Mit der RHEINPFALZ unterwegs Sternschnuppen-Regen ab Mitternacht besonders gut zu sehen

Auf der Wiese bei Schmalenberg war einiges los. Die studentische Arbeitsgemeinschaft für Astronomie führte bei dem Ausflug Regie
Auf der Wiese bei Schmalenberg war einiges los. Die studentische Arbeitsgemeinschaft für Astronomie führte bei dem Ausflug Regie.

Mit der RHEINPFALZ-Sommertour ging es am Freitag nach einer langen Pandemiepause endlich wieder zu einem wahren sommerlichen Naturspektakel: Dem alljährlichen Perseidenschauer. Christian Anders und Christian Mücksch von der studentischen Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (Saga) der Technischen Universität Kaiserslautern (TU) begleiteten das Sternschnuppen-Schauspiel wie immer mit viel Fachkenntnis und fantastischen Ein- und Ausblicken.

Klappstühle, warme Decken, Ferngläser und große Plastikkörbe mit genügend Proviant für die gesamte Nacht darin: Die Himmelsbeobachter kamen vorbereitet zu dem Freiluftpicknick bei Nacht. An die 50 waren es. Und stetig kamen noch etwas mehr auf die Schmalenberger Wiese – ein weites Feld irgendwo hinter Trippstadt und am Karlstal vorbei: Parken durften alle auf dem anliegenden Holzablageplatz und dann hinein auf die Wiese, auf der Mücksch und Anders bereits Monitor und Teleskop aufbauten. Alles, um ein spektakuläres Himmelsereignis zu beobachten: den Perseidenschauer. Über den gesamten Himmel verteilt fielen – oder eher verglühten – in dieser Nacht kleine helle Sternschnuppen. Nur kurz, aber manchmal mit langen Pausen dazwischen. Und alle schienen aus einer Richtung zu kommen: Aus der dem antiken Sternbild des Perseus – daher auch der Name der „Perseiden“. An diesem Abend lag „Perseus“ im Nordosten. Und dank der guten Lage der Wiese hatte man einen perfekten Blick auf den wolkenfreien und ereignisreichen Sternenhimmel.

Mit über 200.000 Stundenkilometern

Jedes Jahr findet dieses Naturschauspiel statt, immer in den klaren Nächten der ersten Augusthälfte. Die meisten Perseiden fallen in den Tagen um den 12. August. Der christlichen Legende nach starb am 10. August 258 der später heilig gesprochene Laurentius ein qualvolles Martyrium. An diesem Abend sollen besonders viele Sternschnuppen erschienen sein, weshalb sie auch bis heute als „Tränen des Laurentius“ bezeichnet werden. Rein wissenschaftlich betrachtet sind es jedoch die Trümmerteilchen des Kometen „109P/Swift-Tuttle“, die er auf seiner Flugbahn um die Sonne hinterlässt. Seit Jahrtausenden verliert der Himmelskörper, bestehend aus Eis und Staub, unzählige Bruchstücke seiner Materie, besonders in Sonnennähe. Die Erde kreuzt jedes Jahr um den 12. August dessen Flugbahn. Dabei treffen die nur wenige Millimeter großen Staub- oder Gesteinspartikel mit einer Geschwindigkeit von über 200.000 Stundenkilometern auf die Erdatmosphäre und bringen beim Verglühen die Luft auf ihrer Bahn zum leuchten. Fertig ist der Sternschnuppen-Effekt.

Je später der Abend und je dunkler der Himmel, desto mehr fallende Sternschnuppen sah man am Firmament. Und jede wurde von den Zuschauern mit einem staunenden „Ah“ und „Oh“ empfangen. Ab Mitternacht bis zum Sonnenaufgang war die Dichte des Sternschnuppen-Regens besonders hoch – und die Perseiden flogen einem quasi entgegen.

Etwa 100 Perseiden pro Stunde

All das erklärte Christian Anders, Doktor der Physik an der TU, in seinem einführenden Vortrag via Powerpoint-Präsentation am Laptop – zu diesem Zeitpunkt dem einzigen Flecken Licht auf der Wiese. Etwa 100 Perseiden pro Stunde fegen in dieser besonderen Nacht über den Himmel. Was sich währenddessen noch alles am Himmel tat, zeigte Christian Mücksch, Biophysiker an der TU, mithilfe seines Teleskops. Er ermöglichte einen herrlichen Blick auf die Andromeda-Galaxie – im Prinzip ein verschwommener weißer Fleck am Himmel. Und einen Blick auf den Saturn und den Uranus konnte man durch die lange Linse auch erhaschen.

Neben dem Teleskop stand aber noch etwas anderes Spannendes auf dem Feld: Eine Antenne, mit der man die Perseiden auch hören konnte. „Denn wenn ein Meteor in die Erdatmosphäre eindringt, geschieht das mit so hoher Geschwindigkeit, dass in dem Flutkanal die Luft ionisiert wird und Funkwellen reflektiert werden können“, erklärt Funk-Amateur Thomas Koziel, der an der TU in der Presseabteilung arbeitet. „Dann hört man im Empfänger einen kurzen Pfeifton.“ So kurz, wie die Spur der Sternschnuppe am Himmel zu sehen ist. „Manchmal hört man auch die Dopplerverschiebung durch ein steil abfallendes Pfeifen.“ Der dazugehörige Sender namens Graves steht im südfranzösischen Toulouse – an die 1000 Kilometer Luftlinie entfernt. Und so manches Mal an diesem Abend konnte man den Meteor-Schauer nicht nur sehen, sondern – nicht ganz parallel – auch hören.

Kein störendes Streulicht aus der Umgebung

Warum man am besten auf einem freien Feld mitten im Wald das jährliche Spektakel erleben sollte? Weil es dort kein Streulicht aus den umliegenden Städten und Dörfern gibt. Keine Autoscheinwerfer, keine Laternen – nichts, außer tiefster Dunkelheit. Doch einen heftigen Lichtstreuer gab es an diesem Abend: den Vollmond. Ab 22.30 Uhr erleuchtete er stetig die gesamte Szenerie und ließ die Sternschnuppen immer undeutlicher erkennen, sodass manche Himmelsgucker noch vor Mitternacht ihre Decken und Klappstühle zusammenräumten. Aber ein paar gute Wünsche konnten bis dahin sicherlich gemacht werden. Und vielleicht gehen auch einige davon in Erfüllung.

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