Kaiserslautern Stellen bleiben länger frei

Erstmals gibt es wieder mehr Arbeitslose im Vergleich zum Vorjahr: „Der Arbeitsmarkt ist ein anderer als noch 2015, aber deswegen nicht schlecht“, bilanziert Hans-Joachim Omlor, Leiter der Arbeitsagentur, die ersten sechs Monate des Jahres. Zufrieden ist er mit dem derzeitigen Ausbildungsmarkt, der sich in der heißen Phase befindet.

2015 war in der Stadt vieles anders, es war ein Jahr der Neuansiedlungen. Die neue Einkaufsgalerie in der Stadtmitte oder die Eröffnung des Möbelhauses Ikea schlugen sich beim Stellenangebot und auch bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nieder, die im September mit 160.760 in der Westpfalz auf einem nie dagewesenen Höchststand war. Zum 31. Dezember, den bis dato aktuellsten Zahlen, gab es in der Stadt 52.129 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und fast 25.000 im Kreis – ein Aufbau von jeweils drei Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal, der damit über dem Bundes- und Landesschnitt lag. Dass die vielen großen Neuansiedlungen in diesem Jahr als Sondereffekte fehlen, schlägt sich auf den Zugang an Stellen in Kaiserslautern nieder: Von Januar bis Juni wurden der Agentur 1797 neue Beschäftigungsmöglichkeiten gemeldet – fast ein Viertel weniger als im Vorjahreszeitraum. Dennoch sei das Stellenangebot weiterhin gut, das für Arbeitssuchende Chancen birgt, betont Omlor: „Wir haben immer noch einen hohen Bestand an noch nicht besetzten Stellen.“ 1112 Stellen waren im vergangenen Monat noch frei. Im Landkreis gab es dagegen im ersten Halbjahr 10,5 Prozent mehr neue Stellen: 996 insgesamt. Etwas anders stellt sich auch die Entwicklung bei der Arbeitslosigkeit dar: „Erstmals seit Dezember 2013 waren in der Westpfalz im Vorjahresvergleich wieder mehr Menschen arbeitslos gemeldet“, hebt der Agenturleiter hervor. Das hat vor allem damit zu tun, dass die Migration mehr und mehr zum Thema wird, sich erstmals Zuwanderungs- und Flüchtlingswellen spürbar statistisch auswirken. So gab es im Juni in Kaiserslautern bei der Zahl der Arbeitslosen ohne deutschen Pass einen Anstieg von rund einem Viertel im Vergleich zum Vorjahresmonat, ähnlich verlief die Entwicklung im Kreis. Die Arbeitsagentur spricht von aktuell 362 Arbeitslosen im „Kontext der Flüchtlingsmigration“ in Stadt und Kreis: 307 in der Grundsicherung, 55 in der Arbeitslosenversicherung. Insgesamt präsentiert sich der Arbeitsmarkt derzeit nicht mehr so dynamisch, stellt der Agenturleiter fest: Zwar sei das Risiko, plötzlich ohne Job dazustehen, geringer als vor einem Jahr, doch gleichzeitig sei auch die Chance kleiner, die Zeit ohne Job wieder beenden zu können. Omlor:„Beim Matching-Prozess verändert sich etwas.“ Es wird schwieriger, Arbeitgeber und Arbeitssuchende zusammenzubringen, weil beispielsweise Qualifikationen fehlen. Für die Arbeitgeber bedeute dies, dass sie vielleicht auch mit Unterstützung der Arbeitsagentur Kompromisse eingehen müssten, nicht immer nur der beste Kandidat eine Chance erhalten könne. Was die Entwicklung am Markt derzeit ebenso kennzeichnet: Stellen bleiben wesentlich länger vakant – 103 Tage sind es derzeit im Schnitt in der Westpfalz, 78 Tage waren es noch im Vorjahr. Ein konkretes Anzeichen für den immer deutlich erkennbareren Fachkräftemangel, bekräftigt Omlor. „Im Pflegebereich spüren wir das zum Beispiel stark.“ Dass Auszubildende die Fachkräften von morgen sind, haben viele Unternehmen aber offenbar erkannt: Viele versuchten, die junge Menschen nach der Ausbildung in der Firma zu halten, so der Agenturleiter. Auf dem Ausbildungsmarkt geht es derzeit in den Endspurt: Sowohl in der Stadt (1010) als auch im Landkreis (405) wurden seit dem vergangenen Oktober mehr Ausbildungsstellen als im Vorjahr gemeldet. Im Kreis hat auch die Zahl der Bewerber geringfügig um 2,8 Prozent auf 704 zugenommen, in der Stadt ist sie dagegen um 6,3 Prozent auf 609 gesunken. | zs

x