deren Werk am Vormittag noch aus skizzierten Umrissen besteht. „Meist male ich in Mexiko“, berichtet sie, war aber auch schon in Deutschland und wird im August nach Wilhelmshaven reisen.

Langsam füllt sich der Platz immer mehr mit neugierigen Passanten, die schauen, fotografieren und filmen oder die Künstler in Gespräche verwickeln. „Wir haben uns extra frei genommen“, berichtet Ulrike Freitag aus Fischbach, die mit ihrem Mann Christian Kleeberger ein Bestattungsunternehmen hat. „Ich bemale die Urnen, bin Architektin, und male sonst in verschiedenen Techniken“, erzählt sie. „So eine Aktion wertet die Stadt auf“, sind sie begeistert. Uschi Schröter ist aus Landstuhl gekommen, nachdem sie davon in der RHEINPFALZ gelesen hatte. Sie findet die Aktion „supertoll“ und lobt auch die „netten Künstler“.

Über Nacht wird der Platz noch einmal von einer Security-Firma bewacht. Anschließend können Künstler und Organisatoren nur auf die Wertschätzung der Leute hoffen.

Straßenmalerei auf dem Stiftsplatz, Smart-City-Projekt, KL.digital, erster Tag. Aufnahme vom Dach des Sparkassengebäudes.
Straßenmalerei auf dem Stiftsplatz, Smart-City-Projekt, KL.digital, erster Tag. Aufnahme vom Dach des Sparkassengebäudes.
Nikolaj Arndt arbeitet an seinem Werk. Als einziger Deutscher mit kürzestem Anfahrtsweg hat er schon am Vortag begonnen.
Nikolaj Arndt arbeitet an seinem Werk. Als einziger Deutscher mit kürzestem Anfahrtsweg hat er schon am Vortag begonnen.
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