Kaiserslautern Saftige Mieterhöhung macht bedürftigem Rentner zu schaffen

Dank „alt – arm – allein“ hat Hans nicht nur eine Waschmaschine, die funktioniert, er sei auch gegen Corona geimpft.
Dank »alt – arm – allein« hat Hans nicht nur eine Waschmaschine, die funktioniert, er sei auch gegen Corona geimpft.

Im Gespräch gibt Hans *) den Eindruck, dass ihn so schnell nichts aus der Fassung bringen kann. Dass aber der neue Eigentümer des Hauses, in dem er seit 1988 eine Wohnung angemietet hat, den Preis dafür so drastisch erhöhen will, kann er so einfach doch nicht wegstecken. 310 Euro für ein Zimmer mit Küche und Bad auf 33 Quadratmetern in Innenstadtnähe hat der 81-Jährige bisher bezahlt. Jetzt soll er dafür 545 Euro überweisen.

Mit seiner Grundsicherung von 720 Euro im Monat komme er sonst klar, gibt Hans zu verstehen. Weil das Sozialamt die saftige Mieterhöhung nicht mitträgt, muss er sich nun ein neues Zuhause suchen. Er ist nicht sehr zuversichtlich.

Hans wurde 1940 im „Saargebiet“ geboren. Seine Kindheit als jüngstes von sieben Kindern war, so wie er sie schildert, alles andere als schön. Er war der einzige Bub in der Familie und der einzige der neben der Schule noch „schaffe“ musste. Für einen Sack Kartoffeln beim Bauern zum Beispiel: „Spielen war nicht.“

Vom Vater gab’s häufig Prügel. „Mit Begeisterung“ sei er daher, nachdem er bei einem Diebstahl erwischt worden war, für zwei Jahre ins Jugendheim gegangen, erinnert sich Hans. Als die beiden Jahre vorbei waren, sei er einfach abgehauen und von da an mit Schaustellern unterwegs gewesen. „Wir sind überall in Deutschland rumgereist“, erzählt er. Später sei er mal mit einem Kumpel ins Ausland gegangen und habe elf Jahre in Spanien gelebt. Gearbeitet habe er dort auch – überall, wo er keine Papiere gebraucht habe. Es war harte Arbeit, erinnert er sich, „aber es war schon schön“.

1988 in Kaiserslautern gelandet

1988 ist Hans in Kaiserslautern gelandet. Gearbeitet hat er hier in verschiedenen Jobs in der Gastronomie, die Kumpels ihm vermittelt hatten. In einer Wirtschaft hatte er dann eine Asiatin kennengelernt und sie geheiratet. Nach drei Jahren war die Ehe geschieden. „Die hat gesehen, dass ich kein Geld hatte“, sagt er. Anfang der 90er Jahre hat irgendjemand Hans von der „Glockestubb“ erzählt und dass es dort kostenlos etwas zu essen gibt. Er nutzte gerne diese Möglichkeit, denn mit dem Selberkochen habe er es nicht besonders.

In der „Glockestubb“ ist Hans dann irgendwann Norbert Thines begegnet. Der damalige Vorsitzende von „alt – arm – allein“ habe ihn direkt zur Altenhilfe mitgenommen erzählt er. Seither sei diese ihm Stütze und Rückhalt in seinem Leben; er müsse nur anrufen. Dank „alt – arm – allein“ habe er nicht nur eine Waschmaschine, die funktioniere, er sei auch gegen Corona geimpft.

Ein Vorrat für die nächsten Tage

Hans kann kaum mehr sprechen, seine Stimmbänder sind schwer geschädigt und wegen einer neuen Hüfte geht er am Stock. Mit seinem Leben versucht er trotzdem klarzukommen, sich vor allem nicht hängen zu lassen „höchstens in den eigenen vier Wänden, wenn ich alleine bin“. In seiner Wohnung sei er aber nur zum Schlafen, erzählt er. Viel lieber sei er in der Stadt unterwegs wo er immer wieder mit bekannten und auch fremden Leuten ins Gespräch komme. „Auch mit Migranten“, unterstreicht er. Hier und da habe er auch schon mal jemandem bei irgendetwas helfen können und dafür dann einen Fünfer erhalten. Seit Corona sei jedoch vieles anders geworden: „Alle ziehen sich zurück.“

Am Ende unseres Treffens in der Geschäftsstelle von „alt – arm – allein“ packt Sabine Paulus von der Altenhilfe für Hans eine Tasche mit Konserven. Im Gespräch hatte er berichtet, dass er zwar seine Wohnung immer selber putzt und – solange sein Kreuz mitmacht – auch seine Wäsche selber wäscht, es mit dem Kochen aber nicht wirklich hat. Hans strahlt und nimmt den kulinarischen Vorrat gerne mit nach Hause.

*) Name der Redaktion bekannt

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