Kaiserslautern Stimmgewalt in schwarzen Uniformen

Das musikalische Erbe der Kosaken auf technisch hohem Niveau wieder aufleben zu lassen, die schönen russischen Melodien zur Freude des Hörers erklingen zu lassen und damit Zeugnis abzulegen vom Geist jenes alten, unvergänglichen Russlands: Das ist die Intention des Maxim Kowalew Don Kosaken Chors. Am Sonntagabend gab dieser Klangkörper in der gut besuchten Landstuhler Stadtkirche eine eindrucksvolle Visitenkarte ab.

Diese Stimmengewalt. Wie ein großer Männerchor sangen die sieben Kosaken. Ohne Mikrofon und ohne Netz und doppelten Boden. Das beeindruckte die Besucher ebenso wie die schlichten schwarzen Uniformen mit dem breiten Ledergürtel, dem quer über die Brust laufenden Schulterriemen und den kniehohen Stiefeln. Im ersten Teil präsentierten sie Lieder aus der feierlichen Liturgie der russisch-orthodoxen Kirche, mit denen weite Teile der russischen Bevölkerung ihrer tiefen religiösen Überzeugung Ausdruck verliehen. Was für bemerkenswerte Stimmen. Bestechend ihr glänzendes Volumen, die ungeheure Kraft, die dahinter steht. Die feine Gesangskunst ließen sie aber bei Titeln wie den alten Kirchenliedern „Skinje“ oder „Himmel und Erde“ vermissen. Die typisch russische, flackrig-grelle, tremoloreiche Tongebung sowie das tenorale Auftrumpfen sind heute nicht mehr zeitgemäß. Einnehmend wiederum war das charakteristische Timbre, das man als klagend, traurig, melancholisch bezeichnen kann. Zum Repertoire gehörten auch „Ich bete an die Macht der Liebe“ von Bortnijanskij und die „Abendglocken“, bei denen der Tenor Alexander Lustschik mit außergewöhnlicher Flexibilität und silbrigem Stimmtimbre bestach. Einen seltsamen, süß-betörenden Reiz verbreitete der Tenor Andrej Wozonow mit dem georgischen Lied „Suliko“, wobei auch seine Atemkontrolle staunenswert war. Mit seiner tiefschwarzen Stimme begeisterte Dimitrij Haidurow in der „Legende von den zwölf Räubern“. Ohne zu forcieren traf er die abgrundtiefsten Noten. Bei allen Solovorträgen begleitete der Chor summend und klang dabei wie Glockenschläge. Während bei Bortnijanskijs „Auf viele Jahre“ das Septett einen mitreißenden Gesang mit flotten Wechseln zwischen Bass und Tenor und ausgezeichneter Dynamik zeigte, hatten sie im „Ave Maria“ von Bach/Gounod Probleme mit der Intonation, der Gesang verlor an Rundung und wurde hart, ja ein wenig harsch, worunter auch die Homogenität litt. Mitreißend fröhlich und humorvoll wurde es im zweiten Teil, in dem die Kosaken Nummern aus dem großen Schatz der russischen Volkslieder präsentierten, die weit in das Mittelalter hinein reichen. Diese Lieder wie „Heiliger Baikalsee“, „Dubinuschka“, „Hinter dem Don“ oder „Kalinka“ offenbarten nicht nur die ungeheure Lebensfreude, sondern auch die tiefe russische Seele dieses Volkes. Leicht und locker und mit Akkordeon-Begleitung luden die Sänger zum Mitklatschen ein. Rhythmen, die immer schneller wurden, wechselten mit warmen und weichen Passagen ab, und der Hörer bekam bei den Liedern, Balladen und Legenden eine Ahnung von der ungeheuren Weite der russischen Landschaft. Vorsingen der Solisten und das Nachsingen im Chor, starke Akzentuierungen, Schreie der Freude und Lebenslust waren typische Kennzeichen des Gesangs – wie bei „Stenka Rasin“. Auch hier glänzte Andrej Wozonow mit herrlichem Pianogesang, für den er bei „Eintönig klingt das Glöcklein“ begeisterten Beifall erhielt. „Stenka Rasin“ war eine Demonstration des nachtschwarzen Basses von Haidurow. Mit tosendem Applaus bedankten sich die Zuhörer. Und wer wollte, bekam im Anschluss an das Konzert noch ein Autogramm von den Sängern.

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