Kaiserslautern SmartFactory: Grundlagenforschung für die Industrie der Zukunft

Zeigt gemeinsam mit seinen Mitarbeitern, wie die Produktion der Zukunft aussehen wird: Martin Ruskowski, Vorstandsvorsitzender d
Zeigt gemeinsam mit seinen Mitarbeitern, wie die Produktion der Zukunft aussehen wird: Martin Ruskowski, Vorstandsvorsitzender der Technologie-Initiative SmartFactory.

Wie sieht die Industrie der Zukunft aus? Wie wird in den nächsten fünf bis 15 Jahren in Fabrikhallen produziert? Antworten auf diese Fragen gab es auf dem Innovationstag der SmartFactory Kaiserslautern.

Vereinsmitglieder und Interessenten aus der Industrie haben sich vergangene Woche in Kaiserslautern getroffen, um sich von den Mitarbeitern im Haus auf den neusten Stand bringen zu lassen. „Wir zeigen jedes Jahr einen Teil unseres Demonstrators auf der Hannover Messe, dort können wir aber nicht so sehr ins Detail gehen“, schildert Martin Ruskowski, Vorstandsvorsitzender der SmartFactory.

Was liegt also näher, als einmal im Jahr eine Art Hausmesse zu veranstalten, um die vier Produktionsinseln, in denen die Visionen der SmartFactory und ihrer Mitglieder Gestalt annehmen, einem Fachpublikum zu zeigen?

Enge Zusammenarbeit zwischen Praxis und Wissenschaft

Das Besondere an der SmartFactory sei nach wie vor, dass hier Fachleute aus der Industrie eng mit Wissenschaftlern aus der Forschung zusammenarbeiten, um praktische Lösungen für die Produktion zu finden. In der Produktionsstätte der SmartFactory werden die Lösungen unterschiedlicher Hersteller in einem gemeinsamen Ökosystem integriert. So könne es passieren, dass für eine Anwendung mehrere Lösungen von unterschiedlichen Herstellern parallel entwickelt werden – doch jede von ihnen sei mit den anderen Anwendungen der SmartFactory kompatibel, erklärt Ruskowski.

Diese konkreten Lösungen seien das, was die SmartFactory nach wie vor von anderen auf dem Markt unterscheide, sagt Ruskowski. „Viele sind noch in der Ideenphase, wir sind schon einen Schritt weiter“. In der SmartFactory werde das Prinzip der Industrie 4.0 bereits umgesetzt, indem intelligente, miteinander vernetzte Maschinen mit intelligenten Produkten interagieren. Gezeigt wird dies an der Fertigung eines LKWs: Sie erfolgt an mehreren Standorten, die miteinander vernetzt sind, wobei jeder Arbeitsschritt digital dokumentiert wird und so ein Wissen liefert, das bisher kaum in der Industrie vorhanden ist.

Standardisierung als Grundlage

Zudem gebe die Arbeit an der SmartFactory die Richtung vor, in die sich die Standardisierungsbemühungen der Industrie entwickeln. Denn bevor jemals an die Standardisierung von Soft- oder Hardware gedacht werden könne, müsse erst einmal die Standardisierung von Begriffen erfolgen. Die Grundlage für eine einheitliche Begriffsdefinition habe die SmartFactory Kaiserslautern geliefert, berichtet Ruskowski von der Arbeit in verschiedenen industriellen Gremien.

Wohin sich die Produktion der Zukunft entwickeln muss, damit sie weiter rentabel ist, ist aus Sicht Ruskowskis eindeutig: Es sei notwendig, die menschliche Arbeitskraft gezielt dort einzusetzen, wo sie Maschinen überlegen ist. Dies sei nur möglich, wenn die Mitarbeiter durch digitale Lösungen sowie Künstliche Intelligenz entlastet werden. Ein klassisches Beispiel seien Planungsprozesse, die immer noch sehr viel menschliche Arbeitskraft binden. Diese fehle dann aber an den Stellen, wo sie nicht durch Maschinen ersetzt werden könne. „Ohne Menschen geht es nicht“, betont Ruskowski.

Fachkräftemangel als Problem

Der Fachkräftemangel sei ein großes Problem für die Industrie. Da stelle sich die Frage, wie die vorhandene menschliche Arbeitskraft am besten eingesetzt werden könne. Die klassische Automatisierung sei dabei nicht immer die beste Lösung. Denn bevor eine Fabrikhalle voll automatisiert ist, müsse sehr viel Geld in die Hardware gesteckt werden, erklärt Ruskowski. Dies mache jedoch jede Veränderung am Produkt nahezu unmöglich, da jede Änderung weitere Investitionen auslösen würde.

Seien hingegen Menschen in der Produktion eingesetzt, ließe sich diese flexibler gestalten und Produkte leichter ändern. „Wir brauchen die Menschen in der Produktion, aber wir brauchen sie an den richtigen Stellen“, betont Ruskowski.

Team aus 76 Personen

Die Industrie stehe derzeit vor verschiedenen Problemen, eines davon ist die Frage, in welchen Bereichen es möglich ist, die Produktion nach Deutschland zurückzuholen. „Das geht nicht so leicht“, schildert Ruskowski. In diesen Fällen sei Automatisierung wichtig, um fehlendes Personal zu ersetzen.

Neben den Mitarbeitern der SmartFactory sind Experten der Technischen Universität Kaiserslautern aus dem Fachbereich Werkzeugmaschinen und Steuerungen sowie Wissenschaftler des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), Forschungsbereich Innovative Fabriksysteme, an Bord. Sie alle arbeiten eng mit den Fachleuten aus den Mitgliedsunternehmen der SmartFactoryKL zusammen. Derzeit umfasse das Team 76 Köpfe, die in unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen arbeiten. „Wir haben ein internationales, diverses Team, sind familienfreundlich aufgestellt und haben im Vergleich zu den Studiengängen einen überdurchschnittlicher Frauenanteil von 25 Prozent“, schildert Ruskowski. Daran, dass schon Studierende den Weg in die SmartFactory finden, gibt es ein großes Interesse. Denn unter anderem sie sind es, die die Ideen und Visionen aus Kaiserslautern später in die Industrie bringen.

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