Kaiserslautern Staunen über verborgene Räume und neue Ansichten

Fotos in der Abteikirche zeigen die letztjährige Illumination des Gotteshauses.
Fotos in der Abteikirche zeigen die letztjährige Illumination des Gotteshauses.

Ein Tag lang Otterberg. Am Wochenende gab es dafür gute Gründe: Der Tag des offenen Denkmals, die Premiere für den „FotoART“-Tag des örtlichen Vereins „KulturART“ und der Sonn(en)tag lockten interessierte Menschen zusätzlich in die Stadt. Eindrücke und Hintergründe rund um Kulturgut und Moderne, Künstler und Kunstinteressierte sowie Kunst an ungewohnten Orten.

Der „Neunteneunte“ im Jahr 18, aus dem sich die Quersummen Neun bilden lässt, trägt geschichtsträchtige Züge, die – so eine berechtigte Prognose – sich gut und gern in neuzeitlichen Annalen der Stadt wiederfinden könnte. Zumindest in der Geschichte des jungen Ortsvereins „KulturART“. Denn was das Projekt „FotoART“ bewegte, ließ den Tag bereits vor dem Abend loben. Es waren die Fotoenthusiasten dieses Vereins, die sich die aufwendige Aufgabe stellten, möglichst viele Gleichgesinnte auf möglichst hohem Niveau in die Stadt zu holen. Was lag näher, sich an Vorbildern zu orientieren. Beispielsweise „Photofolies“ im französischen Dambach-Neunhoffen (nördlich von Straßburg) mit mittlerweile 2500 Besuchern eines 800-Einwohner-Ortes. In Otterberg kamen zur Premiere immerhin gut zehn Prozent davon. Sie flanierten und spazierten entlang des markierten Parcours an der Hauptstraße – vom Haus der Jugend bis zur Vorstadtscheuer –, erlebten die Altstadt, besuchten bekannte Denkmäler sowie unbekannte Innenhöfe, Scheunen, Ställe, Läden, Praxen, in denen sich Fotografie präsentierte. Unter anderem im Denkmal Abteikirche. Dort zeigte die Lauterer Hochschule (HS) auf Staffeleien Motive, die in der studentischen Klang- und Lichtinstallation „Elementar – die inszenierte Abtei“ vorkamen. Viele der Besucher brachten ihre Erinnerungen an jenes letztjährige Sommerereignis auf dem Kirchplatz mit. Oder sie holten etwas davon nach, was sie versäumt hatten. Dabei ergaben sich spannende Gespräche, etwa um gegensätzliche Eindrücke laufender und stehender Bilder. Ähnlich die Reaktionen in Noacks Scheune, Günthers Innenhof oder der Vorstadtscheuer. War da zunächst Staunen, welche Räume sich hinter Toren und Fassaden verbargen, so regten die Fotos an, über Erinnerungen und das eigene Sehen zu reden. Etwa zu jenen farbenprächtig beleuchteten Architekturfassaden und -details der Altstadt-Aktion „Otterberg leuchtet“ oder angesichts imponierend großformatiger Schwarzweißmotive aus Paris. Es fiel auf, wie kommunikativ Fotografien wirkten, die Allgemeingut abbilden, dokumentieren oder in künstlerisch-klassischer Manier zelebrieren. Das bestätigen ebenfalls analoge Reisefotografie aus „Peru-Paris-Berlin“ oder die „Landschaften in Namibia“. Erst recht, wenn die Bildgestaltung einen Schritt weiter geht in horizontale Panoramaformate, mal Schwarzweiß, mal farbig monochrom. Die Initiatoren und Hauptakteure einer aufwendigen Vorbereitung für diesen Fotoparcours, Monika und Gerhard Winter, wählten ebenfalls gestaltende Aspekte. Ihr Titel „verdreht, verschoben, verspiegelt“ (übrigens im offiziell ausgewiesen Denkmal „Die Rote Stoffscheune“ – Torbogen von 1799, umgangssprachlich Eymanns Scheune) entpuppt sich als Detailaufnahme eines Skulpturenparks. Die grafisch plakativen Bildelemente entstanden aus Spiegelungen, Unschärfen oder durch perspektivisches Verfremden. Womit auch die Vielseitigkeit der Aussteller erwähnt ist, die bis zu abstrakten Wasserzeichnungen abgebildeter Linien oder farbig inszenierten Unterwasserbewegungen reichten. Hinter Titeln wie „Der Perfekte Moment“ (Martina Pellegriti) oder „Der besondere Augenblick“ (Isabelle Reis) verbergen sich Querschnitte, die ebenso mit Flächen und Farben Bildformen komponieren wie sie inhaltliche Geschichten übermitteln. Noch fehlt der Mensch. Vereinzelt kamen Porträts bereits vor. Das Thema an sich hatte Sarah Frillman. Ihre Idee, mit dem Projekt „365 – ein Jahr in Bildern“ Momente im Alltag ihres kleinen Sohnes zu begleiten, war außergewöhnlich und sprach Besucher direkt an, zumal sie fotografisch absolut perfekt überzeugten. Dass neben den sowohl professionell wie semi-professionell arbeitenden Fotografen auch der Nachwuchs mit ersten, übrigens grafisch perfekt gestalteten Ergebnissen der Jugendtreff-Workshops vorkamen, spricht für die Haltung des Vereins „KulturART“. Und so zeichnet sich das Fazit dieser Premiere damit aus, dass „FotoART“ eine willkommene Idee ist, die Stadt zu besuchen und neu zu erkunden und das Thema Fotografie mit Qualität zu besetzen (unter anderem gegen Bildermüllberge in Handys). Eine ansprechende Besucherzahl belebte die Hauptstraße, schaute bei den Ausstellern vorbei und stellte meistens eingehende Fragen zu Macharten und Techniken. Es kann also – laut vorherigen Aussagen seitens des Vereins – eine zweite „FotoART“ geben. Das eine oder andere Manko, so Monika Winter voller Wiederholungsvorfreude, sei passiert, doch: „Wir haben dazugelernt“.

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