Kaiserslautern STADTLEBEN: Langeweile kennt er nicht

Mit schweren Jungs hat er öfter zu tun. Wenn Dietmar Keller kommt oder gar mit seiner Truppe anrückt, ist jedenfalls immer irgendetwas nicht in Ordnung. Der 40-Jährige bezeichnet sich „ein bisschen als der Mann für alles“ bei der Stadtverwaltung. In Behördensprache heißt er Vollzugsbeamter, daneben ist er der städtische Marktmeister. In beiden Ämtern wird es ihm nicht langweilig, aber das kommt Dietmar Keller gelegen: „Das macht mir sehr viel Spaß. Ich liebe es, so zu arbeiten. Es gibt immer etwas anderes zu tun, das ist nicht so stupide.“ So ging es ihm auch am Donnerstag, als der Stadtrat zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkam und sich die alten Feinde NPD und Antifa wieder einmal gegenüber standen. Schon vor der Sitzung im Foyer gab es gegenseitige Beleidigungen, dumme Sprüche und Provokationen. „Wir hatten das freudige Vergnügen, dazwischen zu stehen.“ Und schließlich mussten diejenigen, die sich in der Sitzung „lautstark bemerkbar machten“, aus dem Ratssaal bugsiert werden. Angst? „Weiß ich nicht, aber das Adrenalin ist schon da. Man ist wachsam“, schildert Keller. Gerade auf der Empore im Ratssaal, wo es relativ eng zugeht und man regelrecht umzingelt gewesen sei, müssten die Augen überall sein. Aber im Prinzip, sagt der Beamte, „ist es dasselbe, wie wenn man auf der Kerwe das Zelt räumt“. Solche Einsätze sind für Keller und das Team des Vollzugsdienstes nicht ungewöhnlich: „Die haben wir regelmäßig“, sagt er und erinnert an den Wahlkampf mit den NPD-Kundgebungen und Gegendemonstrationen. Keller ist ein alter Hase bei der Stadtverwaltung − angefangen hat er 1990 − und half 1998 beim Aufbau des Vollzugsdienstes. „Wir waren relativ wenig Leute und hatten ein kleineres Aufgabengebiet“. Heute gibt es eine sechsköpfige Einsatzleitung plus 18 Vollzugsbeamte, die in drei Tag- und Nachtschichten arbeiten. Alle haben eine Ausbildung zum kommunalen Vollzugsbeamten in der Polizeischule gemacht. Dort haben sie zum Beispiel gelernt, wie man „unmittelbaren Zwang“ anwendet, wie man mit dem Schlagstock, mit Handschellen oder Pfefferspray umgeht. Zimperlich darf man da offensichtlich nicht sein. Doch gestern, an diesem sommerlichen Freitag, schmiss Dietmar Keller erst einmal den Rasenmäher an. Seine zweijährige Tochter hüpfte im Garten auf dem Trampolin rum und rief nach ihrem „Papa“. Keine bösen Buben weit und breit. (ita)

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