Kaiserslautern Songs von entwurzelten Geistern und der Härte des Lebens

Das kriegt man selten zu hören. Trockenen, sparsam instrumentierten und geradlinigen Folk- oder auch Countryblues. Wie am Sonntag im Musiklokal am Vogelwoog. Da füllen Albert Koch und Jörg Teichert eine echte Lücke.

Albert Koch hat das vor wenigen Jahren auch mit seinem Partner Ignaz Netzer getan und tut es nun mit dem gefühlvollen Mannheimer Gitarristen wieder. „Zurück zu den Wurzeln“ also in mehrfacher Hinsicht. Was das Publikum am Vogelwoog sichtlich genoss. Allerdings beschränkten sich die beiden nicht auf durchaus markige, herkömmliche Titel des Folk-, Country- oder Mississippi-Delta-Blues, sondern boten auch Außergewöhnliches. So nahmen sie den ein oder anderen, vor allem als Rocknummer bekannten Titel und führten ihn eben zu den Wurzeln zurück. Etwa den „Mercury Blues“, den man vor allem in der scharfen, slightlastigen Ausführung eines David Lindsay kennt. Oder das Stück „Jesus Just Left Chicago“, das ZZ Top akkordlastig von der Bühne blasen. Nein: Koch und Teichert setzen nicht auf Lautstärke, sondern etwa auf den Brustkorb Kochs. Und der ist bekanntermaßen für lange, temporeiche Bluesharp-Parts gut. Jörg Teichert spielt eine vordergründig sehr zurückhaltende, aber trotzdem recht ausgefeilte Gitarre, auch im lasziven und den Countryblues interessant machenden Slight-Stil. Beide singen, durchaus verhalten und wohlgesetzt. Bei so mancher Kraftnummer wie „Rolling & Tumbling“ dürfte da auch mal – zumindest kurz – ein bisschen mehr gebrüllt oder geröhrt werden. Songs von wurzellosen oder entwurzelten Geistern, welche die im früheren Amerika sicher nicht seltene Härte des Lebens wiederspiegeln, gibt’s zur Zeit nicht oft. Umso schöner, dass sich Koch und Teichert aufgemacht haben, solche alles andere als zimperliche Musik mal wieder neu aufzulegen. Weichgespülten Pseudo-Rock bis -Pop und endlose Neil-Young-Covers gibt’s ja nun wahrlich genug. Da tut es richtig gut, erdig, ehrlich, schlicht und treibend bedient zu werden. Eine Gitarre, ein paar Mundharmonikas und zwei Stimmen können da reichen. Mitsamt dem entsprechenden Grundgefühl für Blues mit erkennbar afrikanischen Wurzeln.

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