Kaiserslautern Silhouetten in Stoff

Was Claudia Gross „meine Quilts“ nennt, ist eine Mischung aus Quilten, Patchwork und Textilkunst. Klingt nach weiblicher Heimarbeit? Ist es auch. Und noch viel mehr, zu sehen in der Ausstellung „Yeah Baby, Dreamy“. Es ist die Übertragung ihrer Collagen, Scherenschnitte und Puzzles auf und in Textil – was durch das Nebeneinanderhängen in der kleinen Pop-up-Galerie 3Raum Kunst von Seph Itz gut rüber kommt, die Genese der Werke verständlich macht.

Immer sind es weibliche Silhouetten, meist im Muster versteckt, die das Werk von Duza, alias der in Kaiserslautern lebenden Künstlerin Claudia Gross, prägen. Sie strahlen sowohl ästhetische Jungfräulichkeit als auch exhibitionistische Sexualisierung aus. Für ihre Kollagen benutzt sie Magazine, moderne und welche aus den 50er und 60er Jahren. „Keine Pornos oder Sexheftchen, ganz normale, die auch Teenies lesen“, sagt Gross. „Wenn man die Silhouette aus dem Kontext nimmt, wird diese Sexualisierung noch deutlicher.“ Eine schmale Gratwanderung ist das, die Sexualisierung der Gesellschaft durch die Darstellung sexualisierter Silhouetten kritisieren zu wollen. Das ist Duza bewusst – und sie setzt auch ein großes Augenzwinkern hinzu. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sie diese Dichotomie fortsetzt mit ihrer Arbeit mit Textil. Wie der Galerist, Kunstsammler, Fotograf und Darstellungskünstler Seph Itz es ausdrückt, der Duzas Werke schon im vergangenen Jahr in seiner Galerie in Texas mit anderen Quilt-, Stick- und Textilkünstlern ausgestellt hat: „Die alten Techniken unserer Mütter wird aus den traditionellen Mustern herausgenommen und in zeitgemäße Kunst umgewandelt.“ Dass Quilts und Patchworkdecken traditionell ein Gemeinschaftswerk sind, setzt auch Claudia Gross um: „Meine Mutter musste extra für mich quilten lernen. Und wenn ich jetzt eine Idee habe, befragt sie ihre Nachbarn und Bekannten in North Carolina dazu, wie man das am besten umsetzen kann.“ Verschiedene Verfremdungstechniken wendet Duza auf eine Collage an: Etwa hat sie das Werk „The beaten generation“ – eine junge Frau im bauchfreien Oberteil vor einer Treppe, die in ein trostloses Wohngebiet mit Hochhäusern führt – auf dünnen Stoff drucken lassen, zerschnitten, verwebt. Es entstehen neue Muster, es verpixelt, verfremdet. Bei der „shattered version“ ist das Bild so gequiltet, dass es aussieht wie zerbrochenes Glas. Ans Rotlichtmilieu erinnert die Installation „Sleeping Beauty“: Eine Silhouette räkelt sich auf der Patchwork-Decke auf dem Bett (die Patchwork-Hintergründe werden in Nordamerika gefertigt, die scherenschnittartigen Silhouetten von Duza appliziert). Dahinter hängt ein Vorhang aus schwarzen Plastikscheiben, in die bikinitragende Silhouetten gestanzt sind. Auf dem Nachttisch steht ein „Little Regretor“, ein „Kleiner Bereuer“, eine Lampe mit weiblichen Silhouetten – auch hier ist das Augenzwinkern der Künstlerin, die Auseinandersetzung mit der Sexualität in der Gesellschaft, ganz offensichtlich präsent. Bis die Ausstellung am 19. April endet, will Claudia Gross immer da sein, um Kontakt zu den Besuchern zu knüpfen, Fragen zu beantworten. Auch hofft, sie, dass die Besucher zu einem Teil der Ausstellung, einer Performance, werden – wieder mit großem Augenzwinkern: freitags laden Seph Itz und Duza zu Cocktails (17 bis 22 Uhr), samstags zum „Afternoon tea“ und sonntags zum „Knit in“ (bitte Stricksachen mitbringen, jeweils 13 bis 18 Uhr) in die Galerie „3Raum Kunst“, Carl-Euler-Straße 28, Klingel: „Itz“.

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